Ein Kripper und der Kaiser
von Willy Weis & Hildegard Funk
Der am 10.November 1894 in Kripp geborene Adolf Apollinaris BREUER, 1) der als junger Soldat 1914 auf Grund damaliger Kriegswirren des Ersten Weltkrieges an die Westfront verschlagen wurde, wurde als sechstes von sieben Kindern des Kripper Tagelöhners Adolf Breuer II. 2) und Ehefrau Theresia, geb. Ulrich in Kripp geboren und am 14. Nov. 1894 in Remagen in Gegenwart der Taufpaten Apollinaris Hecken und Anna Maria Gries 3) getauft.
Seine Familie wurde aufgrund der recht umfangreichen Familiennamen der Breuers in Kripp offiziell unter der Ordnungszahl der Familienfolge als Breuer II. geführt. 4) Laut Militärpass war der Vater bereits vor Beginn des Ersten Weltkrieges verstorben.
Nach seiner in Kripp verbrachten Kindheit begann seine militärische Laufbahn als Ersatz-Rekrut am 15. Okt. 1914 beim 1. Ersatz Bataillon des Reserve Infanterie-Regiments 25. Nach einem Monat gelangte er durch Versetzung zum Feld-Infanterie 37 an die Westfront nach Frankreich, wo er in der 11. Kompanie des Infanterie Regiments diente,was im berüchtigten Champagner Sektor als kämpferisch recht aktiv bekannt galt, insbesondere bei den Kampfhandlungen bei Souain, Perhes, les Hurlus und Beausejour. |
Adolf
Breuer links unten
Wegen
einer bei einem Gefecht am 8. Juni 1815 erlittenen Gesichtsverletzung
durch Granatsplitter am rechten Ohr und Wange erfolgte eine
Notbehandlung im Feldlazarett von Donai mit nachfolgender stationärer
Behandlung im Reserve-Lazarett Dörnhausen bei Bad Homburg v. d. Höhe
bis 2. Juli 1915.
Zur anschließenden schonenden Genesung erfolgte
bis zum 9. April 1916 eine Spezialausbildung beim Infanterieregiment
68, wo er nach Ausbildungsende zum Fronteinsatz als Elitekämpfer zur
4. Sturmkompanie des berühmten Sturmbataillon Nr. 5 (Rohr) des 35.
Pionier Ersatz Bataillon zu Kampfeinsätzen abkommandiert wurde. 5)
Die Kompanie bestand ausschließlich aus 19-21 jährigen körpergestählten Musketieren mit stahlharten Nerven, die unter Führung des legendären Hauptmann Rohr ihre Ausbildung, insbesondere im offensiven Nahkampf mit Handgranaten und Bajonett, als flexible geschlossene offensive Kampftruppe erhielt. 6)
Das Geheimnis des militärischen Erfolges der Rohr-Kompanie lag in der Bildung eines neues Konzeptes in der Vorbereitungsphase mittels exakter Aufklärung feindlicher Stellungen und der praktischen militärischen Erfahrung entschlossener Männer. Ein jeder der Sturmtruppe konnte selbst bei Dunkelheit durch Positionierung der Angriffskolonnen mit der Taktik eines „modernen“ Sturmangriffes Verwirrung und Irritationen an der Feindfront stiften.
Der Militärpass von Adolf Breuer:
Bildmaterial einzusehen auf: www. Kaiserscross.com
Aufgrund von erfolgreichen Kämpfen nach der neuen angewendeten Taktik von Juni bis August 1916 in den Kampfabschnitten Caillette-Wald, Fleury und Chapitre-Wald wurde die Oberste Heeresleitung in Berlin auf die Elite von Frontkämpfern aufmerksam. Der Kaiser mit seiner Entourage wollte den verwegenen Kompanieführer Wilhelm Rohr mit seinen neuen taktischen Ideen so realistisch wie möglich kennen lernen. Zu diesem Zweck stattete er am 14. August 1916 einen Besuch an der Westfront bei Doncourt ab, wo die 4.Sturmkompanie des Sturmbataillon Nr. 5 unter Hauptmann Rohr ihm eine Kampfdemonstration unter „Einsatzmäßigen Bedingungen“ nach seiner Taktik zur vollen Zufriedenheit und Begeisterung des Kaisers vorführte und zum Lieblingsbataillon des Kaisers avancierte. 7)
Wegen voraus gegangenen hervorragenden militärischen Leistungen und Tapferkeit vor dem Feind wurde der Elitekämpfer Adolf Breuer aus Kripp nach dieser Vorführung persönlich durch den Kaiser Wilhelm II. am 16.August 1916 im Felde mit dem EK 2 ausgezeichnet. 8)
Ordensverleihungszeremonie vom Kaiser an die Truppe
Ein persönlicher Kontakt und Händedruck mit dem fast Gott gleichgestellten Kaiser war für den damaligen Zeitgeist ein fast unvorstellbares Ereignis im Leben eines Normalbürgers. Annähernd ein Jahr danach wurde ihm wegen Tapferkeit vor dem Feind in unzähligen Kämpfen am 1. Juli 1917 das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. 9)
Nach dem Kriegsende gründete Adolf Breuer in Düsseldorf um 1930 eine Familie, die er durch Arbeit als Oberfeuerwehrmann ernährte. 11)
Quellen:
1) Familienbuch der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul, Remagen 1649-1899, Dr.
Hentschel, S.114, lfd. Nr. 533.6
2) wie 1, lfd. Nr. 533
3) wie 1
4) wie 2, jedoch siehe dazu Vermerk 1
5) Militärpaß Adolf Breuer / www. Kaiserscross.com
6) Willy Martin Ernst ROHR (*19.5.1877 Metz,+ 8.3.1930 Lübeck) preußischer
Offizier mit maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Sturmbataillone im 1. WK,
späterer Kommandeur der Sturmbataillone, Oberstleutnant der Reichswehr.
Quelle: „Ehrenbuch von Eberhard Graf von Schwerin“ (Wikipedia)
7) www.kaiserscross.com
8) wie 5, Orden und Ehrenzeichen
9) ebda.,
10) wie 5
11) www.kaiserscross.com
Gasversorgung Kripp ab 1907
von Willy Weis & Hildegard Funk
In früheren Jahren hatte jede Stadt ihr eigenes Gaswerk, in dem die Energie Gas aus Kohle gewonnen wurde und als Nebenprodukt Gaswerkskoks anfiel. So auch in Remagen ab Dezember 1900, dessen recht auffälliger runder Gaskugel-behälter bis nach dem 2.Weltkrieg nähelich der Bahnlinie an der Bundesstraße 9 in Höhe der Straße „Zum Wässiger Tal“ stand.
Nach Beschlussfassung des Remagener Stadtrates von 1905 1) sollte die Ortschaft Kripp unmittelbar nach Erweiterung des Remagener Gaswerkes mit einem Sechser Brennofen energiemäßig an die städtische Gasanstalt angeschlos-sen werden. Ab Oktober 1906 begann man mit den Verrohrungsarbeiten für Kripp entlang der heutigen Mittelstraße zur Ortsmitte bis zum späten Frühjahr 1907. 2)
Im gleichen Jahr erfolgten bereits die ersten Hausanschlüsse, die die örtlichen Haushalte mit dem toxischem Gas des städtischen Remagener Gasbetriebes versorgten.
Zeitzeugen zufolge wurden auch die damaligen Motoren der Wasser-turmpumpen mit dem städtischen Gas betrieben. 3) Gleichzeitig begann man mit der Umrüstung der drei seit 1866 mit Mineralöl betriebenen Straßenlaternen im Ort auf Gasbetrieb. Am „6ten April 1907“ ersetzte erst-mals das hellere Licht der Gaslaternen das bisherige blässliche Licht der verschnörkelten gusseisernen Straßen-beleuchtung. 4) Diese auf Gasbetrieb umgestellte Straßenbeleuchtung wurde von städtischen Bediensteten bei aufkommenden Tagesanbruch mittels einer Stange mit Haken am Laternenkopf gelöscht und bei eintretender Dunkelheit wieder entflammt. Letzter Mann im Laternendienst war der Kripper Kefferpütz. 5) |
Im Laufe der Jahre kam es zwangsläufig aus Rentabilitätsgründen zur Stilllegung der kleineren hiesigen Gaswerke. Im Zuge der Flurbereinigung wurden die Gaswerke Neuenahr (BV Berggeist) und Mayen (BV Rauscher-mühle) gegen die Stromversorgung in Remagen, Oberwinter und Rolandswerth mit der Energieversorgung Mittelrhein G.m.b.h Koblenz ausgetauscht.
Es erfolgte für unsere Region ein Anschluss an der aus Koblenz ankommenden Leitung des EVM-Netzes, wobei die hiesige Versorgung mit Gas vorerst aus dem Koblenzer Gaswerk erfolgte. Den zum Transport nötigen Druckaufbau bis Remagen erzeugte ein Kompressor.
Seit
Kriegsende erfolgt die Gasversorgung im Bereich der EVM
ausschließlich durch Ferngasbezug von der Ruhrgas-AG Essen über
Gasfernleitungen.
Das linksrheinische mit Ferngasleitungen
verbundene Versorgungsgebiet der Energieversorgung Mittelrhein, im
Kürzel EVM genannt, erstreckt sich im hiesigen Bereich von Koblenz
über Andernach und Remagen bis Rolandswerth, wobei sich in Sinzig
eine Abzweigung nach Ahrweiler befindet.
Um jedoch zukünftig eine ausreichende weiträumige Energieversorgung der links-rheinischen Gebiete mit Erdgas zu sichern, entschied man sich 1955 für die Verlegung einer Ferngasleitung, die den Westerwald mit dem linksrheinischen Versorgungsgebiet verband.
Der Planungsidee zufolge sollte das rechtsrheinische Gas über den Rhein mittels einem Gasdüker linksrheinisch zu einer neuen Übernahmestation im Kripper Feld gelangen, um von dort aus eine Aufspeisung des EVM-Fernleitungsnetzes im nördlichen Teil des Versorgungsgebietes zu gewähr-leisten. Für dieses Vorhaben stellte die Ruhrgas-AG den Anschluss an das Ferngasnetz durch den Düker her, und die EVM baute die im Kripper Feld am heutigen Sportplatz liegende Übernahmestation als Reglerstation und eine Verbindungsleitung bis zur ihrer vorhandenen Leitung an der Bundesstraße 9.
Zu diesem Zweck wurde für die Rheinüberquerung von Kripp nach Linzhausen in Höhe der gegenüberliegenden Burg Ockenfels bei Stromkilometer 630.7 ein unterirdisch verlaufender Gasdüker verlegt. Hierzu wurde mit einem Großbagger im Rheinbett, quer zum Strom verlaufend, ein tiefer Graben für die Aufnahme der Rohrleitungen ausgehoben und der 320 m lange Düker mit starken Drahttrossen von Kripp Zentimeter für Zentimeter auf die gegenüber liegende Rheinseite gezogen. Für den Zeitraum dieses Vorhabens wurde eigens die tal-und bergwärts fahrende Schifffahrt eingestellt |
Die zum Schutz der Isolierung mit einer Bitumendecke und 13.000 Dachlatten gut eingepackten Gasrohre mit einem Gesamtgewicht von 50 t, wovon sich das Gewicht im Wasser auf 17,7 t reduzierte, wurden nach deren Verlegung zum Schutz gegen evtl. Beschädigungen durch Schiffe, wie Ankerwurf, etc. mit einer 2 m starken Überdeckung aus einem Sand-Kiesgemisch ein-gespült. Aus Sicherheitsgründen und zur Warnung der Rheinschifffahrt wurde am dortigen Leinpfad in Höhe Haus 66 ein Ankerverbotsschild angebracht. 6) Der weitere Verlauf der 200 mm im Durchmesser dimensionierten Gasrohre verläuft über die Breslauer Straße bis zur Römerstraße, um im versetzten Richtungsverlauf in das im Kripper Feld vor der Bahntrasse Köln-Koblenz befindliche Gashäuschen einzumünden. Von dort erfolgte die Aufspeisung in das an der Bundestraße 9 liegende EVM Ferngasnetz für den nördlichen Teil des hiesigen Versorgungsgebietes. |
Erdgas ist ungiftig. Das Einatmen ist völlig ungefährlich. Früher wurde so genanntes Stadtgas verwendet. Dieses war giftig und führte zu dem allgemeinen Vorurteil, dass Gas generell gesundheitsschädlich ist. Erdgas ist weder toxisch noch krebserregend. Sein Hauptbestandteil Methan sollte aber als potenzielles Treibhausgas nicht unverbrannt in die Atmosphäre entweichen. Zur Wahrnehmung von austretendem Erdgas wird diesem in geringster Konzentration ein stark riechender Geruchsstoff beigemischt (Odonierung). Der ungefährliche Stoff ist stark riechend und wird so bereits bei einer Konzentration von einem Prozent – und damit weit unterhalb der Gefahrengrenze – wahrgenommen.
Die heutige Gasversorgung des Ortes erfolgt über Leitungsstränge von 13,3 km Hauptrohr und 7,1 km Hausanschlussrohr. 631 Hausanschlüsse versorgen Kripp 7) mit dem nötigen Energieträger. Der Gasverbrauch belief sich für Kripp in 2010 auf 23.330.325 m³ . 8)
Noch heute versorgt „EVM“ die Kripper Haushalte und gewerbliche Betriebe mit Erdgas. Sie beschafft das Gas direkt bei verschiedenen Händlern sowie unmittelbar an den Handelsmärkten in Deutschland und den Niederlanden. Die Händler, bei denen EVM die Mengen für Remagen-Kripp beschafft, beziehen ihr Gas wiederum aus verschiedenen Lieferverträgen aus Deutschland und den Niederlanden. Durch eine möglichst breite Streuung auf unterschiedliche Bezugsquellen ist es stets das Ziel unseres Gasversorgers, den bestmöglichen Preis für ihre Kunden zu realisieren.
Quellen:
1)
Chronik der Stadt Remagen von 1879-1931, Klaus Flink, Heft 6, S.17
2)
Kripper-Tagebuch des Georg Valentin, S.14
3) mündliche Angaben
Georg Breuer, Kripp
4) Kripper-Tagebuch des Georg Valentin,
S.14
5) Zeitzeuge Michael Schumacher, Kripp +
6) ZA,
„Stahlwurm“ fraß sich durch das Rheinbett“, vermutl 1955,
Nr.179, Zeitung unbekannt
7) Stand 2010, Auskunft EVM
8) Stand
12/2011, Auskunft EVM
Die erste eiserne Gierponte
(1893 – 1926)
und
spätere Querseilfähre
(1926 – 1937)
von A. Bohrer
Foto: Stadtarchiv Linz BA 91
Vorgeschichte:
Als Karl Benz 1886 das erste Motor betriebene Kraftfahrzeug erfand, konnte er noch nicht ahnen, was für Auswirkungen seine Erfindung auf die Geschichte und die Entwicklung der Fähren haben wurde.
Zwar gibt es Fähren schon viel länger als Automobile, aber die technische Entwicklung änderte sich bis dahin nur langsam und in geringem Umfang, da sie bis dahin nur Menschen, Vieh und kleine Karren, später dann auch Pferde-fuhrwerke und Kutschen zu transportieren waren. So entwickelten sich die bis dahin genutzten Fährschalden und „fliegenden Brücken“ nur langsam weiter.
Die Schalden waren offene, flach gehende Kähne mit an beiden Enden abge-flachten Kopfenden, über die die Fuhrwerke und Karren leichter an Bord gebracht werden konnten. „Fliegende Brücken“ waren größer und bestanden aus zwei Kähnen, die mit einer Plattform miteinander verbunden waren. Sie wurden an Seile gehängt, mit denen sie über den Fluss gieren konnten. Im Gegensatz dazu, konnten die kleineren Schalden auch gestakt oder gerudert werden.
Durch Ihre Bauart bedingt, sie wurden aus Holz gefertigt, waren beiden in Ihrer Konstruktion Grenzen gesetzt in Bezug auf Größe und Tragfähigkeit. Mit der zunehmenden Industrialisierung und der Automobilisierung kamen die alten, hölzernen Gierponten an Ihre Leistungsgrenzen, sie waren schlichtweg zu klein oder verfügten über nicht mehr genügend Tragfähigkeit, um auch moderne Kraftfahrzeuge sicher übersetzen zu können. Es mussten neuen Konzepte entwickelt werden, neue und größere Fährschiffe mit mehr Tragfähigkeit und stabileren Oberdecks, so dass auch moderne Lastkraftwagen transportiert werden konnten. Dies erforderte ein vollständiges Umdenken beim Bau der Fährschiffe, weg vom traditionellen Holzbau, hin zum Eisenbau. Ein aus Eisen gebauter Schiffsrumpf ist bei gleicher Größe leichter, stabiler und er besitzt automatisch eine höhere Tragfähigkeit. Dadurch wurde es möglich größere Fährschiffe zu bauen.
Auch unsere Linzer Fähre war von dieser Entwicklung betroffen. Doch bevor es soweit ist, müssen wir noch ein bisschen weiter in der Geschichte, speziell für die Linzer Fähre ausholen. Bei der Linzer Fährgerechtsame, die hier immer wieder erwähnt werden wird, handelt es sich um ein sogenanntes „Fährregal“. „Regalien“ waren im Mittelalter durch die herrschenden Könige verliehene Rechte, wie z.B. das Zoll-. Jagd-, Fischerei- oder Fährrecht.
Die Stadt Linz war Jahrhunderte lang im ungestörten Besitz der beiderseitigen Überfahrtrechte, existierte doch gegenüber der Stadt Linz keinerlei Besiedlung. Dies änderte sich 1701 mit der Gründung von Kripp und dem Bau des ersten Hauses, genehmigt durch Jan Wellem, Kurfürst von der Pfalz und Herzog von Jülich-Berg. 1706 vergab nun Jan Wellem seinerseits ein Fährrecht vom linken zum rechten Ufer. Dabei berief er sich darauf, das ja nun auch auf Kripper Seite eine Besiedlung vorhanden sei. Somit gab es nun das neue Fährrecht vom linken zum rechten Ufer (von Kripp nach Linz) und das alte Linzer Fährrecht, eingeschränkt auf die Überfahrt vom rechten zum linken Rheinufer.
Dass dies der Stadt Linz nicht gefallen konnte, ist nicht schwer nach zu voll-ziehen, und so kam es zu einem 24 Jahre dauernden Fährkrieg. 1730 schließlich gelang eine Einigung, nachdem sich die Stadt Linz zur Zahlung von jährlich 6 Goldgulden an die kurpfälzische Kasse in Sinzig verpflichtet hatte. Doch die Ruhe währte nicht lange: 1796 besetzte Frankreich das linke Rheinufer und nahm fortan das Fährrecht vom linken zum rechten Ufer in Anspruch, und zwar unter Berufung auf die Tatsache, dass das Fährrecht von links nach rechts Sinzig gehöre, da ja hierfür von der Stadt Linz seit 1730 eine Pacht gezahlt wurde. Einsprüche seitens der Stadt Linz bei der französischen Regierung wurden mehrfach ignoriert.
Als die Rheinlande 1814 unter preußische Verwaltung kam, erneuerte die Stadt Linz wieder einmal ihre Ansprüche, auf Rückübertragung der beiderseitigen Überfahrtrechte, doch ohne Erfolg. Es vergingen weitere Jahre mit der komplizierten Situationen, die einen vernünftigen Fährbetrieb so nicht zuließ. Zwar versuchten die Pächter sich untereinander abzusprechen, aber dies war nicht so einfach und brachte auch Schwierigkeiten bei der Gleichstellung der Fährgäste mit sich.1832 schließlich hatte der preußische Staat ein Einsehen und unterbreitete der Stadt Linz ein Angebot, indem er das Fährrecht vom rechten zum linken Ufer gegen Zahlung einer jährlichen Rente übernehmen wolle.
Mit dem Vertrag vom 13. Oktober 1832 verpflichtete sich der preußische Staat zur Zahlung einer jährlichen Rente von 150 Talern und zur Einrichtung eine Gierbrücke, zur Erleichterung des Fährverkehrs zwischen Linz und Kripp. Dafür trat ihm die Stadt Linz ihre Jahrhunderte alte Gerechtsame ab, womit nun der preußische Staat das Recht zur beiderseitigen Überfahrt besaß.
Aus den Vertragsunterlagen, abgeschlossen zwischen den Linzer Fährpächtern und dem preußischen Staat, vertreten durch die Provinzialverwaltung Neuwied, ist unter den Pachtbedingungen zu entnehmen, das der neue Pächter bei Beginn der Pacht die dem Staat gehörenden Fährgerätschaften übernehmen musste. Diese wurden am Anfang und am Ende der Pachtzeit taxiert, die Differenz (Wertausgleich) musste der abgehende Fährpächter in bar ausgleichen.
Die 1848 gelieferte, hölzerne Gierponte, war mit einem Kostenaufwand von 10.000 Mark auf Staatskosten gebaut worden. Der abgehende Fährpächter Rahm Junior, der seit 1870 Fährpächter war, hatte die Fährgerätschaften mit einem Wert von 6.548,45 Mark übernommen. Zur Ausschreibung am 12.10. 1885 wurde der Wert der Fährgerätschaften auf 5.190 Mark taxiert, so dass Rahm Junior 1.358,45 Mark in bar als Wertausgleich zahlen musste.
Ab 1. Januar 1886 war der Schiffer Christian Lurz, der neue Pächter der Fähre. Er erhielt den Zuschlag auf 12 Jahre. Völlig unerwartet verstarb er, am 21.03.1890. Seine Frau, die Witwe Gertrud Lurz, geborene Hammerstein, stellte
daraufhin den Antrag, man möge Ihr das Pachtverhältnis erhalten, sie stelle den Schiffer Peter Gemünd aus Linzhausen als Fährmeister ein. Ihr Schwager, Simeon Lurz, der bisher schon immer auf der Fähre mitgefahren war, sollte ebenfalls als Fährmeister weiter dort tätig bleiben. Dem Antrag wurde nach Stellung einer Kaution von 7.500 Mark zugestimmt. Sie erhielt den Pacht-vertrag zum 01.01.1891 übertragen.
In einem Bericht des Hauptsteueramtes Neuwied wird erwähnt, das beide, Peter Gemünd und Simeon Lurz, das Rheinschifferpatent haben und somit als Fährmeister befähigt sind. Aus den Akten des Stadtarchiv Linz geht auch hervor, dass Simeon Lurz und die Witwe Lurz zu diesem Zeitpunkt zu gleichen Rechten Pachtteilhaber waren.
Im Frühjahr 1891 beschwert sich die Witwe Lurz über Simeon Lurz, er habe die Fähre sehr vernachlässigt. Der Wasserbauinspektor Bretting von der Strombau-verwaltung, der als Sachverständiger hinzugezogen wurde, weist die Beschwer-de als unbegründet zurück. Im Mai 1891 tritt der Schiffer August Römer aus Mühlheim / Ruhr als Brückenknecht ein. Auch er muss nachweisen, dass er ein Rheinschifferpatent besitzt.
1892 war der Zustand der hölzernen Gierponte altersbedingt höchst bedenklich geworden. Dazu kam, das die Einnahmen, seit dem die Witwe Lurz Buch führte, sehr niedrig ausgefallen waren. Für das Jahr 1890 gab sie an, sie habe seit dem Tod Ihres Manns nur 4.550 Mark eingenommen. 1891 seien es 7.202 Mark gewesen und in den ersten Monaten des Jahres 1892 bis zum Beginn der Vertragsverhandlungen wären es nur 2.623 Mark gewesen. Daher begann Sie mit der Provinzialverwaltung über die Beschaffung einer neuen Gierponte auf Staatskosten und über die Verlängerung der Fährpacht zu verhandeln.
Der Wasserbauinspektor Bretting befürwortet den Bau einer neuen Gierponte und zwar aus Eisen. Schließlich einigte man sich dahingehend, das die Witwe Lurz von der Zahlung des taxierten Minderwertes für die staatliche Ponte entbunden wurde, sie dafür aber eine eigene, eiserne Gierponte beschaffen solle. Der Pachtzins wurde auf 1590 Mark festgelegt und die Pachtzeit ab dem 01.01. 1893 um weitere 12 Jahre verlängert. Von einer Teilhaberschaft mit Ihrem Schwager Simeon Lurz, war in den Verträgen keine Rede mehr.
1893 (Eiserne Gierponte am Längsseil)
Im Juli 1893 war es dann soweit, die von der Pächterin Witwe Lurz fur 10.000 Mark (Goldmark) angeschaffte eiserne Ponte wurde durch die Strombauver-waltung abgenommen. Erklärend muss dazu gesagt werden, das nur der Rumpf aus Eisen war, das Deck und die Aufbauten bestanden weiterhin aus Holz. Durch den eisernen Rumpf war es nun möglich, die Ponte größer und leichter als ihre Vorgänger zu bauen, womit eine größere Tragfähigkeit erreicht und genügend Platz für Pferdefuhrwerke und Motorwagen geschaffen wurde.
Nach einem weiteren Umbau (1926), war dann auch ausreichend Platz für größere und moderne Lastkraftwagen vorhanden, so dass man bei dieser Gierponte tatsächlich vom Urahn der Linzer Autofähren sprechen kann.
AK: Wwe D. Brückmann, Linz / Rhein, Ansicht um 1904,
Quelle: Stadtarchiv Linz BA 1190
Die alte hölzerne Gierponte von 1848, die ja noch dem preußischen Staat gehörte, wurde ausrangiert und allein gelassen. Sie versank einige Zeit später in den Fluten des Rheins. Sie wurde am 17.07.1893 fur 54 Mark inklusive Inventar an einen Janssen versteigert. Was dieser damit anstellte, ist leider nicht über- liefert.
1896 und 1901 stellte die Witwe Lurz den Antrag, der Staat, vertreten durch die Strombauverwaltung, möge Ihr die eiserne Gierponte abkaufen, doch die Anträge wurden abgelehnt.
Bei dem am 30.08.1904 öffentlich angesetzten Termin zur Versteigerung der Fährpacht auf 6 Jahre fand sich kein Bieter, erst die Erhöhung auf 12 Jahre hatte Erfolg. Johann Kill aus Linz bot 1000 Mark, Alexander (Joseph) Lurz aus Linz-hausen (der Sohn der Witwe Lurz, den alle nur „Alex“ nannten), bot 1200 Mark und Johann Breuer 1250 Mark. Zuschlag erhielt „Alex“ Lurz aus Linzhausen.
Johann Kill erhob dagegen Einspruch, er habe zum Ende hin 1300 Mark geboten, was der Versteigerer wohl überhört habe. Der Einspruch wurde vermutlich abgelehnt, jedenfalls findet sich dazu nichts in den Akten. Das Johann Breuer den Zuschlag nicht erhalten hat, konnte mit seinem Leumund und mit einem anonymen Beschwerdebrief zusammen hängen, der bei der Stadt Linz von einem Unbekannten eingereicht worden war.
In diesem wurde behauptet:
„Am 25.07.1888 sei ein Fährnachen umgeschlagen und dabei ein Mann aus Kripp ertrunken.
Der Fährpächter Breuer soll dabei bis halbwegs Remagen abgetrieben sein.Er solle Betrunken gewesen sein und das er sich häufiger in diesem Zustand befinde. Es seien überhaupt traurige Verhältnisse bei der Fährponte, da der Pächter Lurz niemals nüchtern, sondern Tag für Tag von früh bis spät besoffen sei. Von den 3 auf der Ponte beschäftigten Leute seien meistens 2 zugleich betrunken.“
Der Absender dieser Mitteilung konnte nicht ermittelt werden und der Ober-steuerkontrolleur berichtete, das Klagen gegen Lurz bislang nicht erhoben worden seien. Der ebenfalls in dem Brief erwähnte Unfall sei auch nicht in einem Kahn der Fähre, sondern in einem Privatkahn passiert; ein nicht von Lurz eingestellter Mann namens Breuer habe über gefahren.
01. Januar 1914 (Pächter Albert Dörries)
Ab 01. Januar 1914 ging die eiserne Gierponte in den Besitz des neuen Pächters, dem früheren Lehrer und Wirt Albert Dörries aus Kripp über.
Er hatte bei der Ausschreibung im Mai 1913 den Zuschlag bei einer Gebotshöhe von 1200 Reichsmark (Jahrespacht) erhalten. Er verpflichtete sich gegenüber der Wasserstraßendirektion, binnen einer Frist von einem Jahr, die Gierponte in eine frei fahrende Fähre umzuwandeln sowie die dazu nötigen Uferbauten auf eigene Kosten auszuführen.
Weiterhin sollte er auch ein Motorboot zum Übersetzen von Personen halten.
Durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs kam es aber nicht mehr dazu. Der Fähr-dienst wurde wegen der Verlegung der Kölner Schiffsbrücke nach Linz ausge-setzt. Dörries erhielt zwar eine Beteiligung am erhobenen Brückengeld und setzte bei geöffneter Brücke Personen mit seinem Motorboot über, doch waren die Einnahmen durch den Krieg und in den Folgejahren gering. Er konnte oder wollte die Auflagen auch in den Folgejahren nicht erfüllen. Im März 1915 wurde die Kriegsbrücke wieder abgebaut. Zu den ganzen Unwägbarkeiten, die der Fährbetrieb mit sich brachte, kamen in den späteren Kriegsjahren auch noch Materialprobleme hinzu. So beschwerte sich ein Fuhrunternehmer bei der Stadt Linz, das beim Auffahren auf die Gierponte sein Fahrzeug beschädigt worden und nur knapp einem Unfall entgangen sei und das nur, weil der Fährpächter Dörries unsachgemäß und fahrlässig gehandelt habe.
Dörries konterte dagegen, er hätte alles Menschen mögliche getan um ein Unglück zu verhindern und Schuld sei allein der Fahrer des Fuhrunternehmers, der grundsätzlich immer zu schnell auf die Ponte auffahre und auch diesmal zu schnell gefahren sei und so das Holzdeck der Ponte beschädigt habe, da das Deck alt und morsch sei. Schuld sei weiterhin die ausbleibende Versorgung mit geeignetem Ersatzholz für das Deck und wenn es mal geliefert wurde, sei es von so minderer Qualität, dass es nicht lange vorhalte. Wie sich die beiden geeinigt haben ist leider nicht überliefert.
April 1920 (Verpachtung an die Städte Linz und Remagen)
Ab April 1920 wurde die Rheinfähre an die Städte Linz und Remagen verpachtet. Dazu wurde die Linz-Kripp GmbH mit einem Gründungskapital von nur 14.000 Reichsmark gegründet. An Betriebsmittel standen die Gierponte und das Motorboot zur Verfügung. Auch der Linz Kripp GmbH, wurde von der Wasserstraßendirektion Köln (dem Nachfolger der Strombauverwaltung) die Auflage zur Anschaffung einer frei fahrenden Fähre gemacht. Seit in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhundert die ersten Dampfschiffe den Rhein befuhren und die traditionelle Treidelschiffahrt zu ersetzen begannen, wurde es immer wichtiger, die Behinderung des Schiffsverkehrs durch die vielen Gierseilfähren zu beseitigen. Auch die Linzer Gierponte machte da keine Ausnahme, da sie an der Ahrmündung verankert war und so das Fahrwasser, wenn die Fähre auf der Linzer Seite lag, für die Schifffahrt völlig gesperrt war. Immer wieder kam es vor, das Schiffe das Längsseil übersahen oder nicht mehr rechtzeitig stoppen konnten, so das das Seil oftmals riss und die Gierponte teilweise bis nach Remagen abtrieb. „Das Verlangen der Wasserstraßendirekt-ion, die Gierfähre am Längsseil in eine frei fahrende Fähre umzuwandeln, konnte bis 1926 nicht erfüllt werden, weil die finanziellen Mittel hierzu noch nicht vorhanden waren. Es erfolgte eine Einigung mit dem Wasserstraßenamt Köln dahingehend, dass Anstelle der Längsseilfähre eine solche am Querseil beschafft werden sollte. Dies bedeutete eine wesentliche Verbesserung in der Fahrmöglichkeit der Fähre, da diese dann auch auf der Linzer Seite liegen bleiben konnte.“
Aus dem Geschäftsbericht von 1925
„Der Fährbetrieb musste wegen Eisgang vom 5. bis zum 12. Dezember 1925 und wegen Hochwasser vom 23. Dezember 1925 bis zum 07. Januar 1926 eingeschränkt, bzw. eingestellt werden. Eine Überholung der Fähre war beabsichtigt, konnte jedoch wegen des früh einsetzenden Verkehrs im Frühjahr nicht durchgeführt werden. Es soll dies im Herbste, bzw. Winter nachgeholt werden.“
Mit Schreiben vom 11. Dezember 1925 forderte das Wasserbauamt Köln, laut Vertrag vom 10.04.1920, die Gesellschaft auf, die Gierfahre durch eine frei fahrende Fähre zu ersetzen. Es wurden daher mit verschiedenen Werften und mit dem Wasserbauamt Verhandlungen eingeleitet, die allerdings noch zu keinem Ergebnis geführt haben.
Quelle: C2, E5, A4,A5 aus Band 3
Foto: Stadtarchiv Linz BA 208, Rheinfahrt, Querseilfähre 1930er Jahre (1932 - 1934)
21. Oktober 1926 (Erste Querseilfähre)
Von 1926 an setzte man mit viel Hoffnung auf die umgebaute^Querseilfähre. Sie ist als die eigentliche Vorläuferin der heutigen Motorfähren zu betrachten, weil sie schon damals Wagen und schwere Lasten übersetzen konnte. Ihre Größe reichte zwar gerade mal zum Transport eines Lastkraftwagens mit Anhänger und einem PKW. Im Vergleich zur Längsseilfähre konnte die Querseilfähre jetzt aber auch an der Linzer Fährrampe liegen bleiben, ohne dabei den Schiffsverkehr auf dem Rhein zu stören. Somit war die Grundlage für einen regelmäßigen Übersetzverkehr geschaffen.
Quelle: C3,E5,D5
Das Prinzip des Gierens blieb gleich, nur das die Fähre jetzt nicht mehr an einem Längsseil, sondern an einem quer durch den Rhein gespanntem Grundseil hing. Durch entsprechendes „fieren“ (lösen) der seitlichen Halteseile und durch setzen (heben oder senken) der Seitenschwerter wurde die Querseilfähre so von der Strömung von Ufer zu Ufer getrieben. Eine Überfahrt konnte so bis zu einer viertel Stunde dauern.
Im Zuge des Umbaus wurde die Fähre auch erweitert, das seitliche angebaute Wartehäuschen, wurde um 1m weiter nach außen über gebaut, sodass die Fahr-spur nun ebenfalls 1m breiter wurde. Damit wurde es nun auch möglich, moderne PKW und große Lastkraftwagen zu befördern.
Zu den Abmessungen der Fähre liegen leider keine Daten mehr vor, aber anhand der Bilder lasst sich die Größe ungefähr abschätzen: Die Fahrspur bot einem PKW und einem LKW mit Anhänger Platz, also kann man bei der Rumpfbreite von etwa 4-5 Meter und bei der Länge von ca. 20 Meter (ohne Fährklappe) ausgehen. Nach einer Garagenbauverordnung aus den 1920er wurden die Mindestbreite von Tiefgaragenstellplätzen für PKW mit 2,35 m vorgeschrieben.
Demzufolge können wir bei der Ponte eine Fahrspurbreite von ca. 2 – 2,5m annehmen plus seitlich einen Rand für die Deckaufbauten und schiffstech-nischen Einrichtungen, was somit eine maximale Deckbreite von ca. 4 Metern ergibt.
Quelle: C3,E5,D5 aus Band 3
Aus dem Geschäftsbericht von 1926 bis 1929
„Die Ponte musste ausgefahren werden vom 19. bis zum 27. Juni 1926 wegen Hochwasser und vom 27. bis zum 29. Dezember 1926 wegen Eisgang.
Am 21. Oktober 1926 wurde der Betrieb am Querseil aufgenommen. Der Betrieb ist dadurch bedeutend erleichtert worden und die Betriebsart hat sich, wie zu erwarten war, recht gut bewährt.
Im Geschäftsjahr wurde die Fähre gründlich in Stand gesetzt,sodass sie jetzt in der Lage ist die größten Lasten befördern zu können. Das Wartehaus wurde um 1m über gebaut, wodurch die nutzbare Fläche der Fahrbahn gleichfalls um 1m breiter wurde.An der Warteraum wurde ein kleiner Abort angebaut.“
Quelle: A4, A5, A6 aus Band 3
Für das Geschäftsjahr 1927 wurde notiert:
„Der Betrieb am Querseil hat sich weiter gut bewährt. Die Lebensdauer der Seile beträgt rund ein halbes Jahr. Die Fähre musste wegen Hochwasser ausgefahren werden am 2. März, vom 08. bis zum 14. April, vom 28. September bis 01.Oktober und vom 11. bis zum 15. November 1927, sowie wegen Eisgang vom 20. bis zum 23. Dezember 1927. Ebenfalls wurde in diesem Jahr die Fähre mit elektrischer Beleuchtung (Akkumulatorenanlage) versehen.“
Quelle: A4, A7 aus Band 3
Im Geschäftsjahr 1928 wurde notiert:
„Die Fähre musste wegen Hochwasser ausgefahren werden vom 27. November bis zum 02. Dezember 1928 und wegen Eisgang vom 02. Februar 1928 bis 05. März 1929. In dieser Zeit wurde der Personenverkehr mit einer kurzen Unter-brechung durch Motorboote aufrecht gehalten, sodass auf der Strecke zwischen den Brücken in Bonn und Koblenz nur in Linz die einzige Übersetzmöglichkeit bestand, da alle anderen Fähren den Betrieb vollständig eingestellt hatten.“
Quelle: A4, A8 aus Band 3
15. Dezember 1937
Am 15. Dezember 1937 schlug für die vertraute Querseilfähre die letzte Stunde.
Foto: Verlag Gertrud Schäfer, Linz, Aufnahme ca. 1932-1935
Rede von Stadtbaurat i.R. Walter Fuchs:
"Entwicklung der Rheinfähre Linz-Kripp"
Die im Jahre 1848 gelieferte hölzerne Fahre tat ihren Dienst bis ins Jahr 1893, wo die Pächterin Wwe. Lurz in Linzhausen eine neue eiserne Ponte beschaffte, die 10.000 Mk kostete. …
... im Jahre 1921 wurde die Fähre dann an die beiden Städte Linz und Remagen verpachtet, die hierzu die heute bestehende GmbH mit einem Kapital von 14.000Mk gründeten. Die Fährgeräte bestanden damals aus der Fähre selbst und dem kleinen Motorboot.
An Betriebsmittel besaß die GmbH so gut wie nichts und musste dauernd mit Bankkredit arbeiten. Hierzu kam noch die Inflation und im Dezember 1923 ersuchte die Städtische Sparkasse Linz die Abdeckung des Schuldensaldos von 123.233.124.000.000.Mk. Es wurde nun zunächst eine kaufmännische Buchführung eingerichtet, die Fähreinnahmen mussten täglich abgeliefert werden und wurden an die Stadtsparkasse eingezahlt, so dass langsam eine Besserung in den finanziellen Verhältnissen eintrat. Durch die Mehreinnahmen und Über-schüsse im Laufe der Jahre war es dann möglich, auch die technischen Betriebs-mittel zu vervollkommen und zu vermehren.
Das Verlangen der Wasserstraßendirektion, die Gierfähre am Längsseil in eine frei fahrende Fähre umzuwandeln, konnte nicht erfüllt werden, weil die Mittel hierzu noch nicht vorhanden waren. Es erfolgte eine Einigung mit dem Wasserstraßenamt Köln dahingehend, dass anstelle der Längsseil-Fähre eine solche am Querseil beschafft werden sollte. Dies bedeutete eine wesentliche Verbesserung in der Fahrmöglichkeit der Fähre, da diese jetzt auch auf der Linzer Seite liegen bleiben konnte. Mit dieser Verbesserung ging Hand in Hand die Anschaffung zwei größere Motorboote. Auf der Kripper Seite wurde eine Schienenanlage geschaffen, um Boote aus dem Wasser zur Vornahme von Instandsetzungsarbeiten herausziehen zu können. Auf beiden Seiten wurden Beleuchtungsanlagen geschaffen, so dass der Betrieb auch bei Dunkelheit und auch wahrend der Nacht aufrecht erhalten werden konnte. Linz war die einzige Fähre, auf der man auch zur Nachtzeit übersetzen konnte. Außer dem Fähr-betrieb selbst beteiligte sich die Fährgesellschaft an anderen Unternehmungen, die zum Vorteil der Fähre gereichten. So wurde bei der Anlage des Strandbades Sinzig, gegenüber Leubsdorf, eine Mtorbootverbindung zwischen Linz und Strandbad und eine Fährverbindung zwischen Strandbad und Leubsdorf eingerichtet.
Aus der Geschichte der Rheinfähre Linz-Kripp
von Josef Siebertz (Stadtarchivar)
Die 1848 gelieferte hölzerne Fähre blieb bis 1893 in Betrieb, als die Pächterin Wwe. Christian Lurz eine neue eiserne Ponte für 10 000 Mark anschaffte. Der Schiffer Christian Lurz aus Linzhausen trat ab 1. Januar 1886 als Fährpächter auf. Nach seinem Tod übernahm seine Witwe vom 1.1.1891 bis 31.12.1904 den Fährdienst.
1920 wurde die Fähre an die Städte Linz und Remagen verpachtet, welche eine GmbH mit einem Kapital von 14 000 Mark gründeten. Die Fährgeräte bestand-en damals aus der Fähre selbst und einem kleinen Motorboot. Da die GmbH keine Betriebsmittel hatte, musste sie mit Bankkredit arbeiten. Im Dezember 1923 hatte sie 123 233 124 000 000 Mark Bankschulden. Nach der Inflation besserten sich die Verhältnisse.
Es war nur möglich, die Gierponte mit dem Längsseil in eine frei fahrende Fähre umzuwandeln; vorerst wurde eine solche mit einem Querseil angeschafft, so dass die Ponte auch am Linzer Ufer liegen bleiben konnte. Dazu kam dann die Anschaffung von 2 größeren Motorbooten. Da an beiden Ufern eine Be-leuchtungsanlage geschaffen wurde, war ein Betrieb auch nachts gewährleistet. Linz war die einzige Fähre am Mittelrhein, auf der man in der Dunkelheit übersetzen konnte.
Zur Verbesserung des Verkehrs zwischen Remagen und Kripp setzte man ein planmäßiges Motorboot ein. Auf die Anschlussverbindungen mit Sinzig und Remagen wurde großer Wert gelegt. Die GmbH konnte dadurch einen guten finanziellen Erfolg verzeichnen.
Seit 550 Jahren ist die Rheinfähre Brücke zwischen Westerwald und Eifel 1995
von Hermann Josef Fuchs
1893 schaffte die Pächterin Witwe Christian Lurz fur 10.000 Mark eine Eisenponte an. Das erste Motorboot läutete 1905 die technische Neuzeit ein. Von 1914 bis 1930 war Albert Dorries aus Kripp Fährpächter. 1920 wurde die Rheinfähre an die Städte Linz und Remagen verpachtet. Am 29. April erfolgte im Gebäude der Villa Nagel in Kripp die Gründung der Fährgesellschaft mit Eintragung im Register des Amtsgerichtes in Linz. Die Bürgermeister Dr. Paul
Pieper (Linz) und Josef Froitzheim (Remagen) besiegelten mit Unterschrift das Vertragswerk zwischen beiden Städten.
Von 1926 an setzte man mit viel Hoffnung auf die Querseilfähre. Sie ist als die eigentliche Vorläuferin der heutigen Motorfähren zu betrachten, weil sie schon damals Wagen und schwere Lasten übersetzen konnte.
Am 15. Dezember 1937 schlug für die vertraute Querseilfähre die letzte Stunde. Von der Fährgesellschaft Bad Honnef hatte man die Motorfähre „Franziska" erworben. In den schweren Kriegsjahren hat sie so manches Schicksal gesehen
und wurde manchem zur letzten Brücke. Die Franziska erhielt beim Bomben-angriff am 9. Februar 1945 einen Volltreffer. Dabei fanden der Fährmeister Peter Valentin, seine Ehefrau und weitere 16 Kripper Bürger den Tod.
Die Jahre des Zusammenbruchs wurden zu einem traurigen Kapitel in der Fährgeschichte. Nach den Kriegswirren erfolgte der Übersetzverkehr von Personen mit einem Nachen. Die französische Militarregierung genehmigte nur den Bau einer Querseilfähre. Der Neubau wurde bei der Firma Hilgers in Rheinbrohl in Auftrag gegeben.
Hochwassernotkapelle
von Willy Weis & Hildegard Funk
Eine kleine wunderschöne Kapelle in den Maßen von 6,87 m Länge und 4,25 m Breite ziert das Kripper Grundstück Quellenstraße 101, unmittelbar gegenüber der Einmündung Voßstraße gelegen. Grund für die Erbauung dieser Kapelle auf dem Hochpletau bei 66,2 NN war das Hochwasser, da die ehemalige Kripper Kapelle (Johannessaal genannt), die im Geburtsjahr Napoleons 1769 auf einer Meeresspiegelhöhe von 58,20 Meter errichtet, des öfteren von Hochwasser überflutet wurde. Dieser ehemalige Johannessaal in der Quellenstr.34 dient heute als Wohnhaus.
Foto: W.Weis 2010
Der Überlieferung und den wenigen vorhandenen Unterlagen nach soll das kleine sakrale Bauwerk als Hochwassernotkapelle durch eine Stiftung des Grafen Spee von Schloss Ahrental den Krippern zur Unterbringung des Aller-heiligsten während des bei Hochwasser überfluteten Johannessaales ab 1845 in einer fünfjährigen Bauphase errichtet worden sein, damit die Kripper auch in Notzeiten ihren Gottesdienst verrichten konnten. Auf Verlangen der Kripper Gläubigen an den Remagener Pfarrer und Denfinitor Windeck, eine kleine Kapelle zur Aushilfe in den Zeiten der Not zu Kripp zu errichten, erhielt dieser zwei Wochen nach seiner Anfrage von dem hochwürdigsten Herrn Bischof die Erlaubnis zur Grundsteinlegung, die am 8. September 1845 durch den Remagener Vikar Schauppmeyer, stellvertretend für den an einem Schwächean-fall erkrankten Herrn Definitor Windeck erfolgte.
Nebst einer knappen Baubeschreibung meldete am 7. Dezember 1846 Vikar Schauppmeyer der bischöflichen Behörde den Vollzug des Kapellenbaues. Auf die Anfrage des Bischöflichen Generalvikars vom 18.12.1846 über Einzelheiten dieses Kapellenbaues teilte Dechant Klein des Dekanates Ahrweiler zu Nieder-breisig am 7. Januar 1847 informationshalber mit, „...daß die Kapelle noch nicht fertiggestellt sei. Neben den Fenstern, der Türe, einem ordentlichen Fußboden fehle noch die gesamte Inneneinrichtung. Die Unterhaltung des Baues sei keineswegs gesichert und müsse durch Beiträge geschehen und die Übertragung des Bodens, auf dem sie errichtet wurde, sei nicht durch einen rechtsgültigen Akt geschehen. Sie sei darüber hinaus zu klein (Maximum 20- 30 Personen fassend) und des-halb ungeeignet, darin das hl. Messopfer darzubringen. Der Kripper Gemeinde könnte sie höchstenfalls als Heiligenhäuschen dienen.“
Daraufhin sah sich der Remagener Pfarrverwalter Schauppmeyer veranlasst, am 11.1.1847 das Bischöfliche Generalvikariat über die näheren Umstände des Baues dieser neuen Kripper Kapelle zu berichten und 4 Tage später einen geschlossenen Vertrag über den Ankauf des Bodens, auf dem die Kapelle errichtet ist, zu übersenden. Am 2. Januar 1849 wurde dem Remagener Pfarrer Knoeppel durch Generalvikar Martini des Bischöflichen Generalvikariats in Trier die vom 23.Dez.1848 erbetene Erlaubnis der Einsegnung der Kapelle „und das hl. Messopfer darin in dem Falle darzubringen, wo dieses in der alten Kapelle nicht geschehen kann" erteilt, jedoch unter dem Aspekt, dass sich die Ortsgemeinde Kripp schriftlich zur Bauunterhaltung verpflichtet.
Das
in der Kapelle meines Hauses Ahrenthal befindliche Altärchen mache
ich der Gemeinde Kripp
zu
ihrer neu erbauten kleinen Kapelle hierdurch zum Geschenk.
Düsseldorf
den 15. Mai 1848.
gez.
Graf Spee
(Kopie Slg. Weise/Funk
Mit Schreiben vom 1.1.1847 des Kripper Gemeindevorstehers Hertgen verpflichtete sich die Ortsgemeinde Kripp, für den Unterhalt der neuen Kapelle Sorge zu tragen. 1) Der in der neuen Kapelle zu installierende Altar wurde am 15.Mai 1848 von dem Grafen von Spee gestiftet. 2)
Mit der Fertigstellung übernahm die kleine zu Ehren der „schmerzhaften Muttergottes“ geweihte Notkapelle bei Hochwasser stellvertretend die Funktion des Johannessaales als Gotteshaus, damit dem starken religiösen Bedürfnis der Kripper Gläubigen auch und gerade während Katastrophenzeiten Rechnung getragen werden konnte, denn am „1850, 4. Febri stand der Rhein wieder in der Kirche" (Johannessaal)
Letzmalig wurde am 30. Nov. 1882 das Allerheiligste bei einem Hochwasserstand in der Kapelle von 80 cm (Bonner Pegelstand 9,30 m) mit einem Kahn aus dem Tabernakel der Johanneskapelle geholt und in für die eigens dafür an einer hochwasserfreien Stelle errichteten Hochwassernotkapelle verbracht. Einem Eintrag im Kirchenbuch "Ein Glöckgen ins Kapellgen an Schäfer Sinzig" zufolge wurde die Notkapelle am 18. Mai 1871 mit einer Glocke für 5 Taler, 1 Sgr und 8 Pfg ausgestattet. 3)
Mündlichen
Überlieferungen nach befand sich bis vor dem Ersten Weltkrieg auf
der Außenwand der Kapelle in großen Lettern der einladende Spruch:
"BEVOR DU SETZEST HIER EINEN FUSS,
ENTBIETE DER HL.
FAMILIE EINEN GRUSS“
Hauptstraße um 1900. Die Kapelle befindet sich zwischen den beiden Bäumen
Bis
zum Ausbau der Quellenstraße um 1967 standen rechts und links neben
der Kapelle zwei riesige Bäume, die im Zuge des Ausbaues der neuen B
266 weichen mussten.
Von uns angestellte Recherchen ergaben, dass die „innen wie außen an der Kapelle wertvollen Gemälde aber derart stark in Mitleidenschaft gezogen waren, so dass man fast von einer Vernichtung sprechen konnte. Alleine die Restaurierungskosten dafür wurden damals mit 7.000 DM veranschlagt“.4)
Nach
neueren Recherchen dürften die damaligen wertvollen Innen- und die
Außengemälde von Felix Lüttgen und und seinem Künstlerfreund
Ewald Mataré, dem späteren Professor der Düsseldorfer Malerschule,
der sich der damaligen Not gehorchend nach dem Ersten Weltkrieg in
Kripp seinen Lebensunterhalt durch künstlerische Arbeiten verdiente,
geschaffen worden sein. So auch das Rundgemälde über dem Eingang.
Nach Angaben von Zeitzeugen soll dieses schon immer dort gewesen
sein. 1977 erfolgte eine umfangreiche Renovierung des kleinen
sakralen Bauwerkes. Dabei wurde das in einem runden Steinrahmen über
der Eingangstüre befindliche verblichene Bildnis der Hl. Familie von
dem zugezogenen Kripper Maler Negenborn restauriert. 6)
1995 wurde eine umfassende Sanierung der Kapelle auf Initiative des Bürger-und Heimatverein Kripp e.V. durchgeführt. Wegen aufsteigender Mauerfeuchtigkeit wurde zur Gebäudesubstanzsicherung eine Horizontalisolierung mit thermisch flüssigen Wachs im drucklosen Verfahren durchgeführt. Zu diesem Zwecke musste der nicht konsekrierte Altar vollständig abgerissen werden. Dabei kam eine alte verdeckte unkonsekrierte Altarweiheplatte aus weißem Marmor mit einer unbenutzten Reliquien-einlassmulde zum Vorschein.
Wegen einer bisher unbemerkt gebliebenen akuten Einsturzgefahr während den Sanierungsarbeiten musste unvorhergesehen der marode Dachstuhl dringend erneuert werden. Der starke Holzwurmbefall dürfte aus der Neuverschalung des Dachstuhles 1977 mit unbehandelten Holzschwarten zurück zu führen sein, wobei der Holzwurm ins Gebälk eingeschleppt wurde. Zur Vermeidung von Erschütterungen und der damit verbundenen Gefahr des Deckeneinsturzes musste im Schraubverfahren eine neue Dachstuhltragkonstruktion der alten Dachstuhlkonstruktion beigelegt werden. Nach Abschluss der Dachdecker-arbeiten in Naturschiefer durch die Remagener Dachdeckerfirma Röhrig erfolgte die Innen-und Außenrenovierung.
Das über der Eingangstüre befindliche stark verwitterte Rundgemälde der Hl. Familie von 2 m Durchmesser, deren offizielle Restaurierungskosten damals mit 12.000 DM veranschlagt wurde, wurde vom Verfasser in seiner damaligen Eigenschaft als 1. Vorsitzender des hiesigen Bürger-und Heimatvereines der Kosten wegen erneuert. Die im roten Sandsteinton gehaltenen Fensterfaschen wurden mit einem anthrazitfarbenen Begleitstrich umgeben, der sich von der in Alabasterton gehaltenen Innenhaut aus denkmalverpflichtender Silikatfarbe unaufdringlich nuanciert. Erhellt wird der Innenraum an den Längsseiten durch je zwei gegenüberliegende Rundbogenfenster mit rautenförmiger schlieriger Bleiverglasung, die 1977 von Frau Käthe Schumacher gestiftet wurden.
Fresko vor der Restauration 1985
Die neuerliche fast zehnmonatige Gesamtrenovierung in den Jahren um 1995 durch den hiesigen Bürger-und Heimatverein belief sich mit einem Kostenaufwand von annähernd 30.000 DM. Die finanziellen Mittel wurden aus Erlösen der Gemeinschaftsveranstaltung „Rhein in Flammen“ der Kripper Ortsvereine unter der Regie des Kripper Bürger-und Heimatvereines gesammelt. Der fehlende Restbetrag wurde von beherzten Spendern sowie Zuschüssen der Katholischen Frauengemeinschaft aus Erlösen der Weihnachtsbasare 1997 und 1998, der Stadt Remagen und des Kripper Bürger-und Heimatvereines e.V. getragen.
Im Jahre 2014, fast 20 Jahre nach dieser Sanierung wurde eine erneute Mauerwerkssanierung im Erdbereich seitens der Stadt Remagen durchgeführt.
Fresko nach der Restauration 1995
Die Kapelle, von der Ortsbevölkerung liebevoll "et Kapellche" genannt, dient der Marienverehrung und ist der "Schmerzhaften Gottesmutter" geweiht. Öffnet man die verglaste, mit einem geschmiedeten Schutzgitter versehene Holzeingangstüre, so fällt der Blick unausweichlich auf den Altar in der Apsis, der mit einer recht ausdrucksvollen "Muttergottesstatue mit göttlichem Kind" ausgestattet ist, vor der täglich eine Anzahl von Gläubigen Kraft und innere Ruhe bei einem Gebet finden.
Über die genaue Herkunft dieser aus einem hohlen Stamm geschnitzten und unproportional wirkenden colorierten Muttergottesfigur sowie des Künstlers gibt es zwei verschiedene unbestätigte Versionen.
Über eineinhalb Jahrhunderte und zweier Weltkriege hat sich dieser kleine Kultraum zum Beten Generationen von Gläubigen als begehbare Andachtsstätte unmittelbar an der heute pulsierenden Bundesstraße 266 und gegen die Hektik der heutigen Zeit behaupten können. Anwohner der Nachbarschaft und einige Ortsbewohner sind stets um die Pflege und Erhalt ihrer Hochwasserkapelle bemüht.
Viele Ortsbewohner benutzen den "für in Zeiten der Not zu Kripp" gedachten Kapelleninnenraum für eine kurze Rast, um hier Einkehr und Ruhe zu finden. Auch heute noch deuten brennende Kerzen auf Besucher hin, die täglich diesen Ort der Ruhe zum Verweilen aufsuchen. Eine kleine Kapelle, die dem Besucher Einkehr zur Besinnung und Meditation bietet. Mögen hier Besucher weiterhin Schutz, Andacht und Besinnung finden.
Quellen:
1)
Bistumsarchiv Trier, Abtlg.70, Faszikel Nr.5113 ,5114 -Schriftwechsel
zwischen Bischöflichen Generalvikariat und Pfarrei; hier: weltliche
und geistliche Verwaltung)
2) Kopie beim Verfasser
3) Manual
für die Kapelle zu Kripp 1830-74, Kath.-Pfarrarchiv Kripp
4) ZA,
General-Anzeiger 13.10.77
5) Michael Schumacher+, Walter Lüttgen+,
beide Kripp
6) mündliche Angaben von Frau Eva Marie Adamek
7)
Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Ahrgaudekanat gehörenden
Pfarreien der Dekanate Adenau, Ahrweiler und Remagen., Pfarrer
Peter Schug, Trier 1952
Hausinschriften und Hausmarken
von Willy Weis & Hildegard Funk
Hausinschriften
auch
Hofmarken oder Merkzeichen, waren im Mittelalter bis zur Frühneuzeit
übliche persönliche Rechtszeichen, die immer an eine Person oder an
Hofbesitz gebunden zur Bestätigung von Rechtsgeschäften genutzt
wurden, als die Kommunikation noch eine andere war. Neben den
Unterschriftszeichen auf Urkunden und Quittungen dienten sie auch zur
Kennzeichnung der festen und fahrenden Habe des damaligen
Zeicheninhabers. Daher wurden Hausmarken häufig ins Fachwerk von
Giebeln oder Türstürzen an Häusern und Scheunen eingeschnitten.
Sie wurden erst um 1800 durch die persönliche Unterschrift, oder wie
bei Schreibunkundigen durch die berühmten, jedoch der Verarmung
darstellenden drei Kreuze ersetzt. 1)
Eine solche Inschrift, die neben der Hausmarke die Namen der Erbauer und die Jahreszahl der Errichtung angibt, befindet sich in einem stichbogenartigen Querbalken des ehemaligen Scheunentores des Fachwerkhauses Quellenstr. 56.
obiger Balkentext in Schriftdarstellung nach Willy Weis 2012
Archiv Weis/Funk
Das Datum der Balkeninschrift vom 3. November 1814 verkündet stolz das Ereignis der Vollendung des Neubaues oder den Einzug in demselben. Die eigentliche Spruchaussage fehlt jedoch. Ein kleiner Teil von unleserlichen Schnitzereien wurde in einem Balken an anderer Stelle gefunden. Es kann davon ausgegangen werden, dass ein solcher, wie damals infolge Armut üblich, wegen Umbau als brauchbarer Balken an anderer Stelle in Teilen Wiederverwendung fand.
Anhand
des Kirchenbuches konnte nachvollzogen werden, dass der Erbauer
dieses Hauses Heinrich SIEBERZ, SIBERZ, SIBERTZ aus Leubsdorf
stammte. Sein Geburtsjahr ist im Kirchenbuch nicht vermerkt, jedoch
anhand des eingetragenen Sterbetages 31.12.1846 (Kripp) und des
Sterbealters von 84 Jahren konnte das Geburtsjahr 1762/63 ermittelt
werden. Folglich konnte in Erfahrung gebracht werden, dass
Heinrich S. dieses Haus als 52jähriger mit seiner zweiten Frau Eva
(55 Jahre) für seine Familie errichtete.
In erster Ehe
heiratete er am 7.2.1792 im Alter von 30 Jahren eine Gertrud
KIRSCHBAUM aus Kripp, die am 6.12.1795 verstarb. (Trauzeugen:
Matthäus Rick/ Johann Braun). Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder
hervor. (Lorenz,*18.11.1792 / + 1842) und (Elisabeth, *9.11.1794 bis
+ 23.10.1869)
Vier Jahre danach heiratete der Witwer in zweiter
Ehe eine Anna Eva BRANDENBERG, BRANGENBERG aus Hohn, die am
6.5.1827 im Alter von 68 Jahren in Kripp verstarb. Das Geburtsjahr
wurde um 1759 ermittelt.
Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor,
die jedoch leider schon im Kindesalter starben. (Maria
Gudula,*16.9.1797, +19.3.1800, Maria Gudula, *30.8.1800, +3.11.1806
und Helene, *9.11.1804, +10.8.1806)
Die
noch lebenden beiden Kinder aus erster Ehe waren beim Einzug 22 Jahre
(Lorenz) und Elisabeth 20 Jahre alt. Der Sohn Lorenz heiratete erst
1828 eine Maria Magdalena Schäfer und die Tochter Elisabeth 1826
einen Peter Josef Dahm. 2)
Auf Grund der Größe des Hauses kann davon ausgegangen werden, dass die Kinder bis zu ihren Hochzeiten im Elternhaus logierten. Dieses liebevoll gepflegte Haus, das vormals dem ehemaligen Zeitzeugen Michael Schumacher (*1902, +2000) als Elternhaus diente, blieb bis heute nach fast 200 Jahren im großen und ganzen äußerlich im Original der Urform erhalten.
Bei diesem Haustyp handelt es sich um ein giebelseitig zur Straße hin ausgerichtetes rationelles, den kleinbäuerlichen Lebensformen und landwirtschaftlichen Notwendigkeiten angepasstes Wohn- und Wirtschafts-gebäude in Fachwerkausführung mit einer nach Osten hin rechtwinklig angebauten Scheune. Ein damals ortstypisches und zweckmäßig ausgerüstetes Ackerbürgerhaus in etwas größerer Ausführung, das als Ausdruck eines gewissen behäbigen Ortswohlstandes der damaligen unteren Sozialschicht, deren Lebensverhältnisse die Kripper Normalität darstellte.
Viele dieser Fachwerkhäuser, insbesondere auf der Quellenstraße, angefangen von der Mittelstrasse Richtung Rhein, existieren zwar heute noch im Grundriss der einzelnen Bauepochen, haben jedoch stilistisch ihr äußeres Aussehen ursprünglicher Form durch laufende Aus- und Umbaumaßnahmen zur zweck-mäßigen Anpassung an die Neuzeit stark verändert. So wurden z. B. im Laufe der Zeit die ehemaligen Fachwerkfassaden wegen der laufenden Pflege einfachheitshalber unter Putz versteckt, obwohl die Gestaltung einiger Häuser äußerlich die typische Stilform des 18. bzw. 19 Jahrhundert erkennend wiedergeben oder verschiedenartigster (heterogener) Baubestand aus mehreren Entwicklungsperioden erkennen lassen. Die meisten Inschriften gingen dadurch der Nachwelt verloren. Nur wenige Fachwerkhäuser haben es durch intensive Renovierung über die Zeit gebracht. Noch so manches Fachwerkhaus wartet geduldig auf seine Freilegung.
Hausmarken.
Des Weiteren war es in den vorigen Jahrhunderten bis zur Anlegung des Katasters üblich, seine Revieransprüche durch Grenzsteine kenntlich zu machen. Um den Besitztum zuzuordnen wurden die Grundstücke mit damaligen Hausmarken versehenen Grenzsteinen an den Eck-bzw. Messpunkten durch „Steingeschworene“ im Beisein eines Schöffen abgesteckt. Diese vereidigte Personen hatten ihr Amt wie geschworen, bei Grundstücksstreitigkeiten und Vermarkung verantwortlich auszuüben.
Eine solche Abbildung von Hausmarken auf Grenzsteinen ist unter einem Testament von 1777 der Kripper Eheleute Hermann TEMPEL (Gastwirt und Schiffer, + 8.1.1778), der am 27.9.1729 die Tochter Elisabeth des Kripper Pioniers Johann BREW(U)ERS heiratete, ersichtlich. Elisabeth TEMPEL, geb. Brewers, die als „Erstgeborene“ von Kripp 1795 im Johannessaal bestattet wurde, hatte mit ihrem Ehemann als Hausmarke den Kapellengrundriss mit ihren Initialien gewählt. 3)
EB
steht für Elisabeth Brew(u)er, HT für Hermann Tempel.
Unter
dem Testament findet sich ein Hinweis auf die Hauszeichen „Die zwey
Felder seyens gezeichnet mit zwey Merkstein (Markstein?) worauf
gehauen“.
LHAKO635/179 - nach Zeichnung Willy Weis
Quellen:
1) HJB
Kreis Ahrweiler „Hausmarken von Bodendorf“, Dr. K. August
Seel)
2) Familienbuch der kath.Pfarrei Skt. Peter und Paul Remagen
1649-1899, Dr. Hentschel, 2007. S.698
3) Familienbuch der
kath.Pfarrei Skt. Peter und Paul Remagen 1649-1899, Dr. Hentschel,.
2007, S.719
4) LHAKo 635/179
Kriegsende 1918
von Willy Weis & Hildegard Funk
Rückzug deutscher Truppen durch Kripp.
Der 1. Weltkrieg endete als verlustreicher und erschöpfender Stellungskrieg an der Westfront, wobei die Stellungen manchmal nur eine Handgranatenwurfweite entfernt waren mit einem Waffenstillstandsabkommen am 11. November 1918, auf Grund der aussichtslosen militärischen Lage Deutschlands unter Anerken-nung der militärischen Niederlage.
.
Der Nymbus der Deutschen Unbesiegbarkeit war nun dahin. Mit der
Abdankung des Deutschen Kaisers Wilhelm II. am 9. November 1918 und
seinem anschließenden immerwährenden Thronverzicht am 28. gleichen
Monats aus seinem holländischen Exil Doorn endete nach 503 Jahren
die Hohenzollerndynastie und mit ihm als letzter Thronfolger der
preußischen Königs-und deutscher Kaiserwürde die Monarchie in
Deutschland.
Gemäß den am 11.11.1918 geschlossenen
Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten mit der deutschen
Verhandlungsdelegation unter Leitung des Reichstagsabgeordneten
Matthias Erzberger in einem Eisenbahncoupé im Wald von Compiegne in
der französischen Picardie hatten sich die deutschen Truppen sofort
aus den besetzten Gebieten Belgien, Frankreich und Luxemburg
zurückzuziehen. Außerdem wurde das linke Rheinufer einschließlich
der rechtsrheinischen Brückenköpfe bei Köln, Koblenz, Mainz und
Kehl entmilitarisiert und musste bis zum 5. Dezember 1918 von
deutschen Truppen geräumt sein, zusätzlich einer 50 km breiten
entmilitarisierten rechtsrheinischen Zone, in der weder deutsche
Wehrmacht noch militärische Befestigungsanlagen unterhalten werden
durften.
November-Revolution
Für
die Kripper brach nun politisch eine neue Zeit an, an die sie sich
von nun an zu gewöhnen hatten. Es gab keinen Kaiser mehr! Die
Bildung einer Räterepublik nach dem Kaiserreich vollzog sich im
Kreisgebiet eher ruhig. Revolutionäre Exzesse wurden im Ahrkreis
nicht bekannt. Die eher von der wilhelminischen Gesellschaftsprägung
und der preußischen Tradition verhaftete Ortsbevölkerung standen
der jungen Republik skeptisch gegenüber. Der Wunsch nach Frieden
überwog dem revolutionärem Gedankengut.
Die Aufgabe der
gebildeten Räte bezog sich hier nur auf den geordneten militärischen
Ablauf der Waffenstill-standsvereinbarungen.
Zurückweichende
deutsche Truppen zum Uferwechsel in Kripp in
Höhe der ehemaligen Villa Nagel.
Rückzug
deutscher Truppenkontingente in Kripp, Höhe Rheinufer Villa
Nagel, heute Quellenstr.1
Die aus dem Kriegsgebiet zurück flutenden niedergeschlagenen Truppenteile der deutschen Armee überfüllten ab der dritten Dekade im November 1918 die Straßen Kripps, um vereinbarungsgemäß im geordneten Rückzug - wenn auch die Verbände teils schon in völliger Auflösung begriffen - auf das rechte Rheinufer zurückzuweichen.
Die Moral der auf dem Rückzug befindlichen deutschen Truppen war voller Bitterkeit über die Kapitulation auf dem Tiefstpunkt angelangt. Während des Durchzuges scharten sich Kripper um Soldaten, die zu Schleuderpreisen noch vorhandene Restgegenstände von brauchbaren Wehrmachtsgut zur Auf-besserung ihres Soldes illegal feilboten. Sie wurden vor dem Übersetzen auf das rechte Rheinufer von der Kripper Bevölkerung auf den letzten Metern des linken Rheinufers mit Girlandenschmuck und Fahnen in Höhe der Villa Nagel verabschiedet.
Girlandenschmuck
zum Abschied der deutschen Truppen zwischen der ehemaligen Villa
Nagel und der ehemaligen Dampfwäscherei
Laufende
Einquartierungen der zurückziehenden deutschen Truppen nach dem
Waffenstillstandsvertrag bestimmten vom 11.11. bis 3.12.1918 in Kripp
den Tagesablauf. Der Schulunterricht wurde während dieser Zeit wegen
Ein-quartierungen in den hiesigen Schulräumen zur Freude der Kinder
eingestellt.
Die
Quartiersentschädigungshöhe pro Tag betrug 1,46 Mark für
Offiziere, 0,15 Mark für Mannschaften und 0,09 Mark für Pferde.
Insgesamt waren 670,04 Mark an 73 Kripper Haushalte, davon 36 mit
Pferdeunterkünften, von der Stadtkasse Remagen unter dem Titel II
des Kriegsetats Art.2 für Quartierentschädigungen in Ausgabe zu
stellen. Unter anderem auch der in Kripp wohnenden jüdischen Familie
des Siegfried Cahn für die Einquartierung von Soldaten mit Pferden
von insgesamt 6,63 Mark. 1) Des weiteren wurden nochmals gemäß
einer Nachtrags-Quartierliste in der Stadtgemeinde Remagen-Kripp an
Quartier-Entschädigungen für die abziehenden deutschen Truppen nach
dem Waffenstillstand für den Zeitraum vom 13.11.1918 bis 3.12.1918
an die Kripper Schmitz, Karl Batterieweg 11 24,41 Mark, Huth,
Wilhelm Haupt-str.1 18,90 Mark, Schneider, Matthias Hauptstr. 41
32,76 Mark, Palm, Michael 15,54 Mark, Breuer, Johann Rheinstr. 2 9,00
Mark, Konservenfabrik Nagel, Emil Rheinstr.1 (Offiziere) 166,88 Mark
vergütet 2), wovon alleine auf die Volksschule Kripp 2271,01 Mark
entfielen. 3)
Für
die zurück flutenden demobilisierten deutschen Truppen von der
Westfront wurde eigens mittels eines behelfsmäßigen Anlegers eine
Notüberfahrt über den Rhein eingerichtet. Die letzten Feldgrauen
waren am 4. Dezember in Kripp zu sehen. Dies war Bestandteil der
Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten.
Hierzu vermerkt
der Kripper Bürger Valentin in seinem Tagebuch: "Nach dem
Waffenstillstand kamen zuerst die Flieger in östliche Richtung an
Kripp vorbei, dann die Fuhrparkskolonnen immer mehr und mehr. Die
Straße stand voll von der Ponte (Fähre) bis an die Kirche, das hat
sehr lange gedauert, eh die alle übergesetzt waren. Dazwischen kamen
auch noch Fußtruppen, welche dann mit einem Köln-Düsseldorfer-
Dampfer übergesetzt wurden. Bei der Gärtnerei Parkow (direkt an der
Rheinallee ) war eine Landebrücke hergestellt worden und von
mehreren kleinen Schiffen Pontons zurechtgemacht worden, wo die Wagen
drauf fuhren und dann mit einem Schrauber nach Linz gezogen
wurden.(...) An der Remagener Brücke waren die Auffahrtsrampen noch
nicht ganz fertig und wurde Tag und Nacht an derselben gearbeitet,
bis sie soweit hergestellt waren, das Fuhrwerk, Attlerie, Kavalerie
und Fußvolk noch rechtzeitig hinüber konnten. Unsere Truppen waren
am 4. Dezb alle auf der östlichen Seite. Die Westfront war also
planmäßig am 5. Dezb geräumt...“ 4)
Mit der Freiheit hatte es nun ein Ende. Die ersten Besatzungstruppen hielten planmäßig am 5. Dezember 1918 Einzug in Kripp und verblieben wechselweise bis zum 1. Januar 1926.
Einen
Tag später (6.Dez. 1918) erfolgt die Besetzung von Kripp durch
US-Truppen.
Hier Einquartierung im Gasthof Rhein-Ahr.
Quellen:
1. LHKO
635/ 593
2. LHKO
635/ 891
3.LHKO
635/ 891
Tagebuch
des Gottfried Valentin, Kripp, S.31-32
Die Spitze des Wasserturms
von Horst Krebs
Wenn
mich heute einer fragt:
"Was macht der Wasserturm?"
dann
sage ich:
"Er steht noch"
Seit Jahren war ich nicht mehr in Kripp. Wöchentlich fahre ich mit dem Zug von Luxemburg nach Dortmund und jedes mal, wenn der ICE durch den Sinziger Bahnhof fährt, stehe ich auf und schaue durch das Zugfenster. Für einige Millisekunden sehe ich den Ahrlauf, und dann ......... den Wasserturm von Kripp, alles überragend und dominant.
Für Sekunden sind das immer die gleichen Gedanken, rechts vom Turm sind wir Schlitten gefahren, und links vom Turm die Kiesgrube Wahl, da sind wir auch Schlitten gefahren. Dann sehe ich den Schornstein von der Lederfabrik und weiß, da war die Ziegelei, wo wir als Kind so oft gespielt hatten. Und gleich danach ist Kripp wieder zu Ende, die Züge fahren hier viel zu schnell.
Natürlich fiel mir auf, dass dem Wasserturm irgendwann mal das eiserne Sahnehäubchen fehlte. Das hatte ich eigentlich schon vergessen, die metallene Spitze erledigt 1988, bis eines Tages, im Januar 2003, der Zug fuhr mal wieder schnell, ich den Wasserturm nicht mehr sah. Das gewohnte Bild war weg. Vielleicht war es ja auch nur eine Täuschung, und zu Hause, im Sauerland angekommen, ging ich ins Internet und stöberte auf einigen Seiten, bis ich im Gästebuch der Kripper Magic Dancers las, dass ein Besucher es bedauerte, dass der Wasserturm jetzt weg war. Also doch!! Mein innerlichstes Imperium, da, wo ich alles über Kripp abgespeichert hatte, wurde leer.
Auf der Rückfahrt nach Luxemburg stand ich schon seit Oberwinter am Zugfenster. Ich hatte keine Ruhe, und plötzlich, hinter Remagen ........ da sah ich ihn wieder. Er war nur kleiner geworden, aber er stand noch da. Nach langer Zeit mal wieder ein Tränchen im Auge.
Später ließ ich mir die Geschichte des Wasserturmes der letzten 20 Jahre erzählen. Das Erfahrene von der Turmspitze gebe ich hier wieder:
1988 Das Sahnehäubchen wird entfernt
Ein wahres Zeichen unseres Wahrzeichens war stets nach starkem Regen oder Sturm zu beobachten. Auf dem Erdboden lagen kleine Steine von der Spitze des Wasserturmes. Im Winter 1988 war es dann soweit. Die Kreisverwaltung ordnete an, das Sahnehäubchen, die schadhafte Turmspitze zu entfernen. Zahlreiche Schaulustige säumten die Straße, als die Freiwillige Feuerwehr, Remagener Handwerker und ein gewaltiger Kran sich ans Werk machten.
Dachdeckermeister Mathias Röhrig und Schlossermeister Hans Kessel sicherten die Spitze und trennten sie vom Turmhelm ab. Per Kran wurde diese Turmspitze dann zum Boden abgelassen und für Jedermann wurden die enormen Schäden erkennbar. Damit waren die Kripper zufrieden, das Wahrzeichen lebte noch
Kripper Badespaß
von Willy Weis & Hildegard Funk
Aus Mangel an Hausbädern wurden früher aus Hygienegründen und aus Badespaß an heißen Sommertagen hier in Rhein und Ahr Flussbäder ge-nommen. Da es aber noch keine bestimmten festen Badeplätze gab und meistens in Kripp Badehosen noch nicht in Mode waren, gaben die Badenden an den Flussufern zwangsläufig Anlass, die herrschende Moralität zu unter-graben. So kam es, dass es schon damals die Obrigkeit mit dem Badespaß sehr ernst nahm. Dies geht aus etlichen Verordnungen und Meldungen hervor. So hat es in Rücksichtnahme auf Anstand und Sittlichkeit schon zur Kurfürstenzeit besonders von vorbeiziehenden Schiffsgästen vermehrt Anlass zur Klage von Badeunsitten gegeben. 1)
In diesem obigen Bereich der Rheinfront wurde das Badeverbot in nachfolgenden Paragraphen festgelegt. (Foto 1910 Slg.Weis/Funk)
So verbot Kurfürst Karl Theodor, Herzog von Jülich und Berg seinen Untertanen in einer Order vom 14. Oktober 1796 das öffentliche Baden in Flüssen und drohte für Zuwiderhandlungen eine Strafe von 25 Reichstalern an. Freilich war das zu diesem Zeitpunkt in den linksrheinischen Territorien ohne Bedeutung, denn 1794 waren diese ja von französischen Revolutionstruppen besetzt worden und Verstöße blieben daher ohne Wirkung, Die damalige Verordnung lässt uns heute eher schmunzeln. Sie lautete:
" Wir haben mißfälligst vernehmen müssen, dass seit einiger Zeit nicht nur junge, sondern auch erwachsene Leute keine Scheu tragen, in öffentlichen Flüssen, Bächen und Teichen zu schwimmen und sich zu baden. Da Wir nun dieses ärgerliche Beginnen um so mehr gänzlich abgestellt wissen wollen, als solches, wie einigere jüngere Beispiele Ieider ausgewiesen haben, nicht nur mit Lebensgefahr verbunden, sondern auch aller Ehrbarkeit und Zucht zuwider ist. So verordnen Wir gnädigst, daß der, oder diejenige, welche hinführo in öffentlichen Flüssen, Bächen und Teichen zu schwimmen und sich zu baden erkühnen, bei jedesmaliger Betretung mit 25 Reichsthaler im Unvermögenheits-Falle aber mit Gefängnisstrafe unnachsichtlich belegt werden sollen. Ihr habt daher dieses zu jedermanns Nachachtung behörend verkündigen zu lassen, etc. " 2)
Polizeiverordnung 1855
Spätere Polizeiverordnungen aus preußischer Zeit verboten dann nicht mehr grundsätzlich das Baden am Rhein, sondern reglementierten es, um das wilde Baden zu verhindern und die „Sittlichkeit“ nicht zu verletzen, was besonders in Kripp angeblich wiederholt „provozierend in schamloser Weise“ oft geschehen war.
Was hier für Kripp und anliegende Orte ausgeführt wird, galt wohl auch mit lokalen Besonderheiten für die meisten Städte und Orte am Rhein. Im Rheinstrom gebadet wurde ja auch in den anderen Rheinorten des Kreises zwischen Rolandswerth und Brohl.
Die Polizeiverordnung der Stadt Remagen vom 21. Juni 1855 beschränkte das Baden in Kripp auf bestimmte „Badeplätze“
§ 1
Zu den Badeplätzen im Rhein in der Ortschaft Kripp werden die eine Stelle unterhalb der Kripp, vom Ziegelofen des Josef Hertgen (Höhe zweite Fähranlegestelle) ebendort bis gegen das oberste Haus der gegenüberliegenden Ortschaft Linzerhausen und die andere Stelle oberhalb Kripp, von der Ahrmündung abwärts bis zum Garten des Krautfabrikanten Kolk (später Nagel, heute Quellenstr.1) bestimmt.
§ 2
Das Baden an jeder anderen offenen Stelle des Rheines innerhalb des Ortsbezirks Kripp ist untersagt.
§ 3
Kinder dürfen nur in Gegenwart und unter persönlicher Aufsicht ihrer Eltern oder Lehrer baden.
§ 4
Jeder Badende muss mit einer Schwimmweste versehen sein und darf sich am Ufer nicht länger aufhalten als unbedingt zum An- und Auskleiden nöthig ist.
§ 5
Die
Badenden müssen sich von den Dampfschiffen fernhalten.
Zuwiderhand-lungen werden mit einer Geldbuße bis zu drey Thalern
oder entsprechenden Gefängnisstrafen bestraft.
Strandbadehaus 1911
Welche Wirkung diese Verordnung auf das Badeverhalten hatte, ist nicht überliefert. Bekannt ist allerdings, dass dann 1911 in Kripp vom damaligen Bürgerverein ein Strandbadehaus an der Ahrmündung entstand. Allerdings war dessen Existenz laut Zeitungsmeldung in der Rhein-Ahr Zeitung vom 17.August 1911 nicht von langer Dauer:
“Schon am zweiten Tage wurde von Seiten der Polizei das Baden dort verboten. Nun steht das neu angestrichene Strandbadehaus einsam und verlassen auf der Kiesbank der wilden, jetzt fast vollständig trockenen Ahr. „
Ursache
hierfür war wohl auch der extrem trockene Sommer 1911, bei dem viele
Menschen, die bei der großen Hitze Abkühlung im Rhein suchten, im
Strom ertrunken sein sollen. So ist belegt, dass 1911 bei
Rodenkirchen 11 Menschen an einem Tag ertranken.
Strandbad
Pläne für eine „gemeinsame volkshygienische Badeanstalt für Linz, Kripp, Leubsdorf und Sinzig“ scheiterten dann 1927/28, weil Kripper und Linzer Bürger bei den Fragen des Standortes nicht einlenkten. So baute Sinzig 1928 ein eigenes Strandbad am Rheinufer gegenüber von Leubsdorf dort, wo sich heute das Sinziger Bootshaus befindet und wo nach wie vor das Ufer im Sommer als Spielplatz und für Freizeitaktivitäten am und im Wasser genutzt wird.
Kripper Jugend am Rhein 1925
Das Sinziger Strandbad wurde fortan natürlich auch von Kripper Badegästen gerne genutzt. So genannte „Bade-Unsitten“- hierzu rechnete man vor allem das nicht nach Geschlechtern geschiedene Baden- bewegten um 1931 die Gemüter im gesamten Rheinland.
Verbote der Kirche, Interventionen der Zentrums-Partei und von den auf „Sittlichkeit“ bedachten Bürgern und Vereine, änderten aber vielerorts nichts mehr an dem gemeinsamen Baden der Geschlechter. Allerdings waren diese gehalten, durch züchtige „Bademode“ ihre Körper vor neugierigen Blicken zu verhüllen. Auch das Sinziger Strandbad blieb ein Gemeinschaftsbad. Hierfür sprach sich sogar der Stadtrat mehrheitlich aus.
Getrübte Badefreuden
Am Ende der 1920 er Jahre bereitete es guten Schwimmern im Rhein großes Vergnügen, Schleppkähne anzuschwimmen und sich von diesen ein Stück rheinaufwärts schleppen zu lassen, und dann mit der Strömung wieder rheinabwärts zu schwimmen. Das war ein gefährliches Vergnügen, bei dem auch geübte Schwimmer im Rhein ertrunken sind. Die Schiffseigner sahen dies zudem nicht gerne und versuchten es durch frisch geteerte Kahnränder zu verhindern. Mitunter wehrten sie solche „Passagiere“ auch mit Teerbesen ab. Ganz verhindert wurden diese Abenteuer dadurch aber nicht.
Wirklich verleidet wurden dann die Badefreuden erst nach dem zweiten Weltkrieg in den 1950er und 1960er Jahren mit zunehmender Verschmutzung des Stromes, die das Schwimmen im damals mehr und mehr vergifteten Rhein, aus Gesundheitsgründen sogar polizeilich verboten. Dies hat sich aber geändert. Durch vielfältige Umweltschutzmaßnahmen in den 1980er und 1990er Jahren ist der Rhein sauberer geworden, sodass zur Sommerzeit Schwimmer das Baden im Rhein wieder genießen können, wenn auch nach wie vor davor gewarnt wird. Großer Beliebtheit erfreut sich wie einst der Bereich des ehemaligen Strandbades Sinzig.
Heute kann aber jeder in den Hallenbädern der Region in Bad Breisig und Bad Neuenahr-Ahrweiler Schwimmsport betreiben oder einfach nur das Baden genießen. Während der Badesaison im Sommer ist dies dann auch noch u.a. in den nahen Freibädern im gegenüber liegenden Linz, in Bad Bodendorf, Bad Neuenahr-Ahrweiler und seit 1976 auch im Allwetterbad von Remagen möglich.
Quellen:
1) zitiert nach Herbert Weffer: Überhaupt ist das Baden nicht allgemein Sitte.
In: Jahrbuch Rhein-Sieg-Kreises 1989, S. 179-181.
2) LHAKo 635/395
3) LHAKo 635/ 738 ZA
4) vgl.Tagebuch des Kripper Georg Valentin, S.20ff.
5)
vgl. Hans Kleinpass: Sinzig 1815-1969. In: Sinzig und seine
Stadtteile-
gestern und heute. Sinzig 1983, S.276
6) vgl. General-Anzeiger Bonn vom 22.Mai 1931
7) vgl.Kleinpass S.276
Das Kripper Gericht zur Zeit des Kulturkampfes
von Willy Weis & Hildegard Funk
Dem Kripper Völkchen wird seit eh und je von den Bewohnern umliegender Ortschaften nachgesagt, dass es für seine Aufmüpfigkeit und seine provokante Sturheit recht bekannt sei. Die nachfolgende Begebenheit aus der Zeit des Kulturkampfes spiegelt eindrucksvoll die damalige Situation und die Loyalität der Ortsbewohner zur katholischen Kirche wider. Insbesondere zeigt sie, mit welchen Mitteln sich die Rheinländer gegen die verhasste preußische Obrigkeit wehrte. Die Geschichte begann, als bekannt wurde, dass sich der Weihbischof Dr. Krafft am 23. Mai 1876 während einer Visitationsreise in Linz aufhalten würde.
Geplanter Bischofsempfang
In dieser Zeit waren offizielle Empfänge kirchlicher Würdenträger bei empfindlicher Strafe untersagt, ebenso das Schmücken der Häuser aus kirchlichen Anlässen.Die Freude der Bevölkerung über den angesagten Besuch des Weihbischofs war jedoch derart groß, dass die Linzer Schiffergilde, an der Spitze der Fährmann Rahm, beabsichtigte, trotz amtlichen Verbotes den kirchlichen Würdenträger mit einem Empfang zu würdigen.Verrat sorgte jedoch dafür, dass dieses Vorhaben den Behörden nicht unbekannt blieb. Daraufhin warnte der Linzer Bürgermeister Lerner den Fährmann Rahm eindringlichst unter strengster Strafandrohung, eine Begrüßungsfeier in Linz zu Ehren des Bischofs abzuhalten. Rahm, der nunmehr die offizielle Begrüßung nicht mehr in Linz ausführen konnte, ersann einen neuen Plan, ohne jedoch diesmal die Schiffergilde in Kenntnis zu setzen. Den Bürgermeister beruhigte er mit un-schuldiger Miene, indem er diesem versicherte, die Begrüßungszeremonie in Linz finde nicht statt. Um sein neues Vorhaben zur Ausführung bringen zu können, weihte er nur drei verschwiegene Kripper ein, die Gebrüder Breuer, die wegen ihrer aufmüpfigen Mentalität für „Späßchen“ jeglicher Art gegen die verhasste Obrigkeit stets zur Mithilfe bereit waren, und einen Nachtwächter.
Lichterspektakel in Kripp
Rahm engagierte auf rechtsrheinischem Gebiet einige Teertonnen und transportierte diese, in einer Schalde hinter der Gierponte hängend, auf die linke Rheinseite nach Kripp. Bei Einbruch der Dunkelheit zündeten die Kripper die Teertonnen am Rheinufer an, und der Bischof konnte sich während des Abendessens in Linz an den lodernden Flammen und dem widerspiegelnden Farbenspiel auf den Fluten des Rheins erfreuen. Seine Freude nahm zu, als er erfuhr, dass dieses Lichtspektakel ihm zu Ehren veranstaltet wurde. Der Bischof veranlasste, dass der Kripper Kirchengemeinde sein Dank ausgesprochen wurde. Die unterdessen wut-schnaubend am Linzer Rheinufer auf und ab galoppierenden Gendarmen riefen vergeblich dem Fährmann, um ans Kripper Rheinufer zum Löschen der Teertonnen übergesetzt zu werden. Dieser aber lag mit seiner Ponte am gegen-überliegenden Ufer und freute sich diebisch über das gelungene Werk. Der Rhein, als natürliche Barriere, hatte sich also als Mithelfer erwiesen.
Die Auswüchse dieses politischen Streiches wurden Gegenstand einer vom Landrat zu Ahrweiler angeordneten Gerichtsverhandlung auf Antrag des Neuwieder Landrates, der den Fall mit der Bitte um Aufklärung zuständig-keitshalber dem linksrheinischen Kreischefs übertrug.
Nachspiel Gerichtsverhandlung Kripp
Aus Angst, dass sich die angestaute Aggressivität der Kripper Bevölkerung gegen die Obrigkeit auf die Kreisbevölkerung übertragen könnte, wurde zur Vermeidung einer Eskalation die Verhandlung vor Ort in Kripp geführt.
Als Gerichtssaal diente das Lokal der damaligen Gaststätte Hertgen am Kripper Rheinufer, dem heutigen Hotel „Arte“. Der Zusammenhalt und die Verschwiegenheit der Angeklagten sorgten für einen prozessualen Eklat, denn die Angeklagten, nicht auf den Mund gefallen, parierten die Fragen der Obrigkeit mit Bauernschläue und rheinischer Gelassenheit.
Nachfolgende recht amüsante Vernehmung mit der gespielten „Unwissenheit“ der Angeklagten geben die Unterlagen der Ortschronik wieder, aus der vor-trefflich die unerschütterliche Ruhe der Kripper zu erkennen ist, die den Vorsitzenden zur Weißglut brachte, aber zur Sache nichts beitrug.
Zeugenaussagen
Als Angeklagte erschienen die drei Gebrüder Breuer, der Nachtwächter und der Fährmann Rahm. Als erster wurde der 64 jährige Edmund Breuer vernommen. Auf die Frage, was er über diesen Vorfall wisse, erklärte er;“ Jo, ühr Häre, do hat ech kein Ahnung vun, ech hat des mettags e klein Ferkel krich und hann stundelang Arbeit domit gehat, ech han üverhaup vun dem janze fürgessen!“
(Ja, ihr Herren, da weiß ich nichts von. Ich habe mittags ein kleines Ferkel bekommen und habe stundenlang Arbeit damit gehabt, ich habe ohnehin alles vergessen)
Als nächstes erklärte der 60 jährige Adolf zur Sache. „Wat soll ech davon wesse? Ech soß in de Köch und hat ming Pief angemach, do hoor ech, wie drusse alles bäken dääht, am Ring brennt es. No, dooch ech, jank och emol sehn, un söns weiß ech och vun nix, ühr Häre.“. ( Was soll ich davon wissen? Ich saß in der Küche und habe meine Pfeife angemacht, da hörte ich, wie draußen alles schrie, es brenne am Rhein. Na, dachte ich mir, geh auch mal nachsehen, und sonst weiß ich auch nichts davon, ihre Herren.)
Aufgrund der bisherigen „sachlichen“ Aussagen wurde der 49 jährige Johann besonders scharf attackiert und erklärte mit der reuigsten Miene der Welt:“ Uehr lev Häre, ech sooß an den Ovend om Hüsge, hat minge Rehme om de Hals jehange un wor esu für mich hin am dussele, do kütt op einmol ming Frau und schreit: Hannes kom flöck eruss, et brennt! Do künnt ühr öch denke, dat ech flöck op ming Bein kohm. Wie ech noh sooch dat et e paar Täärtunne wohre, do wor ech beruhig. Äweer, wenn ech üch sage soll, wie dat passeert eß, dat kunnt ech nit. Et eß jo en Gemeinheit, einer esu verschreck zemaache.“
(Ihr lieben Herrn, ich saß an dem Abend zu Haus auf dem Abort, hatte meinen Leibriemen um den Hals gehangen und war so vor mich hin am dösen, da kommt auf einmal meine Frau und schreit: Hannes, komm schnell heraus, es brennt! Da können sie sich denken, dass ich flink auf meine Beine zu stehen kam. Wie ich nun sah, dass es ein paar Teertonnen waren, da war ich beruhigt. Aber, wenn ich ihnen sagen soll, wie das passiert ist, das kann ich nicht. E ist ja eine Gemeinheit, jemanden so zu erschrecken.)69
Nach dem Nachtwächter, der überhaupt nichts gesehen hatte, wurde der Fähr-mann vernommen. Auf die Frage, wen er einer solchen Tat für fähig halte, erwiderte er treuherzig:“ Herr Richter, wenn ech offe spreche soll, dann haalen ech de Nachswächter, de Voirsteher un die drei Bröder allzusamme dafür fähig, awer mer welle doch keine zo Unrech veruurdeile!“ (Herr Richter, wenn ich offen sprechen soll, dann halte ich den Nachtwächter, den Vorsteher und die drei Brüder allesamt einer solchen Tat für fähig, aber wir wollen doch keinen zu Unrecht verurteilen!)
Nachdem der Richter gemerkt hatte, dass er sich an der Kripper Sturheit die Zähne ausbiss, beendete er vor lauter Verzweiflung und insgeheimer Wut ergebnislos die Verhandlung mit den Worten;“ Schluss!- aus dieser Bande ist doch nichts heraus zu bekommen.“
Über die Nachricht der juristischen Niederlage der Obrigkeit brach Freude und Begeisterung unter den Linzern und Krippern aus und gab hüben wie drüben Anlass zu feuchtfröhlichen Feiern.
Diese historische Gerichtsverhandlung hat im Kripper Bewusstsein einen festen Platz eingenommen. Ob sie allerdings Anlass für das stets in Kripp beginnende Lichterspektakel „Rhein in Flammen“ ist, dürfte fraglich sein.
Quellen:
Chronik von Kripp 1982, anlässlich des Bestehens JGV v. H.P.Kürten
Unbekannter älterer Zeitungsausschnitt, ohne Datum und Namensangaben
Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1999.“Das Kripper Gericht zur Zeiten des Kulturkampfes“. S91-95, Willy Weise & Hildegard Funk
Stammbaum des Kripper Schiffers Anton Breuer von 1812 – 1837
Die Ahrbrücken in Kripp
von Willy Weis & Hildegard Funk
Flussregulierungen und Brücken im Ahrmündungsbereich.
Legende
Im
Ahrmündungsbereich befand sich stets ein Flussübergang, der die
Gemeinde Sinzig mit der Gemeinde Remagen am Ortsteil Kripp verband.
Sie war und ist die letzte Brücke im Flussverlauf der Ahr,
unmittelbar vor dem Einfließen in den Rhein gelegen und galt als
Leinpfadbrücke an der Ahrmündung. Ganze Heerscharen von
Treidelschiffern, die ihre Schiffe an Leinen vom Ufer aus mit Pferden
bergwärts zogen, dürften über hunderte von Jahren diese damaligen
Brückenstege passiert haben.
Die Pflege des Leinpfades und der Brücken waren aufgrund der Zolleinnahmen ein damaliges Muss der Treidelschiffer und militärisch gesehen gewährte die Brücke beim Rückzug napoleonischer Truppen nur kurzfristig „eine wichtige militärische Position; deshalb fanden auch bei dem Vorrücken der Verbündeten im Januar 1814 einige Scharmützel bei derselben Statt, als die Franzosen, nach dem Übergange der Verbündeten über den Rhein, noch einige Tage lang sich am linken Ufer der Ahr zu halten versuchten.“ 1)
Das sich nachweislich im Mündungsbereich über der Ahr schon eine Brücke befand ergibt sich aus der Tatsache, dass bereits schon 1830 zur Überwachung und Unterhaltung der Treidelpfade ein Strommeister eingesetzt und 1841 von Kripp aus der Neuausbau des Leinpfades bis hin zur Ahrmündung erfolgte. Der Anschluss an den Leinpfad im Ahrmündungsdelta erfolgte über die 3 Hauptarme der Ahr mit Holzbrücken von je 41,4 m, 54,5 m und 18,8 m in 3 m Höhe über dem Normalwasser, die nach der Ahrmündungsregulierung1855 durch eine neue 71 m lange Brücke mit massiven Widerlagern und hölzernem Oberbau mit erhöhten Leinpfad in Höhe von 5m Koblenzer Pegel und mit 3,80 m Kronenbreite bis zum Anschluss an den alten Leinpfad ersetzt wurde. 2)
Dabei dürfte nach dem Rückgang der Treidelschifffahrt diese Brücke den zukünftigen Bedürfnissen angepasst und einspurig für Pferde-und Ochsenfuhrwerke konstruiert worden sein. Hier sei angemerkt, dass sich vor dem I. Weltkrieg ein Unfall in der Form zugetragen hat, indem durch Unacht-samkeit eine Kutsche mit Pferd und Kutscher mittig von der Brücke in die Ahr gestürzt sein soll. 3)
Bevor jedoch die 1851 gegründete Rhein-Strombauverwaltung 1855 mit einem wasserbaulichen Eingriff die Ahr künstlich mit einem 565 m langen einbettigen Strombett von 33,90 m Sohlenbreite unter Anlehnung an das stromab gelegene Hochufer spitzwinklig zum Rhein verlagerte und mit einer 71 m langen Brücke überspannte, mündete die Ahr durch eine sumpfige Niederung rechtwinklig in Deltaform gefächert mit drei Mündungsarmen in den Rhein. 4)
Das
Ahrmündungsdelta bei Kripp um 1800
Tranchot-Karte, Linz 5409,
„©GeoBasis-DE/LvermGeoRP2011-12-07“
Beim näheren Betrachten der obigen Kartierung von Kripp wird deutlich das verwilderte Flussbett der Ahr im Mündungsbereich vor der Flussregulierung ersichtlich. Deltaförmig fließt die Ahr dort unweit der Gemarkungsgrenze mit abwechselnd verzweigenden und in sich wiedervereinigenden, teils gegen die Fußrichtung mäandrierenden Flussarmen in den Rhein. Durch den Zustand der Mündungsverschleppung brachte das unkontrollierte Geröllgeschiebe des Ahr-schwemmkegels im Rheinbett für die Schifffahrt stets zunehmende Probleme mit sich. Langjährige Hochwassergeschübe der Ahr drückten den Rhein gegen den Steilhang bei Linz und verursachten mit seiner dort eingeengten Fahrrinne und seinen verursachten Fehltiefen eine gefahrvolle Behinderung der Rheinschifffahrt.
Regulierungsmassnahmen
Um
dieser stets wiederkehrenden Gefahr künftig entgegenzutreten, wurden
im Ahrmündungsbereich 18 Buhnen (Kribben) rechtwinklig in den Strom
hinein als Regulierungsbauwerke durch die Rhein-Strombauverwaltung
errichtet.
Diese nadelartige Querbauwerke als Strombrecher wurden erfahrungsgemäß an einer Stelle errichtet, um dort als künstliche Flussverengung den Strom-durchfluss zu beschleunigen und durch die veränderte Schubkraft des Wassers für das Abschwemmen des hier angelagerten Gerölles und dessen Weiter-transportes rheinabwärts zu sorgen und somit die Sohle tief zu halten. So wurden im Jahre 1856 und 1857 das linke Rheinufer oberhalb und unterhalb der Ahrmündung bis auf 282 m vom rechten Ufer durch den Bau von 18 Buhnen, deren Kopf auf +3,50 m Linzer Pegel und deren Wurzel am Leinpfade auf 5 m Linzer Pegel gelegt wurde, vorgeschoben. Davon lagen 13 Buhnen oberhalb und 5 Buhnen unterhalb der Ahrmündung. Der Abstand der Buhnen wurde auf 132 m bemessen und das an der Brücke befindliche Richtwerk an der Ahrmündung um 94 m verlängert.
Nach einer Abgrabung des linken Ufers im Jahre 1871 wurde dann im Jahre 1883 mit dem Bau von acht Grundschwellen vorgegangen, deren Kronen auf minus 6 m Linzer Pegel gelegt wurden.
Die Entfernung der Grundschwellen untereinander wurden auf 80 m, die Krone derselben auf 4 m bemessen. Die vorhandene Kiesbank an der Ahrmündung wurde bis minus 1 m am Pegel und bis auf 150 m vom rechten Ufer ab fort gebaggert und der vor dem Linzer Bach liegende Schuttkegel ebenfalls durch Baggerung beseitigt. Dabei wurden die gewonnenen Bodenmassen zum Ausbau des rechten Ufers, zur Ausfüllung der am linken Ufer gelegenen Buhnen-intervalle und vor dem Dorfe Kripp verwendet.
Eine Beseitigung der Kiesbank vor der Ahrmündung bis auf 200 m vom rechten Ufer wurde im Jahre 1885 vorgenommen und die gebaggerten 146 596 m³ Kies zum Ausbau der Eisenbahn verwendet. 5) Spätere gemeindebaulichen kleinere Ahrregulierungen oberhalb der Ahrmündung mittels Verwendung von Faschinen verringerten die Geschiebemassen der Ahr im Rhein.
Nach der 3 Meter breiten für Tiergespanne zugelassenen Brücke kam eine schmälere mit Holzbohlen beplankte aufliegende Eisenbrücke. Über das genaue Baujahr konnte bisher nichts in Erfahrung gebracht werden. Es dürfte jedoch kurz nach dem Ersten Weltkrieg vermutet werden. Die auf Fotos recht auffallenden der rechts und links überstehenden Balken der Auflagentraversen dürften jedoch von dem Auflager der ehemaligen Brücke zeugen. Genau wissen wir es aber nicht!
Diese Brücke hielt nur bis 1984 stand, nachdem ein extremes November-hochwasser Teile des Radwanderweges im südlichen Brückenbereich samt Baumbestand von der Größe eines Fußballfeldes wegschwemmte und die Brücke instabil wurde.
Der neu ausgebaute Radwanderweg des Leinpfades war somit jäh unterbrochen und die Benutzer mussten einen Umweg bis zum Sinziger Sportplatz unternehmen, um trockenen Fußes über die Ahr zu kommen. Eine Schadensbesichtigung vor Ort erfolgte am 25.1.1985 durch 18 Vertreter zuständiger Behörden - angefangen von der Unteren Wasserbehörde des Kreises bis hin zum Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - mit einer Abschlussbesprechung im Kripper Hotel "Fährhaus". Pro und Contra wurde dabei in die Waagschale geworfen.
Während die Wasser-und Schifffahrtsverwaltung des Bundes als Eigentümer der Ufergrundstücke unter dem Aspekt des Gefahrenhinweises für die internationale Schifffahrt ihr Veto einlegte, plädierten die Vertreter von Natur und Umwelt-schutz für den Abriss der beschädigten Brücke und einer Neuverlegung der Brücke oberhalb des Mündungsbereiches in Höhe des Sendemastes und des Klärwerks Sinzig, um das Naturschutzgebiet unberührt zu lassen. Die Vertreter der Städte Sinzig und Remagen sprachen sich dagegen für den Neubau einer Brücke an alter Stelle aus. Diese Forderung könne sich auf ein Gewohn-heitsrecht stützen, zudem solle die Naherholungsfunktion durch den kurz vorher ausgebauten Radwanderweg auf dem früheren Leinpfad erhalten bleiben. Dieses Anliegen wurde mit einer gemeinsam verfassten Resolution aller Fraktionen des Kripper Ortsbeirates unterstützt und den entsprechenden Behörden mit Dringlichkeitsvermerk zugeleitet.
Eine in Sinzig gegründete Bürgerinitiative "Rettet den Brückensteg" unterstützte den Stadtrat mit über 1000 Unterschriften. Der emotionell geladenen Kripper Bürgerschaft fehlte ebenfalls jegliches Verständnis für eine Verlegung der Ahrbrücke und bekundete dies mit 500 Unterschriften. Nach zähem Ringen gab man dem Anliegen der Bürgerschaft nach. 6)
Neue
Ahrmündungsbrücke
Nach den immer wiederkehrenden Hochwasserdesastern sollte nun eine Brücke gebaut werden, die auch auf Dauer hielt, um die bisherigen jährlichen Folgekosten von 30.000 bis 50.000 DM für aufwendige Brückenreparaturen auszuschließen.
Der Rat der Stadt Sinzig beschloss daher den Bau einer Ahrbrücke in "schwerer" Ausführung aus tropischen Bongossiholz, die Ahr überspannend sich harmonisch in das Landschaftsbild einfügen sollte. Bauwerk, Natur und Landschaft waren in Einklang zu bringen.
Mit den Gründungsarbeiten des mittigen Strompfeilers und der beidseitigen Uferlager in Betonausführung mit Bruchsteinverblendung wurde bei günstigem Wasserstand begonnen.
Über die Kripper Quellenstraße wurden die von der Sinziger Holzbaufirma Schmickler in achtwöchiger Bauzeit vormontierten 2 Brückenteile von je 20 Tonnen Gewicht und 20 m Länge, 2,6 m Breite und 3,05 m Höhe mit Spezial-tiefladern bis zur Ahrmündung transportiert, wo ein 40 t Kran sie in die endgültige Positionen der vorbereiteten Aufnahmelager hievte. Über 3.500 Edelstahlschrauben sorgten für den nötigen konstruktiven Zusammenhalt. Nach kurzer Montagezeit wurde der Holzboden eingearbeitet und ein Satteldach aus kanadischen Holzschindeln diente als Regenschutz.
Am 10.8.1988, nach fast dreijährigem Umweg, konnte die direkte Verbindung des Leinpfades zur Freude der Radfahrer, Wanderer und Kripper Bevölkerung wieder benutzt werden. Die Kosten beliefen sich auf 708.722,- DM, von denen 641.750,- DM zuwendungsfähige Kosten waren. Die 70% ige Hilfe des Landes betrug 449.225,- DM und der 15% ige Kreisanteil 96.262,- DM. Der Zuschuss von der Stadt Remagen betrug 25.000,- DM. Somit verblieb der Stadt Sinzig noch ein Anteil von 138.285,- 7)
Quellen:
1) „Eifla Illustrat“, J.F. Schannat, Leipzig 1852, S.
566
2) "Der Rhein aus der Sicht des Kreises Ahrweiler",
H. Schmalz, Sinzig 1967, Manuskript Kreisarchiv Ahrweiler
3)
mündliche Überlieferung durch Josef Marx, Kripp
4) Tranchot
Karte Nr. 5409 (Linz a/ Rhein), „© GeoBasis-DE/L
vermGeoRP2011-12-07“
5) Mündl. Angaben RAR Melchers
Strombauverwaltung, Aussenstelle Brohl nach Unterlagen von Jasmund
6)
Rhein-Zeitung Nr. 27 vom 1.2.1985, Rhein-Zeitung vom 4.5.1985, sowie
Einsichtnahme in die Handakte des
damaligen Ortsvorstehers
Christian Iven, Kripp
7) Einsichtnahme Handakte des damaligen
Ortsvorstehers Christian Iven, Kripp
Besichtigungsteilnehmer
25.1.1985
1.) Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten ( Bonn)
2.) Ministerium für Soziales, Gesundheit und
Umwelt (Mainz)
3.) Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht
Rheinland-Pfalz (Oppenheim)
4.) Wasser-und Schifffahrtsamt (Bingen
)
5.) Wasserwirtschaftsamt (Koblenz)
6.) Obere Landesbehörde
der Bezirksregierung Koblenz
7.) Stadt Sinzig
8)
Kreisverwaltung Bad Neuenahr-Untere Wasserbehörde-Untere
Landespflegebehörde-Referat Fremdenverkehr
Kripper Congregation
von Willy Weis & Hildegard Funk
Katholische Jungfrauencongregation Kripp a./Rhein (KJC)
Der heute nicht mehr existente kirchliche Verein der „Jungfrauen-Congregation-Kripp a./Rhein“ wurde 1906 durch Kaplan Josef von Mehring unter dem Titel:
„Maria Verkündigung“
als
ein umsichtig organisiertes Gemeinwesen mit ausgeprägter
Geschäftigkeit ins Leben gerufen.
Ziel
und Zweck des Vereines mit konfessionellem Charakter war die
Zusammenkunft aller Kripper Jungfrauen, um diese erzieherisch in
Sitte, Anstand und Haushaltsangelegenheiten für die Gründung eines
evtl. späteren Familienstandes vorzubereiten.
Dabei
sah sich der Verein als Vorreiter für die Vorbereitung aller
erzieherischen und familiären Aufgaben, ausgerichtet auf ihre Rolle
als spätere Hausfrau und Mutter in grundlegender
Hauswirtschaftskunde. Die Jungfrauen wurden in die Grundkenntnisse
von Kochen, Backen, Nähen, Stricken, Häkeln, Stopfen vorbildlich
eingewiesen wurden. Des weiteren erfolgte die Vermittlung von
Grundkenntnissen der Kinder- und Krankenpflege sowie
gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.
In Gruppenarbeit erfolgte
ferner die Unterweisung der Mitglieder in Sport, Spiel, Musik,
Theater und Volkstanz. Eine Nähschule und eine Heimsparkasse wurden
eingerichtet.
Ein
präzis geführtes Protokollbuch gibt Aufschluss über viele
Tätigkeiten. Aus diesem Verein entstanden u.a. der Agnesverein, der
Herz-Jesu-Verein, ein 1918 mit 31 Mitgliedern gegründeter
Gesangverein und 1928 ein Turnverein.
Um christliche Gemeinschaft
zu demonstrieren, erlegten sie sich die Pflicht auf, alle 6 Wochen
gemeinschaftlich die hl. Sakramente zu empfangen, sowie an
kirchlichen Festen wie Maria Lichtmess, Verkündigung, Himmelfahrt
und der Unbefleckten Empfängnis gemeinsam am Kirchenbesuch
teilzunehmen. Als äußerliches Symbol der Gemeinschaftlichkeit
trugen die Jungfrauen bei der Generalkommunion, Prozessionen und
Beerdigungen von Mitschwestern eine Medaille an blauen Bändern,
wobei die Bänder ab 1927 durch eine blaue silberne Kordel ersetzt
wurden. Die Aspirantinnen trugen zu diesen Gelegenheiten eine
Agnesmedaille an einer grünen Kordel hängend.
Das Titularfest war alljährlich das Fest „Maria Verkündigung“, das mit einem feierlichen Hochamt mit Opfergang begann. Am ersten Stiftungstag der Congregation, dem 8. Dez. 1906, wurde ein feierliches Hochamt durch den Hochwürden Herrn Kaplan Josef von Mehring unter Assistenz der Hochwürden Herrn Rektor Windhausen (St. Anna-Kloster Remagen) und Pater Nazarius (St. Apollinarisberg- Remagen) in der Kirche zelebriert. Nachmittags fand die Aufnahme von 72 Aspirantinnen in die Congregation durch den Hochwürden Herrn Dechanten Karl Müller aus Remagen statt. Die erste gewählte Präfektin dieser Congregation, Frl. Josefine Franzen, Lehrerin zu Kripp ab 1.4.1903, legte wegen Eintritt in das Nonnenwerther Kloster anno 1907 ihr Amt nieder. Präses war der jeweilige zuständige amtierende Ortsgeistliche. Erster Vizepräses war Kaplan Josef von Mehring.
Am
6.3.1910 konnte eine angeschaffte Fahne mit der Inschrift: „Maria,
segne Deine Kinder“ geweiht werden. Als Vereinslokal diente der
Johannessaal. Näh, Flick-und Kochkurse wurden in dem ehemaligen
Schwesternhaus auf dem Batterieweg abgehalten.
Aus
den Statuten ist ersichtlich, dass die Jungfrauen stets zur
Sittsamkeit und Höflichkeit angehalten wurden.
Infolge
andauernder Krankheit des späteren Ortsgeistlichen und Präses
Brückert sowie der Abberufung von Schwestern hatten sich einige
Missstände bei den Jungfrauen eingeschlichen, die in einer dringend
einberufenen Mitglieder-versammlung mit folgenden Ermahnung gerügt
wurden. „...die Mitglieder der Congregation sollen stets ehrbar
gekleidet sein; und besonders an der Kommunionbank nicht mit
ausgeschnittenen, durchsichtigen Kleidern erscheinen, um nicht Gefahr
zu laufen, bei der Austeilung der hl. Kommunion übergangen zu
werden, oder den ausspendenden Priester in Verlegenheit zu
bringen“.
(Quelle: Niederschrift der
Mitgliederversammlung am 9.7.1925 , TOP 3, Chronik der
Jungfrauenkongregation Kripp 1906-1933, Kath. Pfarrarchiv Kripp)
Präfektinnen:
1906 Josefine Frantzen (Lehrerin) schied 1907 aus wegen Eintritt
in den Orden
1917 Frl. Sybille Syberz
1920 Frl. Kath. Breuer
(vom Rhein)
1922 Frl. Anna Schittko
1925 Frl. Elisabeth Dahm
1927 Kath. Weiler (Lehrerin)
1933 Elisabeth Linden
1933-38 Maria
Syberz (ernannt)
8 Jahre Ruhezeit (NS- Zeit)
1946 Kath.
Breuer
1948 Neugründung (hier endet das Buch) letzter Eintrag
8.12.1948 mit K. Breuer.
Quelle: Chronik der JFC
1933-46
Tätigkeitennachweis-Congregationsschwestern
in Kripp
Chronik der KJC ab 1906
1915 Johannessaal ein
Harmonium vorhanden (S.59)
1918 Exerzitien, Küster 15 Mark,
Balgtreter 5 Mark extra
1918 Muttergottes- und Herz-Jesu-Statue
angeschafft. (S. 93)
1918 26. Juni, Gesangverein gebildet, 31 MG,
Proben jeden Mittwoch um ½ 9 Uhr (S. 95)
1918 am Weihnachtstag
sang der Gesangverein der Congregation...(S.99)
1919 gemischter
Chor gegründet -- 16 Mädchen sangen zum 1.Male das feierliche
Hochamt bei Maria Lichtmess. (S. 99, 100)
1919 17. Juni.
Namenstagsständchen für den Pastor vom Kirchenchor (Gemischter
Chor) gebracht (S.103)
1920 12.9. Schw. Elenteria in die
Congregation eingeweiht.
1920 bis 1922 mehrmals Versuche
gestartete, die Paramentenarbeit wieder aufleben zu lassen.
1920
Theateraufführung für die Hochwassergeschädigten veranlasst, Erlös
507,82 Mark (S.106)
1920 13.7. Beschluss, für die C. neue
leichtere Fahne zu beschaffen, Schwester hört man erstmals 1921 von
Verwahrschulkindern (Kindergarten)
1921 Auftritt des gemischten
Chors (Kirchenchor?) (S.124)
1921 Theateraufführung mit dem
Jugendverein, Erlös: 1500 Mark für Glocken
1922 Zur
Glockeneinweihung, Basar eingerichtet, wo Handarbeiten amerikanisch
versteigert wurden. Erlös 1.000 DM
1922 12.11. Mitgliedschaft im
Diözesan-Verband
1923 28.05. Es soll aus den Mitgliedern ein
Gesangverein gegründet werden. Versammlungen bisher im Johannessaal
und im Schwesternhaus, ab 1924 werden Räume der Villa Hettlage
(heute Geschäftshaus der Fa.Vito-Irmen, Mittelstr.74) zum
Vereinslokal bestimmt.
1923
Mädchenchor der J.C. singt am Grabe...
1924 Schwester
Friedberta
1925 Aloysiusstatue gekauft, Vereinigung Katholischer
Jünglinge und Jungfrauen J: M:= Herz-Jesu-Verein, Agnes-Verein, K.
J. C.
1926 neue Schwester Jemma
1927 2 neue Schwestern für
Kripp.
1928 Errichtung eines Turnvereines unter Leitung von Frl.
Weiler
1929 Gemischter Chor = Kirchenchor (S.175) Stempel des
K:J:V: umrandet im Rechteck von 10 x15 mm: (K:J:V. oben, darunter
Kripp =vermutlich Kath. Jugendverein Kripp. (Quelle= Blatteinlage des
Contobuches der vereinigten Jugendsparkasse zu Kripp 1910-1921)
1934
3 neue Schwestern, 1935 Eleonora weg, neue Schwester Theoflora
1936
Bannerweihe.
Kripper Malaria
von Willy Weis & Hildegard Funk
Wie aus alten Karten ersichtlich , verliefen die Mündungsarme der Ahr wild ohne eigentliches Flussbett unkontrolliert in den Rhein. Im unteren Münd-ungsbereich bis Sinzig mäandrierte das kleine Eifelflüsschen stark auf Grund ihres Gefällmangels, teils gegenläufig zur Flussrichtung fließend und hinterließ naturbezogen eine aus vielen Biotopen und Sümpfen bestehende Fluss-uferlandschaft, in der sich kleine Seen und Sümpfe bildeten.1)
Das
Ahrmündungsdelta bei Kripp um 1800
Tranchot-Karte, Linz 5409,
„©GeoBasis-DE/LvermGeoRP2011-12-07“
Neben seltenen Pflanzen bargen diese stehenden Gewässer auch Brutstätten für allerlei Mikroben und Tiere, insbesondere einer damaligen unbekannten giftigen Fliegenart. Vermutet wurde zu damaligen Zeiten, dass diese giftige Fliegenart und / oder der ausströmende Dunst der Sümpfe wohl die Ursache einer bösen, fast ausnahmslos hier auftretenden häufigen Krankheit sein könnte, deren Symptome mit Wechselfieber wie Sumpf-oder Tropenfieber bis kurz vor 1900 auftraten. 2)
Glaubt man den mündlichen Überlieferungen der Altvorderen, so wurden von dieser im Volksmund benannten Krankheit „Freese“, wohl von frieren herrührend, fast ausschließlich Personen befallen, die sich im Ahrmündungs-bereich aufgehalten hatten. Hierzu wurde folgendes dokumentiert: „Gesund gingen unsere Leute zur Arbeit an oder über die Ahr, um dort urplötzlich von heftigem Schüttelfrost befallen zu werden, der dann in wenigen Minuten einer großen Hitze wich, um mit ihr bald wieder zu wechseln.“ 3)
Betroffene Bürger berichteten von einem über Wochen- oft monatelangen andauernden Zustand der „quälenden Übelkeit, Mattigkeit in den Beinen, die sie zwang, sich ins Bett zu legen“, die, wenn man einen Heißhunger oder großes Verlangen nach einer besonderen Speise gehabt und diese bekommen hätte, im gleichen Augenblick verschwunden sei. Man hätte sich diese Krankheit sprichwörtlich im wahrsten Sinne des Wortes regelrecht „abessen“ können. 4)
Nach den erfolgten einbettigen Regulierungsarbeiten der Ahr und dem größtenteils zunehmenden Verschwinden der Sümpfe nach 1880 verschwand auch eigenartiger Weise die sogenannte Ahrmündungskrankheit “FREESE“, über die man wegen den Fieberschüben im Volksmund ab der Kolonialzeit mit der spöttelnden Bemerkung „Kripper Malaria“ witzelte. 5) Der richtige Name dieser damaligen Krankheitserscheinung konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Nachtrag:
In der Kreisstatistik 1860 von Ahrweiler finden wir hierzu unter "Sümpfe" noch folgenden Hinweis: "Sümpfe, wenn auch vom geringen Umfang und Tiefe, trifft man noch immer an der Unterahr in Umgebung eines Flusses. Außer dem Nachteil, dass dieselben Land und Cultur entziehen, äußern sie eine schädliche Wirkung auf den Gesundheitszustand, indem ihre Ausdünstungen die Entstehung der Intermittens begünstigen. Ihre Beseitigung (... ) wodurch dann allmählich auch die Sümpfe mit ihren schädlichen Ausdünstungen gänzlich verschwinden". 6)Des weiteren wird noch auf einen Beitrag "Moose des Ahrtales" von Ruprecht Düll hingewiesen, indem nachfolgender interessanter Hinweis vermerkt ist: "Das Delta der Ahrmündung und seine Nachbarschaft waren bis nach der Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßigen Über= schwemmungen ausgesetzt und entsprechend versumpft. Damit waren sie ideale Brutplätze für die Malaria-Mücke (Anopheles). Als Folge waren sie bis nach der Mitte des 18. Jahrhunderts ständig wiederkehrenden Malariaepidemien ausgeliefert (GROMMES,G 1930). Bei langwährender Sommerwärme führte das regelmäßig auch zu Neuinfektionen". 7) Nach den Lehren Hippokrates von Kos dürften "MIASMEN" (u.a.giftige Ausdünstungen von Sümpfen, Insekten. etc.)als Ursache dieser Krankheit zu sehen sein. (Die Brutstätten keimüber-tragender Mücken als verantwortliche Miasmen wurden durch das Trockenlegen von Sümpfen beseitigt.)
Quellen:
1) Tranchot-Karte 1803-1820
2) mündl. Überlieferung Franz Breuer, Kripp+
3) Heimatkalender 1928, „Etwas von den ehemaligen Sümpfen an der Unterahr“, J. Mies, S. 118-119
4) wie 3
5) mündliche Überlieferung Franz Breuer und Friedel Valentin, Kripp +
6) Kreisstatistik Ahrweiler 1860, S.4/5)
7) duell.kilu.de/Ahrtal/Ahrtalmoosflorakorr22 3 11.pdf
Holzkreuz am Sandweg
von Willy Weis & Hildegard Funk
Ein Wegkreuz aus Holz aus jüngerer Zeit mit einem steinernen Blumenkasten ziert die Ecke Sandweg/Quellenstraße. Über dieses Kreuz ist lediglich bekannt, dass es nach dem Ersten Weltkrieg in dieser Ausführung von einer im Unterdorf wohnenden Familie gestiftet und errichtet wurde. Der nähere Grund der Stiftung konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden.
Bei dem Holzkreuz, das bei jedem mittlerem Hochwasser in dem nassen Element stand, war durch Fäulnisschäden die Standsicherheit im Laufe der Jahrzehnte nicht mehr gewährleistet und es wurde somit Opfer des Jahrhunderthochwassers 1993/94. Im Januar 1994 wurde es als Treibgut von einem verantwortungsbewussten Bürger aus den Hochwasserfluten gefischt. Der Bürger-und Heimatverein erneuerte das desolate Kreuz durch ein neues Kreuz aus Eichenholz, original nach den Vorgaben des alten Kreuz. Dank einiger beherzter spendenbereiter Bürger konnte das neue Kreuz im Mai 1994 wieder aufgestellt und durch Pfarrer Birtel eingesegnet werden.
Das Holzkreuz lädt mit den aufgemalten Spruch auf dem Querbalken "Willst Du Gottes Liebe sehn, so bleib vor diesem Kreuze stehn " den Betrachter zum kurzweiligen Nachdenken ein. Mündlichen Überlieferungen älterer Bürger soll an dieser Stelle ein Kreuz mit einem Opferkasten für die Schiffer und ein Ewiges Licht gewesen sein. Recherchen in älteren geographischen Karten-aufnahmen bezeugen an dieser Stelle der Nachweis eines Kreuzstandortes als Landmarke in Form eines kleinen Kreuzes. Des Weiteren sind im Kapellenbuch verschiedene Eintragungen von Einnahmen aus einem Opferkasten am Ewigen Licht ersichtlich, sowie Ausgaben für die Kosten von Reparaturverglasungen für zerbrochenes Glas am Ewigen Licht.
Letzte Kriegstage in Kripp 1945
von Willy Weis & Hildegard Funk
Nach der gescheiterten Ardennenoffensive durch die alliierte Bedrängung einer übermächtigen waffenstarrender Armee als immer größer erscheinenden Streitmacht kam die Hauptkampflinie der Westfront rasch für die Kripper hör-und spürbar näher, so dass man nun ab dem 4. März 1945 den andauernden Geschützlärm akustisch mehr und mehr wahrnehmen konnte. Dabei drängte der Gegner rapide in östlicher Richtung Rhein, wo sich Deutsche Truppen mit starken Ausfällen in Rückwärtsbewegung befanden. Zusehends flogen immer mehr feindliche Tiefflieger in unser Gebiet ein, wobei die hiesige Luftabwehr gegen die Übermacht feindlicher Luftflotten nur noch eine unbedeutende Rolle spielte.
Es begann eine Zeit, wo sich die Kripper überwiegend in Kellern und Luftschutzräumen aufhielten. Dabei diente dem Kripper Ignatz Jüssen das Mausoleum mit abgestützter Grabkammerdecke und mitgebrachter Matratze als Luftschutzkeller. 1) Die Kripper Schule diente bis zu ihrer Ortseinnahme als Gefechtsstand des Hauptmannes Peter Dolgener als örtlicher Flakführer von Remagen, dessen ganzer Stolz seiner mobilen Ausstattung ein Fahrrad war, das ihm jedoch in Kripp geklaut wurde. 2)
Am Kripper Ufer annähernd in Höhe der zweiten Fährrampe lagen versenkt ein mit Schmiedekohle beladenes Schleppschiff von "HANIEL" und ein mit Perlkohle beladenes Schleppschiff von Hoesch auf Grund, wobei bei letzteren die Ladung von Ortsbewohnern mit selbst gebastelten Kechern, bestehend aus einem am Stiel befestigten großen Eisenring mit Sack, nach der Methode der Sandfischer gefischt und nach Trocknung zum Heizen verwendet wurde, sowie ein am gegenüber liegenden Ufer in Höhe der Ahrmündung bei Wallen mit Eichenholz beladenes versenktes Schleppschiff.
Ob diese auf Grund liegenden Schiffe einem Tieffliegerangriff zum Opfer gefallen oder teilweise Selbstversenker waren, die, um nicht mit ihrer Ladung in Feindeshand zu gelangen, auf Anordnung von im Kripper Jugendheim liegenden SS-Einheiten von der eigenen Besatzung versenkt wurden, konnte leider derzeit nicht mehr nachvollzogen werden. 3)
Bekannt ist nur, dass der in Höhe Leubsdorf-Ariendorf gesunkene 80 m lange Radschlepper „Gustav Wegge - Braunkohle 4“ 1945 von der deutschen Wehr-macht in Ariendorf versenkt wurde. 4)
Über die Ursachen des am Anfang 1945 bei Leubsdorf versenkten Schiffes „ RHENANIA 5 “5), sowie die bei Ariendorf auf Grund liegende „ DAMCO21“kann deshalb nur spekuliert werden.6)
Das gleiche gilt für die von uns eruierten Oberstrom versenkten Schiffe wie das Einschornsteinboot „ FRANZ HANIEL 4 “, 7) oberhalb des Hammersteiner Werth, sowie die beiden bei dem Ort Leutesdorf versenkten Schiffe „ FRANZ HANIEL 14 “ 8) und dem Schiff „ FRANZ HANIEL 19 “ 9) .
Ponton Brücke in Kripp 1945
Endphase
Die zu Kriegsende gegründete Organisation „Volkssturm“ war in der Tat das letzte verzweifelte Aufgebot des Reiches. Hitlers fatale Faszination vom finalen Opfergang, als letztes Verbrechen am eigenen Volk, erfolgte auf dessen Anordnung vom 25. September 1945 durch die Einberufung aller bisher nicht eingezogenen Männern von 16-60, auch bei leidlicher Gesundheit, zum „Volkssturm“. Diese sollten als letztes Aufgebot des nationalsozialistischen Deutschen Reiches mit der Waffe in der Hand für den Endsieg mit Fanatismus und „Treue zum Führer“ ihr Scherflein zur Vaterlandverteidigung beitragen.
Ihr Kombattantenstatus war im Sinne des Kriegsvölkerrechtes wegen des Tragens von Zivilkleidung durch eine Armbinde mit der Aufschrift „Deutscher Volkssturm-Wehrmacht“ erkennbar. 10) Ihre Aufgabe war es, zur Ortsver-teidigung ausgebaute Stellungen unter anderem Panzersperren zu errichten. Sonntags beim Kirchgang stand eine für den Ort maßgebliche Parteiperson vor der Kirche und forderte junge Kirchgänger auf, unverzüglich mit den Schanzarbeiten zum Bau von Panzersperren am damaligen Haus Moeller und Luchs in der Mittelstraße sowie in der Römerstraße anzufangen. 11)
Die in Kripp liegende Propagandakompanie der HGrp B, verstärkt durch den Volkssturm Kripp, in 3 Gruppen gegliedert, hatte den Auftrag, den Südrand Kripps mit 2 Gruppen aus Stellungen heraus zu verteidigen derweil eine Gruppe mit Lkw als Jagdkommando eine Reserve des Kampfkommandanten bilden sollte, wurde jedoch wegen der schnell vorrückenden Front in den rechtsrheinischen Raum befohlen. 12)
Durch
Einquartierungen zurückweichender Deutscher Wehrmachtsteile war das
ehemalige Sanatorium Dr. Karsten auf dem Batterieweg von hohen
deutschen Wehrmachtsoffizieren belegt, wobei während eines
Saunaganges dem Leiter der Heeresgruppe B, Generalfeldmarschall
Model, die Meldung über den Durchbruch der Amerikaner im nahe
liegenden Frontabschnitt ereilte. Aus Zimmer 17 wurde der "letzte"
Deutsche Wehrmachtsbericht des Westens von SS-Kriegsberichterstattern
gesendet. 13)
Hektische
und chaotische Absetzbewegungen der deutschen Wehrmacht über den
Rhein bestimmten von nun an das Ortsbild. Die kläglichen Überreste
einer sonst siegesgewohnten Armee in einem endlosen Strom
kampfesmüder deutscher Soldaten, teils mit depressiven,
ausgemergelten und vom Kampf gezeichneten Gesichtern, wälzten sich
pausenlos mit ihrer restlichen militärischen Habe durch die auf
Grund des großen Andranges hoffnungslos verstopften Straßen Kripps
zum Rhein, dessen gegenüberliegendes Ufer noch eine natürliche
Verteidigungsposition bildete, um sich dort neu geordnet und
kampfbereit den alliierten Truppen entgegenzustellen. Ein geordneter
Rückzug war kaum noch möglich. Aller überflüssigen Kriegsgeräte
entledigte man sich noch schnell vor dem Rheinübergang in Kripp. An
vielen Häuserecken waren Kriegswaffen zu finden. (Zeitzeuge: Ludwig
Rüth, Kripp) Für den militärischen Uferwechsel der
zurückweichenden deutschen Truppen zum rettenden rechten Rheinufer
wurde alles aufzutreibende Schwimmbare eingesetzt. Angefangen von mit
Matrosen der Rheinfähren-kompanie Nr.1 bemannten Schraubenbooten,
bis hin zu geruderten vollbesetzten Nachen. 14) Hierzu hatte man noch
eigens einen Anlieger unterhalb des zweiten Fähranlegers errichtet.
Mit raschen Schritten verlagerte sich nun die Westfront in das Gebiet
der Goldenen Meile, wo sie am 7.3.1945 mit der unerwarteten Einnahme
der intakten Remagener Ludendorffbrücke durch die US-Army den
Rheingraben bei Remagen als Hauptkampflinie zwischen Bonn und Koblenz
bildeten. Dieser unvorhergesehene militärische Coup - wenn auch weit
vom eigentlichen Angriffsziel Ruhrkessel entfernt - stellte zur
Überwindung des großen Wasserhindernisses
eine große militärische Bereicherung dar und wurde zum Schau-platz
eines spektakulären Unternehmens in der Kriegsgeschichte. Die
Scheinwerfer der Welt waren schlagartig auf uns gerichtet, als man
mit der "Operation Plunder" General Hodges 1.US- Armee am
7.3.45 in Remagen die intakte rheinüberspannende Ludendorffbrücke,
auf der sich ein Gewimmel fliehender Truppen General von Zangens 15.
Armee befanden, eroberte. 15)
Zur Unterstützung anderer Panzereinheiten näherten sich zur beabsichtigten Eroberung der Ludendorffbrücke von Kripp aus kommend nach erfolgreicher vorheriger Einnahme der Sinziger Ahrbücke, die ersten 3 Panzer der Südflanke der 9. US-Panzerdivision der 1. US-Armee und postierten sich gegen 15.30 h schießend zwischen Remagen und Kripp. 16)
US Operationsplan
Nach
einer missglückten Brückensprengung durch die Brückenwache um
16.00 Uhr stand die Eroberung der Brücke von Remagen im
militärischen Mittelpunkt der Combat Command B der
US-Panzerdivision. Nun galt es, schnell einen Brückenkopf zu bilden,
um die in aller Eile von der Deutschen Wehrmacht am Ostufer
reorganisierte neue Kampflinie aufzureiben. Mit dieser
Brücken-einnahme fiel die letzte Frontlinie der deutschen Wehrmacht
im Westen. Pausenlos strömten bereits innerhalb 24 Stunden 8000
US-Soldaten über die Ludendorffbrücke aufs Ostufer nach Erpel ins
rechtsrheinische Gebiet. 4 Divisionen hielten den Stützpunkt
Remagener Brücke und dehnten ihn zu einem Brückenkopf aus. Die
gegenüber liegende Stadt Erpel glich nun einem Heerlager.
Ernst
Dannemann, zeitweise inhaftierter Nazi-Gegner, wurde in aller Eile
von den einrückenden Amerikanern als Ortsvorsteher eingesetzt. Er
hatte dafür Sorge zu tragen, dass aus Sicherheitsgründen alle
Bewohner im Kampfgebiet der Rheinfront ihre Häuser zu verlassen
hatten. 17)
Pontonbrücken
Zur
Entlastung der beschädigten, aber intakten Remagener Eisenbahnbrücke
und zur Erweiterung des Brückenkopfes wurden in aller Eile rechts
und links neben der Ludendorffbrücke je eine Pontonbrücke
errichtet. Die für den Ausbau der Schwimmbrücken benötigten
Pontons, Schlauchbooten und Higginsboote wurden durch das 81. und
552.Heavy Ponton Bataillon herangeschafft.
Transport der Pontons und Higginsboote kurz vor Remagen, Repro: Slg. H.Krebs
Insgesamt benötigte man für die erste Rheinüberquerung über Pontonbrücken von Kripp nach Linz und von Remagen nach Erpel in Höhe der Fährgasse 60 Pontons und 57 Schlauchboote.
Transport der Pontons und Higginsboote kurz vor Remagen, Repro: Slg. H.Krebs)
Für die weitere Ausdehnung des Brückenkopfes Erpel-Linz wurden bis zum 22. März noch weitere Schwimmbrücken zwischen Rolandseck und Honnef, Mehlem-Königswinter und Remagen-Erpel (Deichweg) errichtet, um unter absoluter Luftherrschaft mit massiven Kräften zum weiteren Vorrücken über den Westerwald, Sauerland zum Ruhrgebiet schnellstens die Rheinhöhen einzunehmen. Der rasche Ausbau dieses Brückenkopfes war für die bevorstehende Ruhrgebietsschlacht und dem damit verbundenen schnelleren Kriegsende entscheidend.
Kripper
Pontonbrücke
Der
Bau der schweren Pontonbrücke von Kripp in geradlinier Verlängerung
der zum Rhein hin abschüssigen damaligen Hermann-Göring-Strasse
(heutige Quellenstrasse) im Bereich der ehemaligen Villa Nagel stand
unter dem Kommando von Lieutenant Colonel Harvery R. Fraser des
51.Engineer Combat Bataillon.
Ungeachtet der Feindlage im
gegenüberliegenden Linz wurde die Pontonbrücke der militärischen
Wichtigkeit wegen, auf Anordnung des Chief Engineers Colonel Lyons
des III. Corps der 1159th Engineer Group am 10. März gegen 16:00
Uhr unter massiven Artilleriebeschuss aus den nun rechtsrheinischen
Mündungsrohren deutscher Geschütze gebaut. Dabei kam direkt zu
Beginn ein US Soldat zu Tode und ein weiterer Soldat der helfenden
181st Haevy Ponton Battalion wurde verwundet.
Um
die Pontonbrücke während ihrer Bauzeit der Sicht der schießenden
deutscher Artillerie zu entziehen, wurden von den Amerikanern
Nebelfässer gezündet. Oberbefehlshaber war Major Robert B. Gates
vom 51.Engineer Batallion. Ihr Gewicht betrug 25 Tonnen und die
Konstruktion bekam für etwaige besondere Aufgaben zusätzliche
Verstärkungen. Sie war eine Class -40 Brücke und demnach für 40
Tonnen Tragkraft ausgelegt. Die Klassifizierung der Pontonbrücken
war eine Notwendigkeit für die Logistik beim Transport und Aufbau,
aber bestimmte auch die Anzahl der Transporteinheiten, die
gleichzeitig den Rhein überqueren konnten. Die Brücke mit einer
Länge von 969 foot bekam später unter anderen den Namen des Majors,
welcher der kommandierende Offizier des 552nd Engineer Haevy Ponton
Battailons war und durch den Abwurf einer Bombe getötet wurde. 18)
Beplankung der Kripper Brücke 1945 kurz vor dem Linzer Ufer. Repro Slg. H.Krebs
Über die Umstände beim Bau der Pontonbrücke von Kripp nach Linz mit der offiziellen Bezeichnung „ROZICH– BLACKBURN – TOMPKINS – BRIGDE“ hinterließ Brigade General John W. Barnes, Captain und Batallionsoffizier der 51.Engineer Combat Battalions nachfolgende detaillierte Beschreibung:
„Am
7. März 1945, Brigadier General William M. Hoge`s Kampfgruppe B von
der 9th Armored Division erreichten den Rhein bei Remagen und
stellten fest, dass die Ludendorffbrücke immer noch stand. In
eigener Initiative bildete er einen Brückenkopf. Diese Aktion wurde
sofort General Eisenhower gemeldet, der diese Initiative unterstützte
und weitere Truppen zum Brückenkopf schickte.
Das 51st Engineer
Combat Battalion bekam am 8. März den Befehl, eine 25 Tonnen schwere
Pontonbrücke zu errichten mit der Materialunterstützung des 181st
und 552nd Engineer Haevy Ponton Battalions. Als der „S3“ der 51th
war ich verantwortlich für die Planung, Vorbereitung der Befehle und
Instruktionen um die Aufgaben zu erfüllen und Verantwortung zu
Übernehmen in den Aktivitäten der Konstruktion. Die Pontonbrücke
sollte den Rhein überqueren von Kripp nach Linz, 2 kleine Orte, die
sich gegenüber lagen und ca. 3 km flussabwärts von der
Ludendorffbrücke entfernt waren. Am Morgen des 10.März erreichte
das 51st Batallion den Ort Kripp, rund 40 Meilen entfernt von der
vorherigen Position des Bataillons. Alle Teile und Werkzeuge zum Bau
der Kripper Pontonbrücke standen zur Verfügung. Der Bau der Brücke
begann um 16:00 Uhr am Kripper und Linzer Rheinufer mit den
Zugangsrampen, unterbrochen von periodischen Artillerieattacken und
sporadischen Beschuss von leichten Maschinengewehrfeuer. Zum Schutz
des Brückenbaus wurden Rauchfässer aufgestellt, um die feindliche
Beobachtung zu verhindern. Trotzdem gab es sporadisch die
Beschussattacken um die Arbeiten zu behindern. Einige
Brückeningenieure wurden bei den Arbeiten verwundet, sechs fielen
den Angriffen zum Opfer, darunter auch der Commandant des 552nd Haevy
Ponton Batallion.
US-Pontonbrückenschutz.
Im. Hintergrund der Kripper Wasserturm.
Foto: US-Nationalarchiv
Washington/Repro: W.Weis
Durch das verschieben der Gummiboote in die jeweiligen Positionen verlängerten wir die Brücke vom Ufer und vergrößerten dadurch den Zug der Ankerseile, die wir ständig in Position halten mussten. Dreifach Ankerseile mussten wir nun benutzen, da gegen Mitte des Stromes die Strömung immer stärker wurde. Die Ankerseile waren jedoch zu schwach und die speziellen Powerboote waren nicht stark genug, die Brücke in Position zu halten, um die Anker zu platzieren. Wir brauchten Hilfe, und die bekamen wir durch das Anfordern von LCVP Booten. LCVP steht für „Landing Craft Vehicle Personal“, wie man sie bei der Anlandung in der Normandie benutzte. Man kannte sie auch unter dem Namen „Higgins“ Boote.
Zehn dieser Higgins Boote kamen uns zur Hilfe, und sie waren in der Lage, die Brücke zu halten, damit wir ein „one-inch“ Stahlseil (25,4 mm) über den Rhein spannen konnten, an denen die Anker eines jeden Pontonteiles befestigt werden konnte. Damit hatten wir das Befestigungsproblem gegen die starke Strömung des Rheines gelöst, der bei cirka 4 Meter pro Sekunde lag. So konnten wir die restlichen Pontonteile montieren bis zur Linzer Seite des Rheines. Endlich, um 19:00 Uhr am 11. März, 27 Stunden nach Beginn der Arbeiten, war die 969 foot lange Pontonbrücke fertiggestellt. Es war die längste fließende Brücke, die jemals unter Artilleriefeuer erstellt wurde. Um 23:00 Uhr begann nun die Übersetzung des Verkehrs. Tagsüber übersetzte alle 2 Minuten ein Fahrzeug die Brücke, darunter auch Panzerfahrzeuge.
Die zweite Pontonbrücke, unterhalb der Ludendorfbrücke war für leichtere Fahrzeuge vorgesehen. Beide Pontonbrücken wurden für den Weg an die Front benutzt und waren in beide Richtungen zu benutzen. Dadurch konnte die Ludendorfbrücke für Reparaturarbeiten geschlossen werden. Die Reparaturarbeiten an der Ludendorffbrücke konnten aber nicht fertiggestellt werden, da die Brücke wegen Materalermüdung einstürzte.“ 19)
Vermerk: LCVP Boote waren Landungsboote mit 8 Mann Besatzung. Man nutzte sie in Remagen und Kripp, um Truppen über den Rhein zu bringen. Beim Bau der Pontonbrücke in Kripp mussten sie den amerikanischen Ingenieuren zu Hilfe eilen, da durch die starke Strömung der Druck zu groß war, um die Ankerseile der Pontons an den Drahtseilen zu befestigen.
Pausenlos rollte nun der amerikanische Nachschub mit militärischen Bedarfs-gütern über diese Notbrücke in die Hauptkampflinie des rechtsrheinischen Westerwaldes. Das Kripper Unterdorf glich vom wartenden Andrang des 9. US-Panzerdivision her einem riesigen Heerlager und Armeedepot.
Geschütze, Panzer, Jeeps drängten sich auf der damaligen Hermann-Göring-Straße an der einzusetzenden US-Kampftruppen vorbei. Alle Straßen, besonders die dortigen Nebenstraßen, waren vollgestopft mit Panzerfahrzeugen und jeglichen militärischen Geräten. Damit der militärische Nachschub komplikationslos über die Pontonbrücke erfolgen konnte, wäre nach unbe-stätigten Aussagen einiger Dorfbewohner aus militärischer Sicht in Erwägung gezogen worden, die Unterkripp mit Bulldozern dem Erdboden gleich zu machen, wobei vorerst nur der Abriss der unterhalb der Mittelstraße beginnenden linken Häuserzeile der heutigen Quellenstraße erfolgen sollte. Es besteht jedoch die unausgesprochene Vermutung, dass wegen der raschen Frontverschiebung sich der geplante Abriss des Unterdorfes erübrigte. 20)
Eventuelle
Abrissplanung der Unterkripp.
Foto: US-Nationalarchiv
Washington/Repro: W.Weis
Die
ersten Fahrzeuge setzen im 2 Minutentakt über die Pontonbrücke nach
Linz.
In der Flußmitte stabilisierenden Higginsboote. Repro:
Slg.H.Krebs
Deutsche Störversuche
Mit
der Errichtung dieses groß angelegten gewaltigen US-Brückenkopfes
erwuchsen gegnerische Militäraktionen deutscher Truppen 21) von den
Anhöhen des Westerwaldes, die den ungehinderten Blick über die
Ebene der Goldene Meile im Kampfbereich freigaben. Alle feindlichen
Frontbewegungen in Kripp und Umgebung lagen zur Zeit der Brücken-und
Ortseinnahme sowie der Bildung des Brückenkopfes im unbehinderten
Feuer- und Beobacht-ungsbereich der gegenüberliegenden
rechtsrheinischen deutschen Truppen, von denen die Ortsperipherie und
die offene Feldmark Kripps mit Maschinengewehren bestrichen werden
konnte. Von hier aus konnten die deutschen Artilleriebeobachter Feuer
auf jegliche militärische Bewegung im operierenden Gefechtsfeld
anfordern, um dem Feind erhebliche Verluste zuzufügen bzw. dessen
Vordringen einzuschränken, wobei die Pfarrkirche durch einen Treffer
im rechten oberen Giebelbereich beschädigt wurde.
Des weiteren
folgten nun zur Störung des Rheinüberganges wegen des dichten
Flakgürtels unter größten Verlusten, unaufhörlich geflogene
deutsche Fliegerangriffe sowie Kampfschwimmerattacken. Erstmals
wurden am 14. März Strahlenflugzeuge vom Typ Arado 234 als Vorläufer
des Düsenjägers eingesetzt. Diese Neuentwicklung mit
Schallgeschwindigkeit, aufgestiegen auf den westfälischen
Flughäfen Achmer und Hesepe, hatten Einsätze gegen die
Ponton-brücke Linz-Kripp zu fliegen, wobei am 14.März bei einem
Gleitangriff aus 500 m Höhe die gegen diese Brücke abgeworfenen
Bomben ihr Ziel verfehlten und eine davon als Volltreffer in eine in
Nähe des Linzer Neutores befindliche Flakstellung des 535.(US) AAA
Aw Btl niederging und 22 US-Soldaten tötete. 22)
Momentaufnahme,
Rauchwolke nach Explosion der verfehlten Bombe in Linz.
Repro:Slg.
Jakob Weiler
Zum erweiterten Schutz der Kripper Pontonbrücke gegen deutsche Tiefflieger-angriffe wurde neben dem Flaksperrgürtel zusätzlich durch eine Ballonsperre der in Belgien liegenden britischen Sperreinheit der 974th P Squadron der Royal Airforce erweitert, die mit ihren an Leinen befestigten mit Wasserstoff gefüllten " 25 Mark IV ballons" ab dem 19. März 1945 Tieffliegerangriffe gegen die Kripper Pontonbrücke unmöglich machten. Die Angriffe nahmen nach dem 17. März infolge der immer weiter drängenden Frontverlegung in Richtung Osten ab. 23)
Insgesamt versuchte die deutsche Luftwaffe im Großraum des Brückenkopfes Remagen bis zu dem 17. März 1945 mit 369 erfolgten Bombenangriffen den Rheinübergang der US-Armee zu stören, wobei die massive US-Luftabwehr aus allen Rohren schießend 109 Abschüsse erzielt haben soll. 24)
Kripper Pontonbrücke mit Ballonsperren
Foto: Geographisches Institut Keele/ GB/ Repro: Slg.W.Weis
Zur Sicherung der Rheinübergänge des Brückenkopfes gegen deutsche Sabo-tageattacken und Treibminen wurden neben den aus Benzinbehältern und Baumstämmen errichteten Stromsperren zur Nacht auch CDL-Tanks eingesetzt.
US-Pionier bei der Einrichtung einer Minensperre über den Rhein oberhalb der Ahrmündung
Foto: US-Nationalarchiv Washington/Repro: W.Weis
Pioniermaterial zum Bau von Treibminensperren in Höhe der Ahrmündung
Foto: US-Nationalarchiv Washington/Repro: W.Weis
Attacke der Kampfschwimmer
Auf Grund der damaligen militärischen Wichtigkeit entwickelte sich die Lage am Brückenkopf Remagen nach der Einnahme der intakten Ludendorffbrücke durch die 9. US-Armee mit den errichteten Pontonbrücken als spezielle Angelegenheit des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin.
Was bisher mit Artillerie, Luftangriffen und Panzerbeschuss nicht gelungen war, sollte nun durch Kampfschwimmer auf allerhöchsten Befehl des Ober-kommandos der Wehrmacht vollendet werden. Der unmissverständliche Befehl des OKW lautete:
„ZERSTÖRUNG DER RHEINBRÜCKE BEI REMAGEN UND DER PONTONBRÜCKE IN KRIPP “.
Alle militärischen Operationen zu Wasser im hiesigen Gebiet unterlagen dem Einsatz des deutschen Marineeinsatzstabes und wurden unter dem Decknamen "Lederstrumpf" und "Puma" geführt. 25) Für diese militärischen Operationen wurde am 11. März 1945 Untersturmführer (gleich Lt der Waffen-SS) Schreiber als Leitender der Spezialgruppe Deutscher Kampfschwimmer der Jagdeinheit Donau im SS-Jagdverband Südost mit seinem Team aus 11 Kampfschwimmern vom Oberkommando der Wehrmacht befohlen, als Kommandierender seiner Truppe unverzüglich vom Flughafen Wien mit einem Militärflugzeug nach Frankfurt am Main zu fliegen und mittels eines Militärlasters nach Bad Ems zu gelangen, um sich mit Hauptmann Hellmers, dem Leiter der Kampfschwim-mertruppen, der verantwortlich für die Zerstörung britischer Pontonbrücken bei Nimwegen und Kreyskansgogo in der Nähe von Antwerpen war, zu treffen.
Hauptmann Friedrich Hummel, auch unter dem Pseudonym Wimmel, Wimmer bzw. Hellmer bekannt, stand bis September 1944 als Kommandant der Meeresjäger-Abteilung „Brandenburg“ vor und gehörte nach seiner Versetzung bis Kriegsende zur Einsatzleitung als Einsatzplaner der Kampfschwimmer im Reichssicherheitshauptamt (RSHA Abt. VI-S), die im SS-Jagdkommando „Donau“ zusammengefaßt waren. Er stand unter dem Kommando von Otto Skorzeny, ein wegen seiner 1943 legendären Duce-Befreiung eingegangener SS-Waffenoffizier im damaligen Range eines Hauptmannes. Als Kommandeur der Frontaufklärung II der Waffen-SS war Hellmers im jetzigen Range eines Hauptsturmbannführes der operative Leiter zur Zerstörung der Rheinübergänge am Brückenkopf Remagen. 26) Er hatte den Auftrag eine an den Brückenkopf befohlene Kampfschwimmereinheit der Waffen-SS zu führen. 27)
Hellmers
ordnete Schreiber an, sich in Waldbreitbach den
Marine-Kampf-schwimmern von Hauptmann Bartels anzuschließen. Der
gemeinsame Zusam-menschluss beider Kampfschwimmergruppen sollte dazu
führen, die auf zwei Widerlagern und zwei Pfeilern ruhende
Ludendorffbrücke mit 4 angebrachten Torpedominen sowie parallel dazu
die Pontonbrücke bei Kripp zu zerstören.
Beide Einheiten waren
Teil der Deutschen Marine und hatten das gleiche Trainingsprogramm
wie das SS-Team Schreiber durchlaufen.
Der eigentliche Plan der Deutschen Wehrmacht zum Einsturz der Eisenbahn-brücke sollten je 2 zusammen gekoppelten Torpedominen vom Typ C a. 700 kg sein, die mittels einem 9,6 t Einmann-U-Boot "Biber" an die Pfeiler der Ludendorffbrücke herangeführt werden sollten.
Jede der beiden Torpedominen waren der Tiefenbalance wegen mit sechs Schwimmkörpern versehen und sollten sich mit der Strömung des Rheines unter Wasser treibend der Brücke nähern.
Das Sprengmaterial für die Remagener Brücke musste man folglich unter die Kripper Pontonbrücke untertauchend transportieren. Um ein gefahrloses und unerkanntes Untertauchen der Minen an der Kripper Pontonbrücke zu gewährleisten, musste die Tauchtiefe der Sprengkörper entsprechend mit angebrachten Schwimmern zwischen der Rheinsohle und Pontonbrücke ausbalanciert werden.
Parallel zu diesem Einsatz sollte eine zweite Mission laufen, die Sprengung der von amerikanischen Pionieren gerade fertiggestellten etwa 2,5 km Oberstrom liegenden Pontonbrücke in Kripp, deren Zerstörung wegen laufender Truppenübersetzungen auf das andere Ufer höchste Priorität eingeräumt wurde.
Die taktische US-Pontonbrücke zwischen Kripp und Linz kurz nach der Fertigstellung Foto: Repro Weis
Dazu
hatte man erst unter der hiesigen Pontonbrücke das erforderliche
Sprengmaterial anzubringen und sich dann auf das eigentliche Ziel,
die Eisenbahnbrücke Remagen zu konzentrieren. Die Zündung der
Kripper Pontonbrücke sollte gleichzeitig mit dem Anbringen der Minen
an der Remagener Brücke erfolgen. Eine große Herausforderung an die
Kampfschwimmer wegen des erheblichen Brückenschutzes durch die
Amerikaner an beiden Brücken. Zu diesem Zweck setzte KorvKapt Hans
Bartels, der unter dem Decknamen „Lederstrumpf“ die Einsätze der
Kampfschwimmer an der Westfront führte, bereits am 9. März das
Kommando „Puma“ unter Oblt zur See Erich Dörpinghaus nach
Hönningen in Marsch.
Das Kommando „Puma“ bestand aus 12
Kampfschwimmern, einem Funk-fahrzeug mit 3 Funkern, 3 Mannschafts-LKW
mit den Sperrwaffenspezialisten, einem VW-Kübel, einem B-Krad und 3
Lkw`s zum Transport der Torpedominen. Die besondere Schwierigkeit des
Einsatzes war die vom Feind unbemerkte Wasserung der „Biber“ und
deren schweren Minen am rechtsrheinischen Ufer.Da man die schweren
Geräte nicht alleine wassern konnte, musste bereits wegen fehlender
zugesagter Pionierunterstützung der erste geplante Einsatz am 9.März
abgebrochen und die Einsatzgeräte zur Sicherheit gegen
Artilleriefeuer nach Rengsdorf verlegt werden. 28)
Obwohl die Chance einer unbemerkten U-Bootwasserung wegen erheblicher Ausdehnung der Brückenkopffront -die Amerikaner standen bereits am 12.3. am nördlichen Ortsrand von Hönningen und hatten das westliche Rheinufer fast von Remagen bis Koblenz eingenommen- immer geringer wurden, wurde ein erneuter Versuch am 13. März von insgesamt 23 „Puma“ und Waffen-SS Männern in Rengsdorf gestartet. Infolge Ariebeschuß und fast trans-portunfähigen Straßen musste der Einsatz vor Leutesdorf wiederum abgebrochen werden, da der Gegner das Vorhaben geräuschmäßig erfasst hatte. Die schweren Kampfmittel wurden aus dem Einsatzraum bis zur endgültigen Entscheidung durch OB West bei Dierdorf abgestellt. 29)
Zu einem erneuten und letzten Versuch des Einsatzes von Torpedominen traf man sich am16. März morgens auf einem Bauernhof bei Waldbreitbach, wo Kampfschwimmer der Gruppe Bartels die Torpedos mit 2 Minen mit hoch-explosivem Sprengstoff, aussehend wie zwei dunkelgrüne Metallzigarrenteile, für den vorgesehenen Wasserungstransport auf einen zweiachsigen Anhänger gelagert hatten, der als Minentransport zur Wasserung nach Leutesdorf vorgesehen war. Der Transport endete jedoch 3 km vor dem eigentlichen Ziel, wobei der schwere Anhänger wegen des schlechten Straßenzustandes während des Transportes derart beschädigt wurde, dass eine Weiterfahrt unmöglich war und die geplante Wasserungsaktion unverrichteter Dinge abgebrochen werden musste. 30)
Wegen derzeit fehlender Einsatzmöglichkeiten wurden die Kampfmittel jedoch präventiv trotz größter Transportschwierigkeiten außerhalb des Artillerie= bereiches bereitgehalten. 31)
Auf Grund der gegenwärtigen Feindlage infolge laufender Frontveränderungen ist laut Einsatzbeurteilung von KorvKpt Bartels an die Heeresgruppe von dem Einsatz mit vorgesehenen schwerem Marinekampfmaterial wegen der derzeitigen Unmöglichkeit der Wasserung abzuraten. Ein erfolgversprechender Auftrag wäre nunmehr derzeit nur noch mit zugesagten Kugeltreibminen und Lichtzündgeräten durchführbar und zu befürworten.Wegen Erfolglosigkeit verschiedener Einsätze des Marinekommandos und dem Einsatz von insgesamt 10 V2-Raketen für die Zerstörung der Ludendorffbrücke mit dem Punktziel „Ziel 0309“ der Werferabteilung 500 der Waffen-SS „Gruppe Nord“ aus Einsatzstellungen in der Nähe von Deventer/Niederlande in den Vortagen, erfolgte ein neuer Befehl, die Remagener Brücke durch den Einsatz beider Kampfschwimmereinheiten in der Nacht zum 16. März durch eine punktuelle Sprengung eines der beiden Brückenpfeiler mittels 28 Sprengstoffpakete „Plastit“ a 3 kg zum Einsturz zu bringen. Die Aktion scheiterte ebenfalls wegen unerwarteter Kampfhandlungen während des Transportes, da die eingesetzten 12 Kampfschwimmer erst bei Tagesanbruch verspätet das Rheinufer beim OrtHönningen erreichten und somit nach Abbruch der Mission auf den 17.März verschoben wurde. 32)
Eine
geplante Einsatzwiederholung zum 17.3. wurde auf Grund schwerer
Häuserkämpfe der letzten Nacht in Hönningen für die kommende
Nacht weiter Flussaufwärts nach Hammerstein verlegt, was die
Erfolgsaussicht des Unternehmens auf Grund der nunmehr 12 km
Entfernung vom Angriffsziel bei einer Wassertemperatur um 8° Grad
Celsius reduzierte. Der geplante Kampfeinsatz gegen die Remagener
Ludendorffbrücke erübrigte sich am gleichen Tage durch den
unerwarteten und völlig überraschenden Brückeneinsturz. Nunmehr
ging es nur noch um die Zerstörung der Pontonbrücken.
Seitenaufnahme der 58 Tagebrücke zwischen Kripp und Linz
18. März 1945, letzte SS-Kampfschwimmerattacke
Um nun den raschen Übergang von US-Truppen zum anderen Ufer über die Kripper und Remagener Pontonbrücken zu stören, erhielt Schreiber bei der erneuten Befehlsausgabe in Dierdorf durch Hellmers den Befehl, mit einem zu bildenden siebenköpfigen SS-Kampfschwimmertrupp die Verankerungen der Kripper Pontonbrücke durch Unterwassersprengungen mittels Knetspreng-stoffen zu zerstören. „Schwimmt zu der Kripper Brücke und zerstört sie. Sendet zwei Leute mit einem Lastwagen nach Römlinghoven. Gebt dort den Licht= signalcode und wartet auf den Rest der Kampfschwimmergruppe. Stellt das Startsignal auf 14 Stunden. Die drei anderen Kampfschwimmer werden mit Bartels weiterziehen“.
Die 7 Froschmänner, die die Attacke auf die Pontonbrücke in Kripp durchführen sollten, waren SS- Untersturmführer Walter Schreiber, von September 1944 bis März 1945 Leiter des „SS-Jagdkommandos DONAU“, SS Rottenführer Kretchmann, die Sturmmänner Weidemann, Egelhoff und Westmann, sowie die Schützen Vogelsang und Westbelt. Diese sieben gehörten zur Kampfschwimmergruppe SS Jagdkommando „Donau“ und standen unter dem Befehl des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) . 33)
Für
die geplante Aktion wurden mit einem Militär-LKW sieben Kanister, 28
Sprengstoffpakete „Plastit“ a 3 Kg und Nylonsäcke, indem das
ganze Tauchgerät eingebunden war, sowie sieben finnische Messer, die
einzige Waffe der Kampfschwimmer und luminierte Handkompasse zur
neuen Wasser-einstiegsstelle nach Hammerstein transportiert, weil
infolge erweiterter Frontlinien Hönnigen durch die Amerikaner
bereits eingenommen war. Ein mitgeführter Erlaubnisschein B
garantierte bei Militärkontrollen eine ungehinderte Durchfahrt.
Bereits
vor Hammerstein kam zur örtlichen Einweisung ein Leutnant der
227.Division als Lotse an Bord des Militärlasters. In einer
Hausruine am rechten Rheinufer zog man sich Schwimmanzüge mit
schwarzen Ledergürtel an und rieb sich zum Schutz vor Kälte und zur
Verschleierung mit dunkelgrünem Fett ein. Nach einem Zeitabgleich
bestiegen die Kampfschwimmer ein Boot und ruderten zur Südspitze der
Insel Hammerstein, wo sie mit ihrer Ausrüstung in die kalten
Rheinfluten stiegen.
Für
den Taucheinsatz hatte man sich trotz niedriger Wassertemperatur für
leichte Tauchanzüge ohne lange warme Wollunterwäsche, Flossen und
speziellen Atemschutzmasken entschieden, da man schwere Tauchanzüge
mit Sauerstoffflaschen und Atemschläuchen wegen Beschädigungen
infolge Stacheldrahthindernisse an den Pontonbrücken nicht für
sinnvoll erachtete.
Hellmers verabschiedete sich von der Gruppe
Schreiber mit den Worten, dass sich alle morgen wie vereinbart in
Römlinghoven treffen werden. Es sollte jedoch anders kommen!
Den Behälter mit dem Sprengstoff haltend, stiegen die Kampfschwimmer in zweier Reihen im Abstand von 5 Metern in die Fluten. Bei eventuell auftretenden Schwierigkeiten hatte jeder Schwimmer die Pflicht, dies mit erhobener rechter Hand mit dem Finnmesser anzuzeigen.
Bereits beim Eintauchen der 7 SS-Kampfschwimmer gegen 21:45 Uhr 34) in die Rheinfluten gerieten sie vom gegenüber liegendem Ufer unter starken amerikanischen Infanteriebeschuss.
Bildrückseite
US-Bemerkung Fotorückseite: SC 207 478, Here is a German saboteur, captured white swimming along the Rhine River near Remagen, in an attempt to destroy U.S.First Army brigdes. His equipment consits of a rubber helmet and gloves, oxygen mask, convas jacket lined with chemicals that give off heat when immersed in water, rubber paints, canvas shoes on which ar fastened hard rubber web feet. 164the Eng.Bn. 3/18/45
Durch diesen Zwischenfall alarmiert, begannen nun die Amerikaner die Wasseroberfläche des Rheines mit ihren Speziallampen abzuleuchten, wobei zwei SS-Kampf-schwimmer nur mit kurzen Messern bewaffnet in „rubber swimming uniforms“ gegen 23:45 Uhr -vermutlich wegen Unterkühlung- nördlich von Hönnigen ans Ufer schwimmend durch Angehörige des 164 th Engineer Bataillon gestellt wurden. Bei der weiteren Ausleuchtung der Rheinfluten konnte stromab oberhalb der Ahrmündung UstFhr Schreiber mit einem weiteren Kampfschwimmer, der durch die Explosion infolge Beschusses eines mitgeführten Sprengmittelpaketes verletzt wurde, gefangen genommen werden.*(Namensdifferenz je nach Quellenlage)
Ein
weiterer Kampfschwimmer wurde bei der Explosion getötet.
(*unterschiedliche Opferzahl je nach Quellenlage) Zwei der
SS-Kampf-schwimmer mit ihren Sprengstoffpäckchen " Plastit"
gelang es jedoch, unbeobachtet die Netzsperren der Pontonbrücken zu
untertauchen, jedoch ohne ihre mitgeführten Knetsprengstoffe wegen
der Blendwirkung der eingesetzten Speziallampen an den Verankerungen
der Pontons gefahrlos zu positionieren. Sie trafen sich in
Römlinghoven, um am vereinbarten Treff teilzunehmen.
Nach dem
Treff wurde einer von ihnen am 20. März gefangen genommen, während
der siebte Kampfschwimmer unentdeckt blieb. Der letzte Befehl der
Deutschen Seekriegsleitung für Kripp, die Pontonbrücke zu sprengen,
kam durch diese Umstände nicht mehr zur Ausführung.
Die überlebenden Kampfschwimmer wurden sofort verhört, wobei der Kommandant der 99 th Infantry Divison, Major General Walter E.Lauer, den verletzten Schreiber in seinem Kriegsbericht als „...fanatischen öster-reichischen Nazi....der erst nach 6 Stunden anfing, zu reden“, beschrieb
Zwei vor Kripp aufgefischte SS-Kampfschwimmer beim Verhör
Fotorückseite
US-Bemerkung Fotorückseite: SC 207 478, Here is a German saboteur, captured white swimming along the Rhine River near Remagen, in an attempt to destroy U.S.First Army brigdes. His equipment consits of a rubber helmet and gloves, oxygen mask, convas jacket lined with chemicals that give off heat when immersed in water, rubber paints, canvas shoes on which ar fastened hard rubber web feet. 164the Eng.Bn. 3/18/45
Durch
diesen Zwischenfall alarmiert, begannen nun die Amerikaner die
Wasseroberfläche des Rheines mit ihren Speziallampen abzuleuchten,
wobei
zwei SS-Kampf-schwimmer nur mit kurzen Messern bewaffnet in
„rubber swimming uniforms“ gegen 23:45 Uhr -vermutlich wegen
Unterkühlung- nördlich von Hönnigen ans Ufer schwimmend durch
Angehörige des 164 th Engineer Bataillon gestellt wurden. Bei der
weiteren Ausleuchtung der Rheinfluten konnte stromab oberhalb der
Ahrmündung UstFhr Schreiber mit einem weiteren Kampfschwimmer, der
durch die Explosion infolge Beschusses eines mitgeführten
Sprengmittelpaketes verletzt wurde, gefangen genommen
werden.*(Namensdifferenz je nach Quellenlage)
Ein weiterer Kampfschwimmer wurde bei der Explosion getötet. (*unterschiedliche Opferzahl je nach Quellenlage) Zwei der SS-Kampf-schwimmer mit ihren Sprengstoffpäckchen " Plastit" gelang es jedoch, unbeobachtet die Netzsperren der Pontonbrücken zu untertauchen, jedoch ohne ihre mitgeführten Knetsprengstoffe wegen der Blendwirkung der eingesetzten Speziallampen an den Verankerungen der Pontons gefahrlos zu positionieren. Sie trafen sich in Römlinghoven, um am vereinbarten Treff teilzunehmen, während der siebte Kampfschwimmer unentdeckt blieb. Der letzte Befehl der Deutschen Seekriegsleitung für Kripp, die Pontonbrücke zu sprengen, kam durch diese Umstände nicht mehr zur Ausführung.
Die überlebenden Kampfschwimmer wurden sofort verhört, wobei der Kommandant der 99 th Infantry Divison, Major General Walter E.Lauer, den verletzten Schreiber in seinem Kriegsbericht als „...fanatischen öster-reichischen Nazi....der erst nach 6 Stunden anfing, zu reden“, beschrieb.
US-Bemerkung
Fotorückseite: SC 207 478,
Here is a German saboteur, captured
white swimming along the
Rhine River near Remagen, in an attemp to destroy U.S.First Army
brigdes. His equipment consits of a rubber helmet and gloves, oxygen
mask, convas jacket lined with chemicals that give off heat when
immersed in water, rubber paints, canvas shoes on which ar fastened
hard rubber web feet. 164the Eng.Bn. 3/18/45
CDL-Tanks
Durch
den von General Eisenhower zum Absuchen des Rheinstromes
autori-sierten Einsatz am Brückenkopf durch CDL-Tanks (Canal Defence
Light), einer britischen Erfindung, wurde durch deren Blendleuchten
des 488th AAA Aw mobilen Battalion Oberstrom von Kripp am 17. März
die bevorstehende SS-Kampfschwimmerattacke unter dem Befehl
Schreibers vereitelt und Gefangene gemacht. Diese enorme Helligkeit
von 13.000.000 Kerzenstärke des CDL kam von einem auf einem
Schlitten im Panzer montierten Kohlelichtbogen, dessen Strom durch
einen 9,5 kV Generator separat angetrieben wurde. Dieser intensive
Lichtstrahl wurde von einem Sammelspiegel erfasst, der eine Parabel
in seiner Vertikal-achse und eine Ellipse in seiner Horizontalachse
war, um einen konvergierenden, und anschließend, von einem
Knotenpunkt etwa 150 bis 180 cm von der Lichtquelle entfernt, einen
divergierenden, Strahl zu erzeugen. Dieser Strahl, etwa auf dem
halben Wege zu seinem primären Brennpunkt durch einen gewöhnlichen
Planspiegel aus poliertem Aluminium zurückgeworfen, war auf 1000 m
Entfernung in der Lage, ein Gebiet von 340 x 11 m taghell
auszuleuchten. 35)
19/20. März - Letzter Sprengversuch gegen die Pontonbrücken
Nach dem gescheiterten SS-Kampfschwimmereinsatz sollten nunmehr die Pontonbrücken in Kripp und Remagen mittels der 63 Kugeltreibminen und UMA-Netzsprenggeräten durch die Marine Kampfeinheit zerstört werden.
Auf
Grund der neuen Feindlage konnten die zwischen Leutesdorf und
Hammerstein zu wassernden 63 Kugeltreibminen a 50 kg jedoch nicht mit
Lkw und Pferdegespanne zum Rhein transportiert werden, sondern wurden
in der Nacht vom 19/20. März von Monrepos aus von einem aus 126
Soldaten bestehenden Trägerkommando über Steilhänge und dichtem
Wald nach einem 10 stündigen mühseligen Marsch in Richtung
Hammerstein transportiert. Während einer eingelegten Rast der
Trägerkolonne im dichten Unterholz des Bachmühltales kurz vor
Leutesdorf wurde durch ein Vorauskommando zur Erkundung der
vorgesehenen Wasserungsstelle unter Leitung von Oblt z.S.
Dörpinghaus, der mit seinen Kampfschwimmern und Mechaniker-Matrosen
den eigentlichen Einsatz zu erledigen hatte, nämlich das
Gefechtsfertigmachen und Wassern der 63 Minen, dort bereits US-Panzer
und Infanteristen gesichtet.
Die im Waldgebiet versteckte Trägerkolonne wurde von 50 US-Infanteristen bemerkt und mit Panzer-und Artillerieunterstützung unter großen Verlusten aufgerieben 36) Somit scheiterte der letzte Plan der Deutschen Seekriegsleitung zur Zerstörung der Schwimmbrücken im hiesigen Bereich.
Die
Beendigung der Kampfschwimmereinsätze und der Luftkämpfe infolge
der östlichen Frontverschiebung Richtung Ruhrgebiet bedeutete für
Kripp endlich das langersehnte Ende von Kampfhandlungen.
Die ehemals hart umkämpften Pontonbrücken blieben bis zum 7. Juni 1945 weiterhin rein präventiv in Höhe Dattenberg durch 2 Netzsperren gesichert. 37)
Durch das gute Einvernehmen und Vermittlung des von der US-Armee eingesetzten Ortsvorstehers Dannemann war es unter seinem Ehrenwort möglich, aus humanitären Gründen täglich einen Lkw mit Kripper Zivil-personen auf das gegenüberliegende Ufer zu transportieren. 38)
Quellen:
01)
Mündliche Angaben Ignaz Jüssen
02) „Remagen im März 1945“,
Lothar Brüne/ Jakob Weiler, S.69
03) Zeitzeuge Josef Marx +,
Kripp
04) „Oldtimer der Rheinschifffahrt“, S.135, gebaut
1925, 1900 PS, Tiefgang 1,50 m, 1946 gehoben
05)
„Oldtimer der Rheinschifffahrt“, S.119, gebaut 1911, 1150 PS,
Tiefgang 1,20 m, gehoben 1946
06) „Oldtimer der
Rheinschifffahrt, S. 141, gebaut 1922, 1200 PS, Tiefgang 1,15 m, gehoben 1945
07)
„Oldtimer der Rheinschifffahrt, S. 145, gebaut 1886, 850 PS,
Tiefgang 1,35
m , versenkt 1945, gehoben und verschrottet 1947.
08)
„Oldtimer der Rheinschifffahrt, S. 133, gebaut 1909, 1500 PS,
Tiefgang 1,50 m, 1945 versenkt, gehoben 1946.+
09)
„Oldtimer der Rheinschifffahrt, S. 131, gebaut 1896, 900 PS,
Tiefgang 1,30 m, 1945 versenkt, 1947 gehoben.
10)
„Remagen im März 1945“, Lothar Brüne/ Jakob Weiler, S.44
11)
mündliche Angaben Gerd Dannemann
12) wie 10, jedoch S.63
13)
„Dr. Hermann Karsten-Ein Ja zum Leben“, von Mathilde Karsten,
Kripp, S.48
14) Remagen im März 1945, Lothar Brüne/
Jakob Weiler, S.51
15) "Endkampf am Rhein". D.und
W.Withaker,Ullstein Verlag 1994
16) wie 14, jedoch S.208
17)
mündliche Angaben des Sohnes Gerd Dannemann
18) Bericht der
amerikanischen 30th Armored Division
19) Voices of my
comrades,-amerikanische Reserve Offiziere erinnern sich an den 2. Weltkrieg. Editiert von Carol Adele Kelly, © Fordham
University Press
20) mündliche Angaben von Franz
Breuer+und Friedel Valentin+,Kripp
21) „Sinzig im Dritten
Reich", Band II, Kreisarchiv, Manuskript von Heinz Schmalz
22) „Remagen im März 1945, Lothar Brüne/ Jakob Weiler
S.167
23) wie 22, jedoch S.163
24)
Zeitungsartikel: Remagener Nachrichten 10/2005
25)
„Remagen im März 1945“, L.Brüne- Jakob Weiler, Remagen 1993,
S.172 ff.
26) „German Combat Divers“ Library of Congress
Catalog Number 2008924542 by Michale Jung, page 136
27) wie Nr.
25, Seite 175
28) wie Nr. 27, S.173-174 , FN 533
29) wie Nr.
27, S. 175
30) „The Underwater saboteurs“, B. Brou, Paris
1955. (Foreign Literature P publishing House, 1957
Moskau)
31) „Remagen im März 1945“, L.Brüne- Jakob Weiler,
Remagen 1993, S.173, Fußnote 533
32) wie Nr. 31, S.180
ff,
33) „U.S.Army in WWII European Theater of operations: The
Last Offensiv“, by Charles B.Mac Donald, Washington
1973
34) Zeitdifferenzen je nach Quellenlage unterschiedlich
35)
Damals und Heute, -Die Überquerung des Rheines, S.50-53
36) wie
Nr. 31, S.177-180
37)
„1100 Jahre Linz, S.119, Tgb.-Aufzeichnungen Dr. Fr- J. Wuermeling
7.6.1945
38) mündliche Angaben: Gerd Dannemann, Sohn
des damaligen Ortsvorstehers
Literatur:
„Remagen
im März 1945“, L.Brüne- Jakob Weiler, Remagen 1993
„German
Combat Divers“ Library of Congress Catalog Number 2008924542 by
Michale Jung, Page 136
„The Underwater saboteurs“, B.Brou,
Paris 1955. (Foreign Literature Publishing House, 1957
Moskau)
„U.S.Army in WWII European Theater of Operations: The
Last Offensiv“, by Charles B.MacDonald, Washington 1973
„Damals
und Heute“, -Die Überquerung des Rheines, S.50-53) „1100 Jahre
Linz“, S.119, Tgb.-Aufzeichnungen Dr. Fr- J. Wuermeling 7.6.45)
sowie das Diskussionsforum: Feldgrau.net
Anmerkung:
Was
das Geschehen der Kampfeinsätze der Marineeinheiten betrifft, so
sind fast alle Angaben in den aufgeführten Quellen bis auf geringe
Abweichungen identisch. Selbst persönlich durchgeführte Recherchen
im US-National Archiv in Washington ergaben ebenfalls keine anderen
Ergebnisse.
Militärische Operationen mit derzeit nicht gesicherter Quellenlage fanden in unserem Beitrag Berücksichtigung.
Fotos vom alten Kripp
vorgestellt von Horst Krebs
Das Kripper Kurhaus um 1955
Kripper Wehr im Großeinsatz beim Brand der Möbelfabrik Atzenroth 1960er Jahren
Alter Schulhof Kripp um 1955
Jupp und Jüppche
Transportfahrzeug der Gebrüder Breuer Möbelfabrik Kripp um 19??. Rechts Friseurgeschäft Hammer