Der Friedhof in Kripp

von Willy Weis & Hildegard Funk


Bis zur Anlegung eines Begräbnisplatzes in Kripp anno 1872 hatte unsere Gemeinde kein örtliches Begräbnisrecht. Der Ort Kripp gehörte der "Civilgemeinde Remagen“ an und ist zur Pfarrkirche dahier eingepfarrt, hat auch keinen eigenen Begräbnißplatz, sondern werden ihre Leichen hierhin gebracht um auf dem hiesigen gemeinschaftlichen Friedhof beerdigt zu werden. Die Einwohnerschaft Kripps bekennt sich mit Ausnahme einiger Personen insgesammt zur katholischen Confeßion." 1)

Bis zu diesem Zeitpunkt wurden die Leichen der Kripper „Dahingeschiedenen“ auf Karren oder Pferdefuhrwerke geladen und nach Remagen transportiert, um auf dem dortigen gemeinschaftlichen Friedhof begraben zu werden. Ab 30. Juni 1834 diente ein neu eingerichteter Friedhof in Remagen als Begräbnisplatz für die Verstorbenen beider Konfessionen. 2)

Eine Ausnahme jedoch bildete nach neuesten Erkenntnissen zur damaliger Zeit das Begräbnis der am 19.4.1795 verstorbenen 86 jährigen Tochter des Kripper Pioniers Johann Breuer (Brewers) -Maria Elisabeth TEMPEL-. Sie wurde mit spezieller Ausnahmegenehmigung der Düsseldorfer Behörde, vermutlich wegen ihres Privilegs als „E R S T G E B O R E N E “ von KRIPP (getauft 21.5.1708), am 21.4.1795 in der ehemaligen Kripper Kapelle (Johannessaal, heute Haus Quellenstr. 34) bestattet. 3)

Ein solcher Grabplatz in der Kirche war bis zum ausgehenden Mittelalter jedoch nur den ritterbürtigen bzw. adligen Herren und Damen vorbehalten. Die Überlassung der Begräbnisplätze für "auswärtige Bürger" und "Unkatholische" verlief aber zur damaligen Zeit bei der erzkonservativen Bürgerschaft in Remagen nicht immer ohne Störungen. 4)

So kam es 1763 bei einer Leichenprozession zwischen verschiedenen konfessionellen Anhängern in Remagen zu einem Eklat. Zu dieser Zeit wurde die Störung eines Leichenzuges anlässlich der Beerdigung eines „auswärtigen“ verstorbenen Protestanten durch höhnisches Gespött und Gelächter sowie Sperrung des Prozessionsweges durch Fuhrwerke bekannt. Dieser Zwischenfall wurde in einer Protestnote des Consistoriums der reformierten Gemeinde zu Remagen als „frivoler und temerärer (temporärer ?) Attentaten zu graviren, jedoch haben wir diese Unbill als einen bloßen Muthwillen und Unbesonnenheit einiger Ochsentreiber und Kahrenjungen lieber verschmerzet und vergessen, als dieserwegen die Obrigkeit zu ...“ festgehalten.

Als anerkannte Sache seitens der katholischen Bürgerschaft Remagens sei erkannt, dass „ausheimische Todte , was ehrliche Leute und der protes-tantischen Religion zugethan sind, auf ihr geziemendes Ansuchen bei uns, auf unserem eigenthümlichen und freien Kirchhof zu beerdigen, solche in die Stadt zu tragen, selbige bei uns nieder zu setzen, bis mittels Läutung der Glocken ein Zeichen zum Ausgang zum Kirchhof gegeben wird. Exempel hat man davon genugsam kundiger Massen, von Sinzig, von der Kripp ...“ auf dem Remagener Friedhof ohne Störung beerdigt wurden. 5)

Wie aus einem weiteren Eintrag " ein oder anderer im Wasser Ertrunkener in ein Bund Stroh gebunden, ohne Glockengeläut und Formalität in der Eil mag außerhalb getragen und beerdigt worden..." hervorgeht, wurden fremde Tote, Gehenkte oder gelandete unbekannte Wasserleichen damals außerhalb der Stadt aus Kostengründen ohne förmliches Begräbnis von einem Abdecker gegen ein kleines städtisches Entgelt in den nächst umliegenden "ungeweihten" Ort, einer so genannten "Schindskaul"(aufzufüllende ehemalige Kiesgrube) regelrecht verscharrt.

Urfriedhof 1872

Damit die Kripper auch nach ihrem Ableben in der heimischen Scholle begraben zu ihrer irdischen Ruhe finden konnten, wurde im Frühjahr 1872 auf Kosten der Stadt in Kripp am westlichen Ortsausgang an der damaligen Linz-Altenahrer-Provinzialstraße (Quellenstraße), zwischen den heutigen Hausgrund-stücken 139-147, ein eigener Friedhof angelegt. "Der Friedhof ist nicht pfarreigen sondern steht im Gemeindeeigentum und nimmt alle Toten jeglicher Konfession des Ortes auf." 6)

Man wählte diese Lage auf Grund der damaligen preußischen Verordnung zur Trinkwasserhygiene, indem neue Friedhöfe nur außerhalb von Ortschaften auszuweisen und anzulegen waren. Der 30 x 40 Meter große geweihte Gottes-acker war versehen mit einem Eisengittertor, einem Kreuz und einer Weißdornhecke, die als vollständige Einfriedung des Friedhofsarreals diente, um dem Leben in Kripp einen würdigen Abschluss zu geben. Dieser Urfriedhof hatte seine südlichste Begrenzung unmittelbar hinter dem heutigen großen Kastanienbaum.
Schon vor der offiziellen Eröffnung des Kripper Gottesackers im Frühjahr 1872 erfolgte bereits am 2. Januar die Beisetzung des am 25. Dezember verstorbenen 71 jährigen Kripper Gastwirtes Josef Adam Hertgen, einem Zwillingsbruder des Kripper Bezirksvorstehers Heinrich Josef Hertgen, als erste Friedhofsbelegung. Alle Gräber dieser bekannten wohlhabenden Kripper Familie befanden sich in unmittelbarer Nähe der Kastanie auf der rechten Seite.
Schon im gleichen Jahr erhoben sich Grabhügel, deren Leichenplätze bis zu seiner offiziellen Einweihung von den Geistlichen „einzeln in loco“ eingesegnet wurden. 

Mittelpunkt des damaligen Friedhofes bildete ein von "Collekten in Höhe von 6 Thalern, 21 Silbergroschen und 2 Pfennige" der Kripper Kapellengemeinde 1872 gestifteter Christuskörper, der von einem Dillmann aus Linz für 5 Taler und 18 Silbergroschen erworben wurde. 7)

Der Nachweis einer bereits 1896 vorhandenen Friedhofsmauer geht aus einem Antrag des Kripper Bezirksvorstehers Rick über eine Reparatur hervor, die laut Angebot des Maurers Christian Betzing aus Kripp für 0,70 Mark /qm "...von Schmutz zu reinigen, die Fugen auszukratzen, zu nässen und mit verlängertem Zementmörtel bei vorheriger Ausmauerung der Löcher- aufzutragen" mit insgesamt 91 qm Mauerfläche instand zu setzen sei.

Friedhofserweiterungen

Die Einwohnerzahl von Kripp wuchs ständig, so das die vorhandene Friedhofsfläche von 12 ar nicht mehr ausreichte und durch Ankauf einer dahinter liegenden Ackerparzelle erweitert werden musste. Diese traurige Tatsache ergab sich aufgrund der damaligen hohen Sterblichkeitsrate, die um 1860 bei einem vierjährigen Kreisdurchschnitt mit 34,5 % bis 14 Jahre, 58,5 % bei 14-60jährigen und 7 % über 60 Jahre betrug, wobei bei Kindern 40,5 % bis 3 Jahre und 59,5 % bei 3-14 jährigen belief und auf 17 Geburten 1 Totgeburt lag, statistisch ermittelt wurde.8)

Der ermittelte Leichendurchschnitt für Kripp um 1880 betrug jährlich vier Kinder unter 12 Jahren und acht Erwachsene. 7) Legte man eine Fläche von vier Quadratmeter für einen Erwachsenen und zwei Quadratmeter für ein Kindergrab zugrunde, so kam man auf einen jährlichen Friedhofsflächenbedarf von 40 qm. Bei einer erneuten Erweiterung 1913 um 10 ar (1000 qm) in den Parz.-Nr. 15496/ 467, 165/ 121, 466/ 126 war man von einer Vorausplanung von 25 Jahren ausgegangen.

Ein zu diesem Zweck 1913 erstelltes kreisärztliches Gutachten, dem eine sanitätspolizeiliche Untersuchung anhand von Bodenproben des zukünftigen Friedhofsareals vorausgegangen war, ergab eine Bodenbeschaffenheit von einem 40 cm starken Mutterboden, danach 80 cm Lehmschicht, dann Mergelboden. Erfahrungen über die Verwesungsdauer infolge der Bodenverhältnisse des Kripper Friedhofes lagen nicht vor. Nach Angaben des damaligen Bezirksvorstehers betrug diese 15 Jahre. Auf Grund des Lehmbodenaufkommens und der dadurch lang andauernden Verwesungsfrist musste die Tiefe bis zur Sarghöhe mindestens 90 cm vorgeschrieben werden. 9)

Zur Preußenzeit war um 1880 ein Erwachsenengrab 7 Fuß lang und 3 Fuß breit. 10) . Diese 21 Quadratfuß wurden gemäß königlichem Beschluss von 1853 stiguliertem Preis von 3 Mark pro Quadratfuß berechnet. Den Betrag hatte man direkt beim damaligen Kripper Bezirksvorsteher Rick zu entrichten. 11) Als Grenze der ersten Erweiterung vom Kastanienbaum aus in südlicher Richtung diente die heutige Hecke hinter dem Mausoleum. 12) Ein weiterer Hinweis auf eine Erweiterung der Friedhofsmauer ergibt sich aus einem Schreiben des Kreishochbaumeisters Honsberg vom 14. 1.1914, wo dieser auffällige über-höhte Preisabsprachen zwischen den Kripper Bauunternehmer Rick und Küpper reklamierte und deren Angebote unter Androhung von Konkurrenzfirmen aus Sinzig dem damaligen Gemeindevorsteher von Kripp zur erneuten Angebotsabgabe zurück gegeben wurden. 13)

Erste Leichenhalle

1914 wurde der Bau einer Leichenhalle mit einem Kostenvoranschlag des Kreisbaumeisters in Höhe von 1850 Mark auf dem Friedhof zu Kripp für nötig erachtet, geplant und am 23.7.1914 durch den Bürgermeister der Stadt Sinzig genehmigt, da die Gemarkungsgrenze von Sinzig teils diagonal durch den Friedhof verlief und sich die zu bebauende Friedhofsparzelle 465/121 "an der Kripper Straße" in jener Zeit in Flur 6 der Sinziger Gemarkung befand. Aus diesem geographischen Kuriosum rührt auch die damalige stadtbekannte spöttelnde Redewendung der Sinziger über die Kripper:

...de Duude von Kripp leije met em Kopp in Sinzig, un met em Arsch in Krepp.“ (Die Toten von Kripp liegen mit dem Kopf in Sinzig; und mit den Hintern in Kripp)

Aus Rücksicht auf das bereits bestehende gräfliche Mausoleum sollte anhand der Baubeschreibung durch den Kreisbaumeister Honsberg „Damit die Architektur des östlich liegenden Mausoleums des Grafen Taveggi nicht beeinträchtigt wird, ist die Anlage als untergeordnet behandelt worden“ der Bau der geplanten Leichenhalle in der südwestlichsten Ecke des Friedhofes als untergeordnete Bauanlage mit verputztem Mauerwerk und Schieferdach in Deutscher Deckung erfolgen. Recht auffällig erscheint die Baubedingung zur damaliger Zeit, dass im Dachraum eine Fledermausluke einzubauen Vorschrift war. 14) Der Bau dieses Gebäudes verzögerte sich durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges. Dieses kleine Gebäude, das in seiner ursprünglichen Bauweise nicht mehr vorhanden ist, dient heute als Abstellplatz für die Arbeitsgeräte des Totengräbers. Hier wurden auch 1945 die provisorischen Särge aus alten Munitionskisten vom städtischen Totengräber Klaus Ronken für die im Lager bei einem Fluchtversuch erschossenen Gefangenen oder Lagertoten gezimmert, die bis zur Umbettung auf dem Bad Bodendorfer Ehrenfriedhof bzw. auf Heimatfriedhöfen vor der östlichen Friedhofsmauer am heutigen Ehrenmal beerdigt wurden.

Der Kripper Ehrenfriedhof diente während der Besatzungszeit nach dem II. Weltkrieg als Übergangsfriedhof für Lagertote des hiesigen Kriegsgefangenenlager bis zur Umbettung auf den Bad Bodendorfer Ehrenfriedhof oder heimischen Gräbern.


1932 stand abermals eine erneute Friedhofserweiterung an, wozu sich der Ankauf der angrenzenden Ackerparzelle von 3,18 ar, welche im Eigentum des Mathias Schmidt stand, anbot. Zur Realisierung des Kaufpreises von 500 RM streckte der Gastwirt des Rhein-Ahr-Gaststätte Ignaz Lohmer eine Anzahlung von 250 RM vor, die sukzessiv mit der anfallenden Gewerbesteuer verrechnet wurde. Ende 1963 beschloss die Stadt ein Grundstück für die Friedhofserweiter-ung im Tauschwege zu erwerben. Abermals wurden 1968 Friedhofserweiter-ungen südlich zum Badenackerhang auf Sinziger Gebiet geplant und die Verwaltung mit Vorgesprächen beauftragt. 15) Bei der letzten südlichen Erweiterung stieß man Ende August 1990 auf römische Funde, die einem Herrenhaus, einer sogenannten „villa rustica“ zugeordnet werden konnten.

Mausoleum

Ein Mausoleum von dem in Kripp lebenden italienischen Grafen Taveggi um 1906/07 errichtet, erinnert noch heute an das Wirken des ehemaligen Kripper Grandseigneurs. Die über dem Eingang befindliche Inschrift "PAX IN AETERNITATE" gibt Aussage über das Bedürfnis nach Frieden in der Ewigkeit. Dieses Gebäude, ein Werk des Aachener Architekten Karl Schmitz, befindet sich mit seinem Eingang in der Mittelachse des Altfriedhofes, im südlichen Grenzbereich der ersten Erweiterung des Urfriedhofes, dessen Ausmasse 40 x 60 m betrugen. Der dem eigentlichen Gebäudeteil etwas vorgelagerte Eingang zum oberirdischen Baukörper wird durch einen Zahnschnittfries sowie einer Vase in einer Halbbogennische und der Inschrift: „PAX INTERNITATE“ zusätzlich betont. Der Baukörper des Mausoleums besteht aus einem Untergeschoss mit 6 Grabkammern mit Zugang an der Rückseite und einem oberirdischen oktogonalen Baukörper aus cremefarbigem Tuffstein, dessen Abschluss aus einer geschieferten Kuppel besteht. 

Wegen der weichen Eigenschaft des Tuffs dürfte die Annahme berechtigt sein, dass das aus Vulkanasche bestehende und sich das im Laufe von Jahrtausenden verfestigte Weichgestein der Osteifel hier nur eine Verwendung als Aussenverblendung fand.

Vier von jeweils eine an einer Oktogonseite befindlichen Fenstern -seitlich neben dem Hauptzugang sowie dem rückwärtigen Grabkammereingang- sorgen für die innere Aushellung. Die Wände des Innenraumes des Erdgeschosses sind durch Pilaster gegliedert. Die vermutliche künstlerische Originalausmalung der Kuppel war bis zu seiner heutigen Neugestaltung 2007 mit einem groß-formatigen, geschweiften sternförmigen Band bemalt. Des weiteren befinden sich zusätzlich aufgesetzte kleinere Sterne, Ordenssterne entsprechend im inneren Kuppelansatz. Der obere Abschluss der Kuppelscheitel bildet eine gerahmte Blindöffnung. Jeweils 4 beidseitig in der Nord- Südachse flankierende Birkenbäume sowie 2 rechts und links vor dem Portal liegende steinerne Löwen, die damals als bossierte Rohlinge vor Ort in ihrer endgültigen Form gemeißelt wurden, (Zeitzeuge Michael Schumacher) verleihen dem Eingangs-bereich des Kripper Denkmals einen würdigen Rahmen.

Durch eine beantragte Unterschutzstellung durch die Denkmalpflegebehörde kam man einer eventuellen Integration der im Jugendstil errichteten architektonischen Attraktion mit den Planungsideen einer neuen Leichenhalle um 1980 zuvor.

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Das eigentliche Vorhaben des Grafen, in seinem erbauten Kripper Mausoleum beigesetzt zu werden, ging nicht in Erfüllung, da dieser 1936 nach Mailand verzog und nach unserem derzeitigem Wissensstand in einer der Familiengrabkammern 31-32 in der Via de Cimitri, Montecchio/ Regio Emilia, beigesetzt wurde. Mit Urkunde 600/42 des Notars Adams zu Sinzig wurde am 11.9.1942 das Mausoleum als ehemals gedachte gräfliche Grabstätte für 1.000 RM von der nun in Mailand lebenden Gräfin Elfriede Taveggi an die Stadt 
Remagen verkauft und 1948 auf Antrag der Katholischen Pfarrgemeinde Kripp auf 99 Jahre mit der Maßgabe verpachtet, dass die Pfarrgemeinde die laufenden Unterhaltungs- und Reparaturkosten trägt, sowie das Mausoleum für alle Konfessionen zur Verfügung zu stellen hat.

  
Quelle: Stadtarchiv Remagen                                    Quelle: Stadtarchiv Remagen
 

Aufgrund gesetzlicher Veränderung im Bestattungswesen, die ab 1964 die Aufbahrung von Leichen in Wohnräumen untersagte und somit die Beerdigungen vom Trauerhause aus wegfielen, diente das ehemals gräfliche Mausoleum bis zur Fertigstellung der neuen Friedhofskapelle mit Leichenhalle in 1994 den Kripper „Dahingeschiedenen“ aller Konfessionen als Provisorium ihrer „letzten irdischen Räumlichkeit vor der Grablegung.“Bis dahin war es üblich, dass die Verstorbenen nach der Leichenwäsche in dem Trauerhaus bis zur Beerdigung aufgebahrt und eine kleine Totenwache in der Form abgehalten wurde, indem alle Verwandten, Freunde und Nachbarn sowie die Bekannten in stetiger Abwechslung am Totenbett von dem Verstorbenen Abschied nahmen und ihr Mitgefühl gegenüber den Hinterbliebenen und Verehrung gegenüber dem Verstorbenen zollten. Mit einem mit schwarzen Fransen bedeckten Schabracke umhängten trauergeschmückten offenen Pferdewagen wurde der Sarg am Tag der Beerdigung vom Trauerhaus zum Friedhof während einer Trauerprozession überführt. Später ersetzte ein Leichenwagen das bisherige Pferdefuhrwerk.17)

Heutzutage wird auf Grund von veränderten Vorschriften im Bestattungswesen unmittelbar nach ärztlicher Feststellung des Todes die Leiche durch eine Bestattungsfirma zur Leichenhalle überführt und dort gekühlt bis zu ihrem Beerdigungstermin aufgebahrt.

Am Vorabend des Begräbnistages findet in der Kirche eine Rosenkranzandacht für die Verstorbenen statt. Am Beerdigungstag geht nach Abhaltung einer kleinen Andacht am Sarg bzw. Urne in der Friedhofskapelle nunmehr der Leichenzug direkt von der neuen Friedhofskapelle aus zur Grabstelle. 2007 wurde das Mausoleum durch den Bürger-und Heimatverein mit einem erheblichen Kostenaufwand im Absprache mit der Denkmalpflegebehörde restauriert. 18) Links vor dem Mausoleum befindet sich ein Massengrab für die zivilen Bombenopfer vom 9.2.1945, in dem laut Totengräberliste des hiesigen Totengräbers Ronken zur Folge sieben Personen beigesetzt wurden. 19)

Neue Friedhofskapelle

Rund 470.000 DM ließen sich 1994 die Kripper ihre "letzte irdische Unterkunft" kosten, um sich nach einem gelebten Leben einen würdigen irdischen Abgang zu verschaffen. Ein in der Stirnwand der Kapelle dominierendes bleiverglastes Rundfenster symbolisiert farblich die vier Jahreszeiten und wurde von den Remagener Glasmalern Barbara und Peter Kessler- Kötting geschaffen. Die Einsegnung der neuen Friedhofskapelle mit integrierter Leichenhalle erfolgte am 30. Mai 1994 durch den katholischen Pfarrer Klaus Birtel und dem evangelischen Pastor Udo Grub. Von der Planung bis zur Einsegnung dieser Friedhofskapelle gingen 17 Jahre infolge politischer Unstimmigkeiten im hiesigen Ortsbeirat ins Land, die mit einer 11jährigen Kapellendiskussion 1979 nach einem Entwurf des Architekten Strassberger über 500.000 DM begann. Als Baubeginn ist der 27.3.1992 nach den Bauplänen des Architekten Erwin Lynen entworfenen Friedhofskapelle mit integrierter Leichenhalle dokumentiert. 20) Eine neue, von der Eifeler Glockengießerei Hans August Marck in Brockscheid gegossene Glocke wurde nach der Segnung am 16.12.2006 durch den katholischen Pfarrer Dr. Johannes Meyer und der Presbyterin in den Glockenturm der neuen Friedhofskapelle eingestellt. 21) Diese 40 kg schwere Bronzeglocke mit einem Durchmesser von 378 mm und dem Klangton „ c “ wurde aus dem Einnahmeüberschuss der 300 Jahrfeier von dem eigens für dieses Ortsjubiläums gegründeten Traditionsverein gestiftet. Im unteren Glockenkranz umlaufend ist die gegossene Inschrift „ Friedhof 2005 „ verteilt. Die automatische Glockenbedienung geschieht mittels Mobilsenders. Seit der Inbetriebnahme der neuen Friedhofskapelle mit integrierter Leichenhalle wurde das gräfliche Mausoleum als Leichenhalle nicht mehr genutzt. Somit dürfte der 1948 geschlossene Pachtvertrag der Katholischen Pfarrgemeinde nunmehr hinfällig geworden sein.

Verwaltung

Gemäß Bekanntmachung in der Lokalzeitung vom 17.1.1887 unterhielt die städtische Gemeinde Remagen Totengräber, die auch für die Totenstätte Kripp zuständig waren. Diese arbeiteten für eine jährliche Pauschalgebühr von 60 Mark, zuzüglich 1,80 Mark für den manuellen Grabaushub eines Erwachsenengrabes, bzw. 1,20 Mark für das Grab eines Kindes unter 14 Jahren bei einer vorgeschriebenen Tiefe von 1,75 Metern. Dem Totengräber wurde außerdem noch die Pflicht zur Führung eines Begräbnisregisters auferlegt.
Der Tagelöhner Matthias Reuter, der dieses "traurige Amt" ab 1.1.1887 ausführte, beantragte 1908 von der Stadtkasse für einen erlittenen Dienstunfall in Kripp einen Lohnausgleich von täglich 0,80 Mark "gütigst vergüten zu wollen", da er vom Polizeiserganten Klinke beauftragt worden war, "abends gegen halb elf Uhr" eine angelandete Wasserleiche in Nähe der Ahrbrücke zu bergen, wobei er auf dem glitschigen Ufersaum ausrutschte und sich am linken Fuß derart schwer verletzte, dass er vom 3. Mai bis 12. Juli 1908 " nichts verdienen" konnte. Die Kripperin Katharina Hausmann übernahm ab 1.7.1911 auf Antrag die Pflege des hiesigen Friedhofes nach der Vorgabe der Verwaltung für eine jährliche Pauschale von 40 Mark, wobei eine Arbeitszeit von 30 Stunden monatlich veranschlagt wurden. Diese Arbeiten übernahm später eine Frau Mallmann. 22) Die jährliche Vergütung für das Totengräberamt erhöhte sich 1919 in Folge der allgemeinen Teuerungsrate auf 1000 Mark. Das Amt des Totengräbers wurde nach 1920 von Herrn Henscheid und nachfolgend durch Herrn Sting, Herrn Klaus Ronken und Herrn Lachmann ausgeführt. Die Zuständigkeit des Bestattungswesen liegt beim Friedhofsamt der Stadt Remagen, die sowohl neben der Administration die gesamte finanzielle Abwicklung als auch den Beerdigungstermin nach Absprache mit dem städtischen Bauhof vorgeben. Die Friedhofpflege erfolgt heutzutage von städtischen Bediensteten des Bauhofes, ohne dass Kripp ständig einen lokalen 
Friedhofswärter unterhält. Die aktuelle Friedhofsgröße beträgt 9.842 m², wovon 2.254 auf den neuen Teil entfallen, mit einer Belegungskapazität von 580 Doppelgräber und Einzelgräber sowie 185 Urnengräber. Anonyme Urnengräber befinden sich an der Westseite des alten Friedhofes entlang der Hausmauer des angrenzenden Hauses Quellenstr.147 sowie an der anschließenden alten Friedhofsmauer bis hin zum alten Eingangstor. 

Weil die Kommune in einem rechtlich klar abgestecktem Rahmen handelt, legen sie den Großteil der Kosten für die Friedhofsunterhaltung auf die Grabgebühren um, wobei sich derzeit die Belegungskosten eines Doppelgrabes zwischen 3.147 € und 4.671 €, eines Einzelgrabes zwischen 1.569 € und 2.198 €, eines Urnengrabes 805 € und eines Kindergrabes 300 € bei 30jähriger Pachtzeit belaufen. Ein Reiheneinzelgrab mit 20jähriger Belegung kostet dagegen 569 €. 23)

Fazit

Ein Friedhof spiegelt das Symbol des traditionellen christlichen Verständnis und Kultur im Umgang mit dem Tod wieder. Viele liebevoll gepflegte Grabstätten geben recht eindrucksvoll neben der Wertschätzung die enge Verbindung zum Verstorbenen zum Ausdruck. 

Allerheiligen versammeln sich die Angehörigen vor den Pastorengräber unter dem großen Kastanienbaum und gedenken in Gebet und Gesang ihrer Toten, wonach der Priester im Anschluss mit den Messdienern durch die Grabreihen der Kripper Kultstätte schreitet und die einzelnen Gräber im Beisein der Angehörigen segnet. Durch die Vielzahl der angezündeten Grablichter auf den geschmückten Gräbern gleicht der Totenacker bei Einbruch der Dunkelheit einem Lichtermeer.

Die ehemaligen Pastöre von Kripp wie Brückert, Rohsmann und Dr. Keller fanden hier wunschgemäß ihre letzte Ruhestätte. Ihre Grabstellen werden von der Pfarrgemeinde gepflegt.

Ehrenmal

Wie in vielen Orten, so wurde auch hier der gefallenen Söhnen beider Weltkriege in ehrendem Gedenken gedacht, deren Geist in unserer Gemeinde noch fortleben soll.

So wurde unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg noch während der Besatzungszeit ein schlichtes Ehrenmal für die Gefallenen Söhne des Ortes ohne die Symbiose des Heldentums auf dem Ehrenfriedhof von dem 1887 gebürtigen Aachener Maler und Bildhauer Ewald Mataré geschaffen und am Standort der heutigen Friedhofskapelle errichtet. Auf der Front-und Seitenfläche des Steinquaders von zwei mal zwei Meter und 1,35 m Höhe waren mit dem jeweiligen Kriegsjahr die Namen der Kripper Gefallenen eingemeißelt. Die Jahreszahl der Errichtung dieses Mahnmales ist im „Goldenen Buch der Stifter der Pfarrgemeinde Kripp“ mit 1919 dokumentiert.

Für die Rettung des in die Jahre gekommenen maroden Kripper Ehrenmales von 1919 und einer Aktualisierung nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich recht intensiv der ehemalige Ortsvorsteher Ernst Dannemann ein. Auf dessen Betreiben wurde 1949 ein Förderverein zur Rettung des Mahnmales gegründet. Unzählige Verhandlungen führte er mit einigen Steinmetzen, so z.B auch mit den Steinmetzen von Maria Laach, die jedoch unbedingt auf einen Stacheldrahtkranz um den Helm bestanden. 24)Nach dem Willen des Fördervereins sollte das bestehende Ehrenmal zwar aufgearbeitet aber weiterhin in unveränderter Form ein Symbol der Vergangenheitsbewältigung und Mahnung der Sinnlosigkeit von Kriegen darstellen. Lediglich ein schlichter aufliegender Stahlhelm soll den Krieg als Zeugnis gewaltiger und gewaltsamer Menschenverluste und das Eiserne Kreuz als schlichter Ausdruck des Zeichen des Mutes und persönlicher Tapferkeit symbolisieren. Man einigte sich auf einen schlichten mahnenden Spruch auf der Vorderseite, jedoch ohne namentliche Aufführung der Gefallenen. Das Ehrenmal wurde im Rahmen der Neubaumaßnahme der Friedhofskapelle 1993 von dem Remagener Steinmetz Diwo seitlich im Haupteingangsbereich der Friedhofskapelle, wo alljährlich die Kripper Bürgerschaft und Vereine mit einem Trauermarsch am Totensonntag zu Ehren der Toten einen Kranz niederlegen, versetzt. 




Ehrenmal 1919 des 1.Weltkrieges mit den Namen der Kripper Gefallenen.



Verändertes Ehrenmal nach dem 2. Weltkrieg mit einem schlichten Spruch, ohne namentliche Aufführung der Gefallenen.

Möge der Sinn des Ehrenmales stets vor unseren Augen an den Hass und Neid, die Sinnlosigkeit der Zerfleischung und Vernichtung ganzer Völker mahnend erinnern, denn Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. 



                                                                                                                        Repro Willy Weis

Bevor jedoch das Ehrenmal in seiner Gestaltung nach dem Zweiten Weltkrieg aktualisiert und verändert wurde, wurde als Provisorium zur Ehren und Erinnerung an die Kripper Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges ein hohes Holzkreuz errichtet. Eine darunter befindliche schwarze Granit-platte mit der Inschrift: „Zum Gedenken der Gefallenen und Vermissten des Krieges 1939-1945“ weist auf den Sinn und Zweck des Kreuzes hin. Es befindet sich unweit rechts neben dem heutigen Standort des Ehrenmales. Der marode Christuskorpus wurde um 1995 von dem Remagener Verschönerungsverein durch einen neuen ersetzt. 

Ehrenmal Lederfabrik

Seit Oktober 2014 befindet sich auf dem Ehrenfriedhof vis a vis des Kriegerdenkmals das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges der Kripper Lederfabrik. Dieses, anno 1921/22 im Auftrag des Grafen Taveggi ebenfalls vom Bildhauer Ewald Mataré in Form einer Pyramide geschaffene Ehrenmal, befand sich bis 2012 neben dem Bürogebäude der Kripper Lederfabrik. Das ruinöse, stark verwitterte Ehrenmal, seit 2012 im Besitz der Verfasser, wurde von diesen nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten der Kultstätte der Ortsgemeinde als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. 


                                                                                          Foto  Weis

Findlinge

Kaum Beachtung finden 2 Findlinge von je über 50 Zentnern, die rechts und links die Parkplatzeinfahrt des Friedhofes in der Quellenstraße begrenzen. Diese Steinkolosse kamen bei einer Kiesgrubenausbeute in dem Flurdistrikt „Im Bruch“ (zwischen der heutigen Römerstrasse und der Bahntrasse Köln-Koblenz weit hinter der ehemaligen Lederfabrik) zum Vorschein, als man dort 1918 enorme Mengen an Kies für die Anschüttung des Eisenbahndammes für die Ludendorffbrücke mit einem überdimensionalen Eimerkettenbagger bis zu einer Tiefe von annähernd 15 Meter abbaute. Der ehemalige Kriegerverein kam um 1923 zu der Überlegung, diese Findlinge als Verschönerung des hiesigen Friedhofes zu gebrauchen. Der Transport stellte zur damaliger Zeit ein schier unlösbares Problem dar, zumal keine Kosten entstehen durften.
Nach reiflicher Überlegung kam man zu dem Schluss, die Findlinge bis zu ihrem Zielort mittels einer schmalspurigen Feldlorenbahn zu transportieren. Über mehrere Tage wurde jeder Stein unter größten Kraftanstrengungen einzeln auf eine Feldlore geladen.Infolge des geringen vorhandenen Schienenmaterials der Grube von nur 200 m wurde die Lore mit vorgespannten Pferden des Fuhrunternehmers Anton Schumacher nur bis zum jeweiligen Ende des verlegten Schienenstranges gezogen, wobei die Steigung aus der Grube mit einem an der Lore seitlich angespannten Lastkraftwagen der damaligen hiesigen Konservenfabrik Nagel bewältigt wurde. Die bereits zurückgelegte Gleisstrecke montierte man ab und verlegte sie wieder neu auf die vorliegende noch zu befahrende Strecke bis zum Friedhof. 25) 

Kinderfriedhof ?

Nur hinter vorgehaltener Hand wurde uns von einigen der bereits verstorbenen Kripper Generation etwas von einem angeblichen Kinderfriedhof in Kripp bekannt, ohne dass wir jedoch etwas Präzises erfahren konnten. Man hätte dies lediglich von ihren Vorfahren gehört.

Als grobe Lagebezeichnung wurde das Areal zwischen der Mittelstraße und dem Batterieweg weit hinter den im dortigen Bereich liegenden Hausgärten der Quellenstraße angedeutet, wo bis 1872, dem Anlegen des eigenen Ortsfriedhofes, aus Kostengründen ohne großen Aufwand stillschweigend die Totgeburten bzw. die kurz nach der Geburt verstorbenen ungetauften und unregistrierten Kleinstkinder von Kripp aus Kostengründen vergraben worden seien. Einen glaubhaften Nachweis konnte jedoch bis jetzt nicht erbracht werden.

Quellen:
1) LHKO 635/466, Die Kapelle zu Kripp und der Gottesdienst in derselben
2) Rigomagus 3, „Chronik der Stadt Remagen 1813-1879“, Klaus Flink, S. 18, 1972 Stadt Remagen
3) Familienbuch der kath. Pfarrei Sankt Peter und Paul Remagen 1649 bis 1899 von Dr. Hentschel, siehe lfd.Nr. 3848,[1] und lfd. Nr. 492.1, der genaue Geburtstermin ist unbekannt, getauft 21. 5.1708, Paten Johann Moschbach & Maria Elisabeth NN (= Non Nominatus - Name unbekannt), verheiratet mit Hermann Tempel, vermutlich um 1729
4) LHKO 635/412, Beerdigungen, Transport von Leichen, Aufsicht, Einrichtungen von Friedhöfen
5) Rheinischer Antiquarius, 3.Abtlg, Bd.9, S.254-257
6) LHKO 635/875
7) Kirchenmanual 1831-1877
8) Kreisstatistik 1860, Seite 14-16
9) LHKO 635/875, Kreisärztliches Gutachten v. 4.9.1913, Tgb.-Nr.A
10) LHAKO 635/759, Quittung des Bezirkvorstehers Rick v. 2.Mai 1880
11) LHKO 635/759, Schreiben des Rg. Bürgermeisters an die Ww. Josef Hertgen v. 19. Juni 1883
12) mdl. Angaben des Zeitzeugen Michael Schumacher, Kripp, *1902
13) LHAKO 635/ 875
14) LHAKO 635/875, Genehmigungsschreiben der Kreisbauverwaltung vom 23.7.1914, Lageplan
15) Chronik von Kripp aus Anlass zum 125jährigen Bestehen des JGV Kripp, S.18, von H.P.Kürten
16) wie lfd. Nr.12
17) mündliche Angaben Christel Schumacher, ehemals Kripp
18) www.Geschichte Kripp.de/Zeitdokument/Mausoleum)
19) handschriftliche Beerdigungsliste des Kripper Totengräbers Klaus Ronken
20) ZA: Remagener Chronik Nr.15/ 89, S.22 
21) ZA: Remagener Nachrichten Nr. 20, S.11 vom 21.05.07.
22) LHKO 635/951
23) mdl. Angaben Gisbert Schmitz, Stadtverwaltung Remagen -Friedhofsamt-
24) mdl. Angaben Gerhard Dannemann, Hamburg
25) angeblich durch den ehemaligen Kriegerverein laut mündl. Angaben des Zeitzeugen Michael Schumacher, *1902, +2000. 


Dorfleben Kripp

1950 - 1970

von Horst Krebs

In den 50er Jahren lebten hier fast 800 Menschen, und 50 Jahre später hatte sich diese Einwohnerzahl fast vervierfacht. Damals gab es in Kripp noch die große Möbelfabrik Firma Atzenroth, die Lederfabrik der Brüder Gummersbach, den Getränkehersteller Lehnig, die am Rhein liegende Wäscherei Herres, die Kordfabrik Worms und eine Ziegelei, wo in großen Steinöfen Ziegelsteine gebrannt wurden. Die alte Ziegelei war für uns ein herrlicher Abenteuerplatz. Diese sechs Betriebe stellten nach dem Kriege die meisten Arbeitsplätze zur Verfügung , und so war in der Gesamtheit aller Unternehmungen unser Dorf Kripp ein eigenständiger Ort, der ohne Abhängigkeiten sich selbst versorgen konnte.

  Als in den 20er Jahren das Notgeld im Land verteilt wurde, wurden auch Münzen aus unserer Region geprägt. Der Metallbedarf der Kriegsindustrie führte zu Mangel an Münzen, und der Bedarf wurde durch die Städte und Gemeinden durch eigene Ausgaben gedeckt. Im Archiv Willy Weis sind neben der 10Pf. Münze noch die weiteren Ausgaben einer 5 Pf. und 50 Pf. Münze zu finden. Ich konnte auf einer Versteigerung in Hamburg die 10Pf Münze mit dem Aufdruck der "Kripper Lederfabrik GmbH Kripp A/Rhein" ersteigern. Sie gehört zu einer der seltenen Notgeldmünzen, und ist kaum zu finden. 


Neben der Lederfabrik stand das Gelände der früheren Ziegelei, wo heute ein kleiner Gewerbepark eingerichtet ist. Auf dem Foto sieht man, wie das Hochwasser der Ahr die Senke füllt. Die alte Ziegelei hatte einen ähnlich hohen Schornstein wie der von der Lederfabrik. Darüber hinaus bestand die Ziegelei aus einem festen Brennofen und den diversen Ziegelhütten zum Trocknen der Steine.

Die Ziegel wurden aus Lehm, Sand und Wasser hergestellt. Diese Ressourcen waren reichlich vorhanden. Lehm wurde durchgearbeitet, getreten und dann in Holzformen gepresst. Anschließend wurden sie in den Ziegelscheunen zum Trocknen gelagert, bis sie eine lederartige Konsistenz besaßen. Danach brannte man die Ziegel im Meiler etwa drei bis fünf Mal. 

 
Hier der Hinweis auf die Dokumentation der Ziegelei von Weis/Funk in der Kripper Schriftenreihe.

 Die Firma Quellen-Lehnig nutzte in den 50ern die Maria-Luisen-Quelle, um in einer selbst erstellten Anlage gegenüber der damaligen Wäscherei, Mineralwasser in Flaschen abzufüllen. Glasflaschen wurden hier in einer Maschine gespült und kamen dann auf ein Laufband. An einem Lichtmonitor saß dann ein Mitarbeiter und kontrollierte die optische Sauberkeit von jeder Flasche. Das Mineralwasser kam dann am Einfüllautomaten in die Flasche. Bei den beiden Sorten Orange oder Zitrone wurde vorher in der Siruppresse der Fruchtsirup zugeführt. Die Schließung der Flaschen erfolgte dann durch einen Mitarbeiter, der die Flaschen von Hand durch einen Hebelverschluss verschloss. Auf der Etikettiermaschine kam dann das Lehniglogo drauf, so wie ein schmales Bändchen über den Verschluss. Man nahm dann von Hand die Flaschen aus der Etikettiermaschine und legte sie auf einen riesigen drehbaren Teller, von denen die Flaschen dann genommen wurden und in Holzkisten verpackt wurden. Mit einer Sackkarre wurden dann immer 4 Kisten in die Lagerhalle gebracht, wo sie auf die Auslieferfahrzeuge geladen wurden. Wenn Holzkisten defekt waren, wurden sie von dem Kistenflicker repariert. Die roten Lehnigautos aus Kripp belieferten die Kunden im Kreise Ahrweiler, Siegburg, Koblenz, Altenkirchen, Bonn und Mayen.

Im Dorf verteilt waren die Landwirtschaften Molitor, Schäfer, Lafs, Jüssen und Seifert, alle mit Viehbetrieb. Viele Familien in Kripp brachten ihre Obst- und Gemüseernten in die dorfeigene Sammelstelle der Mittelstraße. Unvergessen die Benzinholder von Alfons Schmitz, Peter Wolf und Helmut Kremer, die während der Erdbeerzeit meilenweit zu hören waren. In der Erntezeit stand man zeitweise Schlange, um an der Sammelstelle abgefertigt zu werden. Heute sind diese Erdbeerfelder in Bauland umgewandelt worden. Bauunternehmer Anton Rick wohnte in der Hauptstraße, Helmut Mommerz mit Architektenbüro Neuss wohnten in der Mittelstraße und Josef Krall in der Rosenstraße.

Die kunsthandwerklichen Betriebe Wellpott und Deusen, Schlosserei Marx, der Santärbetrieb Jakob Breuer sowie die Autoschlosserei Arnold Lüttgen waren gleichmäßig im Ort verteilt. Jakob Breuer hatte noch ein Geschäft neben seiner Werkstatt, wo seine Frau sanitäres Material verkaufen konnte. Ärzte und Apotheken gab es nicht im Ort, außer Herr Dr. Karsten, dem Leiter des Sanatoriums, der nicht nur ein Allgemeinmediziner war, sondern auch Zahnarzt. Es gab einen kleinen Notdienst bei unseren beiden Nonnen, die mit Pflaster und Verband ausgestattet waren. Dieser Nonnenorden hatte auch die Leitung des Kindergartens, und viele werden "Tante Trude" noch kennen, die aber nicht dem Orden angehörte.

Die Schuhreparaturen wurden von den drei Schustern Syberz, Theisen und Mathias Müller durchgeführt. Die Kleider schneiderte Eugen Betzing. Herr Betzing nähte auch alle Uniformen und die Käppis der damaligen Kripper Stadtsoldaten in rot/blauem Cordstoff, so wie die Kleider für die Prinzengarde. Ich kannte Eugen nur mit Zigarre.

Das Bild zeigt die erste uniformierte Prinzengarde 1960 der Karnevalsgesellschaft.
Uniformen genäht vom Kripper Schneider Betzings Eu(gen) Foto: Willi Krebs

Frisch gebackene Brötchen gab es bei den Bäckern Etscheid, Heinz Kupp und Lothar Schmidt. In dieser Zeit, bekam man jeden Morgen frische Brötchen vor die Haustüre gelegt. Ich erinnere mich noch an Herrmann Uhl und die beiden Söhne der Familie Etscheid, Rolf und Friedhelm. Kleider und Stoffe gab es bei Maria Wester, die ihr Geschäft gegenüber der Dorfschenke hatte. Kleider und Stoffe mit einer Haushaltsabteilung gab es auch bei Käthe Schumacher in der oberen Hauptstraße.

Vier große Gärtnereien gab es im Ort, Gärtnerei Schäfer am Wasserturm, Schittko in der Mittelstraße, Küpper am Rhein und Gärtnerei Willi Überbach in der Voßstrasse. Später eröffnete Gärtner Otto Föhr mit seiner Frau Elfie in der Hauptstrasse ein Blumengeschäft. Otto ist auch mitverantwortlich für die schönen Blumen auf dem Friedhof.

In der Hauptstrasse gab es die Lebensmittelläden Schwäbig, Breuer, Etscheid, Leber, Kupp und Frieda Schmidt. Die Milch kauften wir bei Maria Rick, und Gemüse gab es auch bei Frau Bauer, die gegenüber Landwirt Schäfer ein Geschäft hatte. Herrmann Will, seine Frau und die Tochter Irmgard hatten ihr Lebensmittelgeschäft in der Mittelstraße. Hier konnte man auch Kartoffeln in Säcken kaufen, genau so wie bei Familie Fuhrmann Ecke Ahrstraße. Kaninchen zu Weihnachten bekamen wir immer von Albert Wilhelm. Und am Martinstag brachten wir den "Uhles Teig" zum Backofen bei Etscheid und ließen Uhles backen. Uhles war damals eine Kripper Spezialiät und ist es heute noch. Vom echten Uhles habe ich ein Rezept von Karlheinz Grohs.

"Döppekooche", ein urrheinischer Leckerbissen

Von Karlheinz Grohs


Wenden wir uns leiblichen Genüssen zu und zwar der deftigen rheinischen Hausmannskost, die ebenfalls aus dem Daseinsverständnis der Menschen am großen Strom und seinen Nebenflüssen nicht wegzudenken ist. Da heißt der erste Leckerbissen: "Döppekooche."

Döppekooche, Dippelaabes, Kesselskooche, Kühles! Die urrheinische Spezialität, von der hier die Rede ist, hat viele Namen. Der Name ist nicht rheinisch-regional, er ist rheinisch-lokal, von Ort zu Ort verschieden. Frage man nicht wieso? Es ist eben so! Und im Vertrauen: der Autor weiß es selber nicht. Er vermag trotz aller Recherchen nicht zu sagen, wieso eine regionale Kartoffel-Spezialität wie diese, obgleich überall im Rheinland verbreitet und allerorten immer wieder mit Genuß und Behagen verzehrt, in jedem Städtchen, in jedem Dorf, zwar ähnlich, aber dennoch anders, mitunter sogar ganz anders genannt wird. Beginnen wir mit Charlies Heimatort Sinzig. Dort heißt der unvergleichlich schmackhafte Kartoffelkuchen, "Döppcheskooche". Doch nur knapp sechs Straßenkilometer weiter, in Remagen, wird er "Kesselskooche" genannt. "Dippelaabes", wie man ihn in der Eifel kennt und nennt - übrigens auch im Tierer Raum und im Saarland - läßt sich ja noch in die artverwandte Wortfamilie einordnen. Aber ihn "Kühles" zu nennen, wie etwa in Godesberg, das mag verstehen wer will. Lokale Eigenwilligkeit? Muß wohl, denn auch in anderen rheinischen Orten sind für den „Döppekooche“ Bezeichnungen geläufig, die mit der eigentlich naheliegenden Etymologie - "Döppe" = Topf und "Kooche" = Kuchen - nun wirklich nichts zu tun haben. "Uhles" nennt man ihn in Linz und in Kripp, "Flännes" in Neuwied, und "Flönnes" in dem nahe Sinzig gelegenen Voreifelflecken Löhndorf. Da kommt man dem Begriff "Topfkuchen" schon wieder näher, wenn man weiter rheinaufwärts wandert. "Dippedotz" sagen die Koblenzer.

                                                                             De echte Kripper Uhles                                                                    Foto:Horst Krebs


Eines aber versöhnt bei all' dieser verwirrenden Namensvielfalt: schmecken tut er, wie immer er auch genannt sein mag, gleich gut. Und schon der Duft, den er verströmt, wenn er aus dem Ofen genommen wird und goldbraun und knusprig auf den Tisch kommt, der läßt einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Und dann der Anschnitt, die erste, nicht zu karg bemessene Schnitte auf dem Teller ... Apfelmus dazu und ein kühles Bier, Kölsch natürlich, eine andere Biersorte käme gar nicht in Frage. Dann, ja dann ist für jeden Rheinländer die Welt in Ordnung, mag draußen außerhalb der rheinischen Grenzmarken die übrige Welt auch zusammenbrechen. "De Haupsaach es, dat et mir schmeckt.

Wat soll de janze Keu do druße. Et kütt jo suwiesu wie et kütt." (Sinngemäß:
"Was soll das ganze Gezerre da draußen, Hauptsache, ich kann noch leben. Es kommt ja sowieso wie es kommen muß.")

Bleiben wir beim vertrauten Namen" Döppekooche". Er ist vom Ursprung her eigentlich eine "Arme-Leute-Mahlzeit" zu Martini, einem im Rheinland ebenfalls bedeutenden katholischen Feiertag. Das Kirchenfest des hl. Martinus, römischer Offizier und späterer Bischof von Tours, wird am 11. November begangen und erfreut vor allem die Kinder, die am Vorabend oder auch am Abend des Feiertages selbst mit bunten Laternen durch die Straßen zum Martinsfeuer ziehen. Die Geschichte ist bekannt. Martinus, um 317 als Sohn eines Centurio in Ungarn geboren, traf vor den Toren der Stadt Amiens in Gallien, wohin er mit einer Kohorte römischer Reiterei unterwegs war, zur Winterzeit einen erbärmlich frierenden Bettler in zerlumptem Gewand. Er zog sein Schwert und teilte seinen warmen Mantel in zwei Hälften, um den einen Teil dem Bettler als wärmendes Tuch zu geben. Im Rheinland sind die alljährlichen Martinszüge uralte Tradition. Sankt Martin reitet inmitten der Kinder, und nach dem Abbrennen der von allen Höhen rings über dem Rhein hochlodernden Feuer, werden die Kinder mit Wecken und Wurst beschenkt. Zu Hause aber gab es früher stets " Döppekooche ", es sei denn die Familie war gutbürgerlich begütert. Dann wurde eine Martinsgans verzehrt.
Gänsebraten zu St. Martin, das hätten viele der sogenannten "kleinen Leute" auch gern gegessen, konnten es sich aber nicht leisten. Kartoffeln, die hatte man, und ein paar Würste oder ein Stück Speck, das war erschwinglich. So wurde der "Döppekoche" die Martinsgans der weniger Begüterten, und - glauben Sie mir, lieber Leser - Charlie weiß es aus eigenem Erleben, der "Döppekooche" hat nicht weniger köstlich gemundet. Er war ein wahres Festessen. Warum soll Charlie es verschweigen, im Gegenteil, er ist sogar stolz darauf und gedenkt seiner Mutter mit großem Respekt. Auch bei ihm zu Hause stand der "Döppekooche", die Martinispeise der "kleinen Leute", auf dem Tisch. Und weil er eben so mundete, der "Döppekooche", gab es ihn in den folgenden Winterwochen auch schon mal mittags. Er konnte übrigens nur im Winter in den Ofen geschoben werden, wenn die Kartoffeln aus dem Kellervorrat schon gealtert waren. Mehlig, sehr mehlig mußten sie außerdem sein. Mit frischen Kartoffeln neuer Ernte kann man keinen "Döppekooche" machen.
Wenn Charlie heute zurückdenkt an die Jahre seiner Kindheit, dann kommen ihm Bilder in Erinnerung, die er sich sein Leben lang bewahrt hat. Er denkt an jene Wintertage, an denen draußen auf den Straßen die Kälte klirrte und wir 
Kinder uns zu Hause in die so wohltuend warme Küche flüchteten, wenn wir durchgefroren des Mittags aus der Schule kamen. In der Küche, da stand die Mutter am Herd und war, wie immer, sehr beschäftigt. Sie wandte nur kurz den Blick und sagte:

"Wascht euch die Hände! Gleich gibt's was zu essen, es gibt Döppcheskooche!"
Kartoffel, Erdäppel, Krombiere! Bezeichnungen für eine schlichte Feldfrucht, die wir bekanntlich dem Alten Fritz zu verdanken haben, der diesen Konquistadoren-Import aus Amerika in seinem Preußen eingeführt hat. Nun ist "Preußen" nun nicht gerade etwas, was eines Rheinländers Herz zu erfreuen vermag, denn die "Preußen" haben schließlich seinerzeit, nach den napoleonischen Kriegen die Rheinlande annektiert, sind als Besatzungsmacht aufgetreten, haben jenen fürchterlichen bürokratischen Verwaltungsbegriff " Rheinprovinz" erfunden. Aber daß ihr großer Friederich einst für die Einführung der Kartoffel gesorgt hat, das danken sie trotz aller Vorbehalte gegen alles Preußische.

Man stelle sich die unverzeihlichen weißen Flecken auf der rheinischen Speisekarte vor: Es gäbe weder Döppekooche noch Rievkooche, weder Himmel on Ärd noch Hämmche mit Püree, weder Grumbierezupp noch Quellmänner mit Herring. Und och op de Krombereschloot mit Wüüschje müßten wir verzichten. Eine Katastrophe! Gar nicht auszudenken!

....... zwei Kilo mehlige Kartoffeln, zwei in Milch eingeweichte Brötchen, eine mittel dicke Zwiebel, ein Ei, vier grobe Mettwürstchen, zweihundert Gramm durchwachsenen Räucherspeck, dazu als Würze: Salz, Pfeffer, Muskat.
Die Kartoffeln und die Zwiebel werden grob gerieben. Die Würste und der Speck werden in Scheiben geschnitten. Dann werden alle Zutaten miteinander vermischt und in einen mit Öl gut ausgefetteten Eisenbräter gegeben. Auch die Oberfläche muss  mit Öl begossen werden. In den Backofen geschoben, wird der "Döppekooche" bei einer Temperatur von zweihundert Grad eineinhalb bis zwei Stunden gegart.


Das ist sie dann, diese urrheinische Köstlichkeit. Guten Appetitt! In bin ziemlich sicher, dass Sie, auch als Nicht-Rheinländer, oder so ähnlich, künftig einem "Döppekooche" ihre Gunst erweisen werden. Wenn Sie ihn, ob nun als Döppcheskooche, Döppekooche, Dippelaabes, Kesselskooche oder Kühles, einmal probiert haben, werden Sie ihn nicht mehr nur verzehren; Sie werden ihn genießen.


 

Beim Lebensmittel Laden Leber war auch eine kleine Kneipe angeschlossen,die später zu einem Cafe umgewandelt wurde. Es war das Eckhaus Haupt/Mittelstraße,wo Familie Schumacher wohnte. Familie Schremmer übernahm dieses  Geschäft, welches dann später das Gasthaus "Rhein-Ahr",schräg gegenüber, führten.
                                              Gasthaus Rhein-Ahr in der Ortsmitte                                         Foto: Repro Willy Weis                                                                                        

Die Ansichtskarte unten zeigt den Rhein mit einem Fluss abwärts fahrenden Raddampfer, die Linzer Seite mit dem Kaiserberg und das Hotel Rheingold in Kripp um 1920. Die nahezu barocke Fassade des Hotels gibt es heute leider nicht mehr. Damals lagen die Terrassen des Campingplatzes und des Hotels Rheingold auf der gegenüber liegenden Straßenseite, wo man herrlich sitzen konnte bei Kaffee und Kuchen. 

Hinter dem Schild "Musikalischer Wirt" war die Terrasse Geyer. Unterhalb der Terasse war der Rhein mit dem angrenzenden Campingplatz. Der Campingplatz war sehr beliebt bei Holländer, Belgier, Dänen und den Schweden. Hier entwickelte sich im Sommer stets ein internationaler Treffpunkt, wo gemeinsam gefeiert wurde, und nicht selten hörte man die Europäer rheinische Lieder singen.

Oft saßen wir hier

beim Fässchen Bier

auf der Terrasse Geyer

zur nächtlichen Feier

beim Höhepunkt der Wonne

schien dann schon die Sonne

Neu hinzugekommen ist die Treidelstube, wo heute wieder, unter der Leitung von Peter und Annelie Dahm, wie damals in alten Zeiten, an der Theke "getreidelt" wird. Hier hatte früher Metzgerei Schmitz ihr Geschäft und den Schlachthof. Nach Aufgabe der Metzgerei gab Hedi Schmitz den "Gefallenen" wieder eine alkoholische Bleibe, und Kripp blühte mal wieder auf. Danach übernahm Walter Weber für einige Jahre diese Trinkquelle. Der Name Treidelstube entstand erst durch das Ehepaar Dahm in Anlehnung der Zeit vor 300 Jahren, wo sich die Treidelschiffer mit ihren Pferden hier ausruhten.

Auch Metzgerei Linden, mit angeschlossenem Schlachthof, gibt es heute nicht mehr. Dieses Geschäft befand sich neben der Dorfschenke. Die Metzger waren Heinrich Linden und Sohn Heinz-Peter , und den Verkauf machten Erna Linden mit Tochter Sophie. Das Foto unten zeigen die Eltern von Heinrich Linden.

                           Die Metzgerei Linden in der damaligen Hauptstraße.                                    Foto: Linden


Das Micky Maus Heftchen kauften wir uns im Zeitungsladen Tutlewski. Später übernahm Frau Käthe Werner das Geschäft, gefolgt von Paul Schladt. Die Brüder Blank hatten einige Jahre eine Kleiderreinigung in der Hauptstrasse .Es gab drei Friseurgeschäfte, alle drei mit Damen- und Herrenabteilung. In Erinnerung geblieben sind mir Heinrich Hammer, sowie Sebastian Lützig und Raimund Rich, der nur einige Jahre in Kripp war. Allen dreien gemeinsam war, dass die Ehepartner die jeweiligen Damenabteilungen leiteten. Die Haare wurden damals noch mit einem mechanischen Schneideapparat geschnitten, ohne elektrischen Strom.

Es gab eine katholische Kirche, eine evangelische Kirche, eine Kapelle im Oberdorf und die Johanniskirche, die ich als Kind nur als Ruine kannte. Details dieser Einrichtungen sind in dem Kapitel „Zeitdokumente“ zu finden, der beiden Autoren Weis/Funk und in der Kripper Schriftenreihe.

Ignatz Lohmer war der Entdecker der Marien-Luisen-Quelle, dessen mineralhaltiges Heilwasser von der Firma Lehnig und dem Sanatorium Dr. Karsten genutzt wurde. In der Nähe dieser Quelle stand das gastronomisch betriebene Kurhaus, welches heute abgerissen ist. Jeden Rosenmontag, wenn die Lehrer aus der Schule abgeführt wurden, ging es mit Prinz und Gefolge ins Kurhaus zum Feiern.


                                                                                                  Foto: Bach

Am Hotel Fährhaus war der Anleger für die zwei Rheinfähren “St.Martin” und “Finte”. Der Name Finte entstand durch die Finten, eine kleine Fischart, die ab so um 1930 aus dem Rhein verschwunden ist. Auf der Kripper Seite stand an der Fähre auch der mobile Souvenierstand der Familie Deubener, die das Speiseeis noch selber herstellten. Bei Hochwasser wurde der auf Rädern stehende Stand ins Oberdorf auf den Schulhof gezogen. Bei Eisschollen oder Hochwasser, wenn die Fähre nicht fahren konnten, wurden die Schüler, welche nach Linz zur Schule gingen, mit dem auf dem Foto abgebildeten Fährbötchen über den Rhein gesetzt. Ernst Gruber, Manfred Geyer und auch Josef Schumacher gehörten zu den Steuermänner der beiden Fähren, die damals noch keinen Radar hatten.

Die Schreinerei der Gebrüder Todt war in der Neustraße angesiedelt, Schreinerei Alois Überbach gab es in der Ahrstraße, Josef Schumacher in der Hauptstraße und Schreinerei Boes gab es am Rhein. Der Sohn von Alois Überbach, Friedrich, betreibt noch heute eine Drechslerei, allerdings nicht mehr in der Ahrstraße, sondern am neuen Gewerbepark, da, wo früher noch die alte Ziegelei stand.

Auch Familie Breuer und Boes sind dort heute mit ihren Geschäften angesiedelt. Im Jahre 1964 kam Familie Heinrich Ockenfels nach Kripp. Sie kauften das Gebäude von den Geschwister Rick neben dem Lebensmittelladen Kupp. Sie rissen es ab und erbauten ein neues Gebäude mit 5 Wohnungen, 2 Ladenlokale und eine Schreinerei. Der eine Laden wurde ihr Möbelgeschäft und in dem zweiten Ladenlokal war die Filiale der Kreissparkasse untergebracht. Heute befindet sich das Möbelgeschäft in der Voßstraße und wird von den beiden Söhnen der Familie Ockenfels geleitet.

Herr Lachmann hob die Gräber aus. Seine Aufgabe war es auch, die amtlichen Bekanntmachungen für unseren Ort durchzuführen. Dazu benutzte er ein Fahrrad und einen metallenen Trichter als Megafon. In den 50 ern gab es bei uns auch das "Gasmännchen". Der Gasmann war zuständig für die Ortsbeleuchtung. Er schaltete jede einzelne Straßenlaterne mit einem langen Stock, versehen mit einem Metallhaken, abends ein und morgens aus. Das Gas kam aus dem Gashaus, welches sich an der Bahnstrecke zwischen Remagen und Kripp befand.

Die Post war damals in der Voßstraße und stand unter der Leitung von Herrn Henneke. Man konnte hier die Post auch Sonntagsvormittag abholen. Balthasar Wahl war der Eigner des “Bälteser Loch” Dort wurde Kies abgebaut, in große Kipploren geladen und über Gleise bis zu der oben gelegenen Station gefördert. In den späteren Jahren wurde der Betrieb der Loren eingestellt. Die Lastwagen wurden dann unten im Loch von einem Greifbagger beladen. Das "Bälteser Loch" war der ideale Schlittenort für uns im Winter. 

Anstreichergeschäfte gab es im Sandweg unter Familie Syberz, in der Ahrstraße bei Küpper. Herr Küpper fuhr stehts mit dem Fahrrad, die Leiter auf der Schulter, und den Farbeimer am Lenker. Elektrohandel hatteWalter Delord in der Haupstraße, dessen Sohn Friedhelm mit seiner Frau Hiltrut das Geschäft später in der Mittelstraße weiterführten. Herr Kalle aus der Ahrstraße handelte damals mit Lacke.

Frisches Bier vom Fass wurde vom Biervertrieb Peter Dahm sen. aus dem Batterieweg angeliefert. Später gehörte dieses Dom Kölsch zum Haupt-bestandteil der Jungkripper Ernährungskette. Heute zapft sein Sohn Peter mit seiner Frau Annelie frisches Bier in der Treidelstube.
Im Batterieweg stand auch das Sanatorium vonDr .Karsten, wo es die erste Sauna Deutschlands gab, die auch von den Dorfbewohnern benutzt werden durfte. Dr. Karsten war der Facharzt für allgemeine Krankheiten und Zahnarzt. Er betrieb eine der ersten Saunen hier in Deutschland.

Die katholische Kirche bildete den Ortskern. Unser damaliger Pfarrer, Herr Josef Kern, war auch gleichzeitig Religionslehrer in der Grundschule. Er war dabei, bei Taufe, Erstkommunion und Firmung..

Die beiden Schulen standen damals auf dem großen Platz gegenüber der Kirche, und sie sind heute beide abgerissen. In diesen beiden Schulen lehrte Herr Anschütz, Herr Leo Ulrich und Frau Bohr.


                                         Der alte Schulhof, der Maibaum wird gerade aufgestellt      Foto: privat

Und dann stand damals auf dem alten Schulhof noch der Kripper Steigerturm. Er diente der Feuerwehr als Übungsturm und zum Trocknen der Schläuche. Vor dem Steigerturm stand ein Schuppen, der der Feuerwehr als Gerätehaus zur Verfügung stand. Das Foto zeigt hinter den Feuerwehrmänner den originalen Kripper Steigerturm. In den 50er Jahre stand nur noch der untere Teil des Steigerturmes. An der rechten Seite befand sich dort eine Eisentür, wo damals Geräteteile der Feuerwehr untergebracht waren. Später wurde hier Füllmaterial gelagert für die Löcher auf dem Schulhof

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Vorne rechts Ortsvorsteher Syberz, ganz hinten der Steigerturm   Foto:Laux


Die frühere Johanneskirche stand im Unterdorf. Immer, wenn das Hochwasser kam, schaffte man das Allerheiligste in die Notkapelle im Oberdorf. Ich kenne die Johanneskirche aus den 50er Jahren nur noch als Ruine. Bis Anfang 1910 wurden hier für die Kripper die Gottesfeiern abgehalten. Nachdem die neue Kirche Johannes Nepomuk fertiggestellt war, wurde die Johanniskirche entweiht und fungierte als Vereinssaal, später als Kindergarten, und dann als Lagerhalle.
Nach 20 Jahren Leerstand verfiel sie zusehends, und der Abriss wurde beschlossen. Das Kölner
Ehepaar Rübbert hörte von dem Abriss, und es ergab sich ein Kripper Wunder. Das Ehepaar renovierte die alte Kirche zum Wohnhaus mit künstlerischem Atelier. So ist unserem Dorf ein Kulturdenkmal höchster Güte erhalten geblieben. (siehe Kapitel „Zeitdokumente“ von Weis/Funk). Hinter der Schule war der Kindergarten, und dann kam das Geschenkartikel Geschäft von Hans Nies und seiner Frau, wo man auch Spielzeug kaufen konnte.

Weiter die Mittelstraße hoch gab es eine Heißmangel, die unter der Leitung von Frau Dahm und Frau Gertrud Schäfer stand. Bekannt im ganzen Ort war das Fuhrunternehmen Krause, welches täglich mit qualmendem LKW durch das Dorf fuhr. Das erste Farbfernsehgerät im Dorf gab es in den 60ern bei Herrn Schremmer im Gasthaus Rhein-Ahr. Zwischen Sandweg und Batterieweg gab es den Schützenplatz, und in den 50er Jahren wurde auch der Sportplatz in der Nähe der Lederfabrik erstellt. In dieser Zeit wurden wir jährlich vom Nikolaus und Knecht Ruprecht heimgesucht. Es hatte lange gedauert bis wir wussten, dass die Geschwister Stoffel dahinter steckten.
Eine Kohlehandlung gab es in der Nähe der Kapelle, und auf dem Lehnig Vorplatz gab es die ersten Kripper Fritten mit gebratener Weißwurst, zubereitet von Herrn Weigel. Ich habe in meinem späteren Leben keine besseren mehr gegessen.

Kripper Nachrichten gab es damals in der Rhein-Zeitung, dem General-Anzeiger oder in der Bonner-Rundschau. Die Zeitungen trug Familie Bögeholz aus, die jeden Morgen um 04:00 Uhr mit dem Handwagen durch das Dorf zogen. Bei Familie Fuhrmann und Familie Hermann Will holten wir die Kartoffeln. Das Fotostudio war in der Mttelstraße bei Herrn Eberle. Herr Eberle fotografierte stets die Events im Dorf, und die Bilder waren dann im Schaukasten vor seinem Haus ausgestellt. 

                                  Hauptstraße im Oberdorf um 1920                                                   Foto: Willy Weis

Das Bild oben zeigt einen Teil der Hauptstraße der Oberkripp und links  die Einfahrt in die Voßstraße. Das Eckhaus war in den 50ern Geschäft und Bäckerei von Frieda Schmidt. Gegenüber, da wo der Baum steht, ist der Platz der Hochwassernotkapelle. 

                                       
Das Bild rechts ist das große Jugendheim im Batterieweg, wo in den 60ern das Bundesarchiv untergebracht war. Hier schrieb mir Herr Peter Ockenfels am 4.3.2005:
Im alten Jugendheim war eine Außenstelle des Wehrmedizinal-Archivs untergebracht. (Der Hauptsatz war in Remagen und ist jetzt in Andernach) Zeitweise war dort auch untergebracht eine "Lauschabetilung" von der Bundeswehr. Irgendwie waren in Kripp die geographischen Bedingungen günstig, um weit in den Warschauer Pakt hinein zu horchen. Später wurde die Abteilung in den Bayerischen Wald verlegt"                                                                             
 

In den 50ern zog regelmäßig der Scherenschleifer durch unseren Ort, und schleifte Messer und Scheren gegen Bezahlung. Sie kamen mit Rädern oder Karren, auf dem die Schleifeinrichtung aufgebaut war. Beim fahrenden Lumpenhändler gab man Stoffe, Alteisen und Papier ab, welches gewogen wurde und man dann ein Paar Groschen bekam. Bei Hänscheid in der Rosenstraße hatte Frau Becker eine Garage, wo sie Altmaterial annahm. In jedem Jahr gab es in Kripp vor den Karnevalstagen eine Prunksitzung der Kripper Karnevalisten. Man feierte im Kurhaus, im Sälchen hinter der Dorfschenke oder im Saal Rhein-Ahr beim Wirt Ignaz Lohmer und später Mathias Huintgen.

Man feierte den Weiberdonnerstag, wenn die Möhnen mit Stippevöttche durch den Ort zogen. Samstags war der Maskenball des Karnevalvereins, sonntags der Maskenball der Feuerwehr, und dienstags war das Strohbärtreiben der Junggesellen. 1951 war Prinz Albert Wilhelm an der Macht, und 1952 , unter Prinz Günther Möller, gab es die ersten Stadtsoldaten, und unter dem Präsidenten Franz Breuer wurde im selben Jahr die Obermöhn Erna Linden gekürt. Im gleichen Jahr gab es auch das 1.Kripper Funkenpaar Marianne Wilhelm und Ludwig Bauer.                                                                                  Foto: Willi Krebs 1958 bei Büttenvortrag.                                                  

Zu vergessen sind auch nicht die Familien, die damals Getränke im Hausverkauf hatten. Die meisten hatten eine Sitzbank und einen Tisch am Haus, wo man sich abends traf und etwas trank. So zum Beispiel bei Frau Schneider in der Mittelstraße /Ecke Neustraße, wo es Flaschenbier von Schultheiss gab.

In den 50 ern spielte der SV Kripp in der B-Klasse. Vor jedem Spiel wurde der Platz von Hubert Schwarz mit dem Kreidewagen abgezeichnet.1964 wurde der SV Kripp Kreispokalsieger. Die meisten Schiedsrichter hatten Angst, nach Kripp zu kommen.

 Auf dem Bild:
Hans Thiel, Richard Welter, Winfried Rönneper, "Eckel" Flerus, "Charly" Kohzer, "Spaggi", Peter Alfter, Josef Rönneper, "A Kopp" Flerus, Klaus Hüppen und Fuchs.
Die Kripper Kirmes im Mai fand damals immer auf dem alten Schulhof gegenüber der Kirche statt. Der Autoscooter und die Schießbude waren von Familie Weinand, und das Kinderkarussell, die Losbude und der Wagen mit den Süßigkeiten von Familie Scheck. Beide Familien sind gebürtig aus Remagen. Die Maikirmes hat heute noch Tradition, besonders am Kirmesmontag der Bürgerfrühschoppen, wo das halbe Dorf bei Blasmusik im Festzelt sitzt.                                                                        
                                                                                    Foto: Willi Krebs

1961 vorne weg Tambourmajor Walter Schmitt mit dem Tambourcorps am Kirmesmontag morgens um 09:00 auf der Voßstraße. Dahinter die Blaskapelle und die Übriggebliebenen vom Junggesellenverein. Einige Gesichter des Spielmannzuges sind zu erkennen: Otto Föhr, Horst Krebs, Rudi Bruder, Gerd Deusen, Paul Hartmann, Klaus Hüppen, Helmut Kremer, Paul Hempel, Robert Leimbach, Volker Schmitt.

Auf dem Schulhof stand auch jeden Mai der Maibaum, den die Junggesellen aus dem Wald holten. Samstagsnachmittags wurde er dann von Mitgliedern des Junggesellenvereins von Hand mit selbst angefertigten Stützen aufgestellt. Willi Krebs zog sich dann die Steigeisen an, kletterte in die Spitze des Baumes und schloss die Lichterkette an. Und abends gab es dann den Maiball. Nach dem Tanz zogen dann die Junggesellen in die Wälder und fällten eine Birke um sie am morgen der Liebsten ans Haus zu stellen. Natürlich hatten die Eltern der Liebsten dann für die nötige Bewirtung zu sorgen, und ein Kasten Bier war manchmal noch zu wenig.


Als die 50er Jahre zu Ende waren, gab es später noch die Fahrschule Georg Breuer, und Frau Hallerbach eröffnete die erste Tankstelle in Kripp in der Mittelstraße. Unser Ort wurde an den Kanal angeschlossen, die Sickergruben starben aus. Es kamen die Kreissparkassen, die Volksbanken. Es war die Zeit, wo spürbar alles anders wurde. Die ersten Bauern gaben auf. ……..

Heute, im Zeitalter des Internets, sind alle Informationen vorhanden, sollte man meinen. Vom Leben in einem Dorf, wie die Menschen sich versorgten, wie sie lebten und welchen Freuden und Trauer sie ausgesetzt waren, weiß das Internet fast nichts. Und doch, geschriebene Vergangenheit bleibt der Boden der nachfolgenden Generationen.

Zum Abschluss meines Berichtes aus unserem Dorf Kripp noch ein schönes Foto aus meiner Erinnerung. Datt Büüdche Anfang der 50 er Jahre am Rheinufer ist bis heute ein Treffpunkt der Kripper geblieben. Ich musste immer weit über 1000m laufen, um bei Herrn Deubener eine große Eiskugel für 10 Pfennig zu bekommen.


Et Büüdche                                                                                                    Foto: Weis/Funk


Kripper Fähren 1933 - 1952

von Alex Bohrer


Ende 1937 ergab sich dann die Möglichkeit, von diesem Geld die fast neue, frei fahrende Motorfähre „Franziska“ von der in Konkurs gegangenen Fähr- gesellschaft Honnef äußerst günstig zu erwerben. Mit einer Lange von 24 m und 6,50 m Breite, angetrieben durch zwei Motoren mit je 100PS, war sie 1937 eine der modernsten und größten Autofahren auf dem Rhein - übertroffen nur noch durch die Autofähre in Rüdesheim. Die Auflage des Wasserbauamtes war somit erfüllt.


Foto: G.Zihs

Eine Besonderheit der „Franziska“ waren ihre überlangen Fährklappen, die ein bequemeres Auf-/ und Abfahren von der der Fähre ermöglichten. Ein weiterer Vorteil dieser „Doppelend-Fähre“ waren die deutlich kürzeren Übersetzzeiten, wie bei der Seitenpfortenfähre in Königswinter oder der Fährschalde zwischen Rolandseck und Bad Hönningen, deswegen wurde die „Franziska“ daher besonders gerne von schweren LKWs genutzt.

Leider ereilte die „Franziska“ am 09. Februar 1945 ihr Schicksal, als sie wegen Hochwasser* in Kripp vor Anker lag. Der Fährbetrieb ruhte. Ein Bombenvoll- treffer zerstörte die Fähre und auch das Auto des ehemaligen Fährpächters Dorries, das wegen dem Hochwasser auf der Franziska abgestellte worden war, wurde komplett zerstört. Dieser Bombenabwurf hatte eigentlich der Sinziger Eisenbahnbrücke über die Ahr gegolten, die alliierten Bomberpiloten konnten aber wegen der schlechter Sicht und der großen Flughöhe das Ziel nicht richtig orten und klinkten die Bombenlast ein paar Sekunden zu spät aus - mit verheerenden Folgen für die ganze Bevölkerung. (Diese Aussagen des Bombenabwurfes sind mittlerweile revidiert, siehe Bombeninferno 9. Februar 1945 von Willy Weis und Hildegard Funk in Band 1). Alle Bomben verfehlten das Ziel und trafen stattdessen das Linzer Rheinufer, das Linzer Reichsbahnviadukt und die Kripper Rheinfront (von der Rheinallee bis zum Ahrweg). 19 Menschen, davon 16 aus Kripp, unter ihnen der Fahrmeister Peter Valentin nebst Ehefrau, kamen dabei ums Leben. Viele Kripper waren nach Angaben der Rheinbewohner zur Zeit des Angriffs wegen der Beschaffung von Lebensmittelkarten unterwegs, ansonsten wären vermutlich noch mehr Opfer zu beklagen gewesen. (* Pegel Andernach: 8,38m am 15.02.1945)


Quelle: C3, E5, D5


Nachkriegszeit 1945 – 1946


Im Frühjahr 1945 bauten die Amerikaner eine Pontonbrücke zwischen Linz und Kripp über den Rhein, aber die Nutzung unterlag erst mal nur Militärbelangen. Ab Sommer 1945 wollte die neue Besatzungsmacht Frankreich den Rhein wieder schiffbar machen. Daher wurde die Pontonbrücke abgeschlagen und deutsche Bürger erhielten den Auftrag, die im Rhein liegenden Schiffstrümmer des zweiten Weltkriegs zu beseitigen. Da eine Verbindung zwischen Linz und Kripp dringend benotigt wurde, genehmigten die Alliierten schließlich wieder den Übersetzverkehr, aber leider nur mit einem Fährnachen, einem kompakten und flachen Kahn, der von Hand gerudert werden musste.


Foto: Fotoalbum M. Geyer Motorboot „Egon von Fürstenberg“ (I) 


In der Rheinzeitung Nr. 27 vom 22. Juni 1946 heißt es dazu:

Da diese (Nachen) aber nicht den Sicherheitsbedingungen entsprachen, wurde ein größerer, hölzerner eingesetzt, der durch einen mit Holzgenerator versehenen Eisennachen von Ufer zu Ufer gezogen wurde. Durch diesen mittelbaren Motorbetrieb war es bis jetzt möglich, mit jeder Fahrt etwa 45 Personen und auch kleinere Lasten zu befördern. Trotzdem erweist sich die Einrichtung nicht als ausreichend, da keine Übersetzmöglichkeit für Fuhrwerke und Kraftfahrtzeuge besteht.“

Die Situation, - der Zustand war schlicht unhaltbar.


Quelle: C3,E5,D5, Rheinzeitung



1946-1947 / (Die Planungen für die neue Fähre)


Das Klagen in der Bevölkerung nahm kein Ende, es musste dringend etwas geschehen. Die Bürgermeister der Städte Linz und Remagen richteten daher immer wieder Eingaben an die alliierte Militärregierung und hatten schließlich Erfolg. Sie durften den Fährbetrieb um ein größeres Fährschiff zum Transport von Kraftfahrzeugen und Fuhrwerken erweitern.

Ausschnittsvergroserung aus Stromkarte von 1947 / Quelle: StAL 2/10-7 (1933)

Da die französische Militärregierung aber nur den Bau einer Fähre am Seil genehmigte, andererseits die Auflage des Wasserbauamtes Köln noch immer Bestand hatte, wurde 1946 der Hilgers Werft in Rheinbrohl der Auftrag zum Bau einer neuen Querseilfähre am Grundseil erteilt.

Einzigartig dabei war, dass die Fähre später durch seitliche Anbauten in eine freifahrende Motorfähre umgebaut werden sollte. So konnten beide Auflagen erfüllt werden. Der eigentliche Bau konnte aber erst im Winter 1947 in Angriff genommen werden. Auch die Umbauten an den vorhandenen Fährrampen wurden erst nach dem 29. Oktober 1947 genehmigt, wie man auf dem Ausschnitt der Stromkarte vom Rhein erkennen kann. Darin eingezeichnet, die ursprüngliche Grundseilfähre bei Rheinkilometer 629,880 und die nun kommende Seitenmotorfähre, die zwar immer noch auf der selben Uferhöhe die Fahrrampe nutzt, jetzt aber knapp 100m weiter stromabwärts bei km 629,980 den Rhein kreuzt. Auch schon zu sehen, das Grundseil lag bei etwa km 629,820. Auch erkennbar, die Fährrampe musste natürlich an die neuen Bedingungen der Fähre angepasst werden, da die neue Fähre in einem wesentlich flacherem Winkel zum Ufer anlegen würde, als die vorige Grundseilfähre, die ja fast im 90 Gradwinkel in den Rhein hinein gelegen hatte. Das neue Fährschiff dagegen sollte nahezu parallel zum Ufer (Kripper Seite) und in einem Winkel um die 25 Grad am Linzer Ufer zum liegen kommen.

Dementsprechend mussten auf der Kripper Seite Baggerarbeiten durchgeführt werden, um den fur die Fähre benötigten Tiefgang im Uferbereich zu erhalten. Die Menge des erwarteten Aushubs wurde mit ca. 2910m3 geschätzt.

Quelle: E5, D5


Werftplan Hilger AG, Rheinbrohl, Quelle: StAL Karten u. Pläne SCH 42


07. Juli 1948 / (Einweihung der neuen Querseilfähre)


Aus der Rede von Walter Fuchs, Stadtbaurat der Stadt Linz und Geschäftsführer der Fährgesellschaft Linz Kripp GmbH, gehalten zur Einweihung der neuen Querseilfähre am 07. Juli 1948 im Lokal „Zur Fähre“ in Kripp:


Rheinzeitung Ausgabe Nr. 207 vom 06.09.2006 / Repro: Archiv Rheinfähre Linz-Kripp


"Das Schiff selbst ist 22m lang und 8m breit, mit einer nutzbaren Fährfläche von 7m, sodass mit Leichtigkeit 2 schwere Lastzüge nebeneinander Platz haben. Die Anfahrten und das Abfahren geschieht auf den beiden Kopfenden, die je mit einer Klappe, die herunter gelassen werden kann, die Verbindung mit den Auffahrtrampen herstellen.

Diese Einrichtung der Querseilfähre ist aber nicht die endgültige Lösung. Noch im Laufe dieses Jahres erfolgt auf der Talseite der Fähre ein bereits fertiggestellter Anbau zur Aufnahme eines Motors von 100PS und einer Ruderanlage, sodass nach Fertigstellung dieses Anbaus die Fähre am Querseil mit Motorantrieb und infolge dessen schneller fahren kann. Der gleiche Anbau wird dann später auf der Bergseite erfolgen und nach Fertigstellung dieses zweiten Anbaus wird dann aus der jetzigen Gierseilfähre eine freifahrende Fähre entstanden sein."

Am 07. Juli 1948 wurde das neue Fährschiff, das keinerlei Namensbezeichnung trug, nach der kirchlichen Weihe durch Dechant Schutz aus Linz in Dienst gestellt. Doch war der neuen Querseilfähre das Glück nicht hold: Nach nur vier Einsatztagen riss das Querseil!


Repro Archiv Willy Weis

Die Fährverbindung war wiederum dauerhaft unterbrochen. Es gab keine andere Möglichkeit, als die Fähre seitlich zu schleppen (Schaldenbetrieb, wie damals unter dem Pächter Dorries ...). Hierfür vermietete der Bootseigner Kickel aus Bad Honnef sein Motorboot „Argo" an die Fährgesellschaft. So war die „Argo“ vom 27. Juli 1948 an bis zum 25. Januar 1949 als rettender Nothelfer im Einsatz.

Quelle: B, E5, D5


25. Januar 1949 / Leihfähre "Zons"

Für die Zeit vom 25. Januar bis zum 01. April 1949 lieh man sich die kleine Motorfähre „Zons“ des Schiffer und Fährmanns Hans Hahn aus Zons aus. Dieser hatte außer der Fähre auch noch ein kleines Fischerboot auf dem Rhein, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente, zudem schien seine Fährstelle in Zons zu dieser Zeit nicht allzu viel einzubringen, weswegen er die Fähre auch an andere Fährbetriebe vermietete.

Motorfähre „Zons“ Archiv Willy Weis

Während die Leihfähre „Zons“ den Fährbetrieb aufrecht hielt, wurde die eigene Querseilfähre auf der Hilgerswerft in Rheinbrohl mit einem Antriebsmotor umgerüstet, da sie ja seit der Havarie (Riss des Grundseils am 07. Juli 1948), nicht mehr selber fahren konnte und seit dem 27. Juli 1948 vom Motorboot „Argo“ geschleppt wurde (der ungeliebte Schaldenbetrieb).


01. April 1949 / Erste eigene Motorfähre


Am 01. April 1949 nahm die erste eigene Motorfähre der Fährgesellschaft mit seitlichen Pferdestärken ihren Betrieb auf. Ausgerüstet mit einem Antriebsmotor mit Getriebe auf zwei Propellern, war die seit Jahren bestehende Auflage des Wasserbaubauamtes Köln, ein freifahrendes Fährschiff einzurichten, somit erneut erfüllt.

Zum Zeitpunkt der Indienststellung trug das Fährschiff „Linz-Bad Kripp“ noch keinen Namen. Zwischen dem 08. April 1950 und dem 23. März 1951 erfolgte dann der nächste Umbau.


Motorfähre „Linz-Bad Kripp“ 1949/1950 Fotosammlung A. Bohrer

Auf der „Bergseite“ wurde ein zweiter Maschinenraumanbau mit einem zweiten Motor und 2 weiteren, feststehenden Propellern montiert.

Am 23. März 1951 (Karfreitag) präsentierte sich den Linzer und Kripper Bürgern eine modernisierte Fähre mit dem Namen „Linz-Bad Kripp". Doch die Freude hielt nicht lange an, bereits 1953 wurde die Werft Chr. Ruthof in Mainz-Kastell mit der Modernisierung und dringenden, notwendigen Reparaturen beauftragt, unter anderem war das schwere Holzdeck durch gefault.

Quelle: E5, D5


Motorfähre „Linz-Bad Kripp“ Foto G. Ziss


Ein Motorbootunfall 1950


Ein Fährunfall ereignete sich um 1950 vor Leubsdorf: Das kleine Motorboot „Christine“ wurde von der Leubsdorfer Motorbootfähre unter gemangelt und versenkt.

Quelle: W. Weis


Oktober 1952 / Fähre "Finte"


Im Oktober 1952 erwarb die Fährgesellschaft die angemietete Motorfähre "Zons" des Fährmann Hans Hahn. Leider befand sie sich in einem bedauerns- werten Zustand – das damals übliche Fahrzeugdeck aus Holzbohlen war morsch und durch gefault und bedurfte einer dringenden Erneuerung. Auch hatte sich wahrend des Leihbetriebs 1949 gezeigt, das die Fähre für den Einsatz in Linz eigentlich zu klein war, weshalb man sich für einen Umbau entschied (andere Fähren waren nicht verfügbar).

Motorfähre „Zons“ vor Kripp Foto: Fam. Boes

Dieser Umbau erfolgte in der Zeit zwischen dem 01. September und dem 27. Dezember 1953 bei der Schiffswerft Christoph Ruthof in Mainz-Castel.

Zu den Umbauten gehörten unter anderem die Erweiterung mit zwei Deckshäusern, dem erhöhten Steuerstand, dem Einbau eines stärkeren 100PSMotors, überlangen Fahrklappen, einer Decksbeleuchtung und verschiedene andere, technischen Einrichtungen.

Die erste Querfahrt (Probe-/ Übungsfahrt) absolvierte die noch ungetaufte "Finte" am 29. September 1953. Auf Wunsch der Kripper Bürger wurde die Fähre bei der offiziellen Taufe und Einsegnung am 30. Dezember 1953 auf den Namen "Finte" getauft. (Der Fintenfisch war einer kleinen Fischart, die bis um 1933 in der Ahrmündung laichte und für die Bürger des Ortes Kripp eine Delikatesse darstellte.)

Quelle: B, C, D5



Motorfähre „Finte“ Foto G. Ziss


Gesamtquellenverzeichnis:Quellen:

Fotos / Ansichtskarten aus dem Stadtarchiv Linz am Rhein

StAL BA [unverzeichnet_1] Foto: Dreharbeiten auf der Fähre „Stadt Linz“

StAL BA [unverzeichnet_2] Foto: Dreharbeiten auf der Fähre „Stadt Linz“

StAL BA [unverzeichnet_3] Foto: Dreharbeiten auf der Fähre „Stadt Linz“

StAL BA [unverzeichnet_4] AK: Neuwieder Postkartenverlag Ernst Gronemeyer, Neuwied am Rhein, Rheinufer Linz mit Gierponte (ca. 1907 - 1910)

StAL BA [unverzeichnet_5] Foto: Fähre „St. Martin“ und Personenboot „Egon von Fürstenberg“ II StAL BA 1 AK: Rheinufer Linz mit Gierponte, (ca. 1894 – 1902)

StAL BA 34 AK: Blick vom Kripp i. HG Hummelsb., Luftbildaufnahme: Anmerkung: identisch mit StAL BA 520

StAL BA 91 Foto: Rheinfahrt, Die Aufnahme zeigt die umgebaute Querseilfähre im Zeitraum ab 10.1926 - 1932:

StAL BA 184 AK: Linz von Kripp aus gesehen, Autofähre „St. Martin“ und Personenfähre „Egon von Fürstenberg“ (II) Ende 1950er Jahre

StAL BA 208 Foto: Rheinfahrt, Querseilfähre, Aufnahme aus den Mitte 1930er Jahre (1932 – 09.1935)

StAL BA 219 Foto: Fährpächter, Bekanntmachung 1846

StAL BA 520 AK: Gertrud Schäfer, Linz a. Rhein, (gel. 15.09.35) Luftbildaufnahme: Rheinbefliegung 1931, Linz + Kripp mit Fähre Kern Luftbild 1145 R.L.M. freigegeben

StAL BA 633 AK: Neuwieder Postkartenverlag Ernst Gronemeyer, Neuwied, Stadtansicht von Kripp mit Gierponte um 1912 (gelaufen: 17.8.1926)

StAL BA 662 Foto: Stadtansicht von Kripp, Querseilfähre an der Anlegestelle in Linz Aufnahme aus den 1930er Jahren

StAL BA780 Foto: Rheinfahrt, 1. Fähre nach dem Krieg

StAL BA781 Foto: Rheinfahrt, Fähre mit Kahn

StAL BA 836 Foto: Rheinfahrt, Aufnahme aus den 1930er Jahren (1932 – 09.1935)

StAL BA 964 AK: siehe BA 520

StAL BA 1151 Foto: Blick vom Kaiserberg (ca. 1990 – 1997) mit Autofähre „Linz-Remagen“ (I) und „St. Johannes“ (II) und Personenfähre „St. Apollinaris“

StAL BA 1190 AK: Wwe D. Brückmann, Linz am Rhein, Rheinufer Linz mit Gierponte um 1903 StAL BA 1243 Foto: 6 Fotos vom Neubau des Arbeitsboot „St. Martin“ der Fährgesellschaft, vom Bauzustand am 8. Juni 1998 in der Werfthalle von Stahlbau Müller

StAL BA 1251 AK: Rheinufer Linz mit Personenfähre „Egon von Fürstenberg“

StAL BA 1307 AK: Hotel-Restaurant Kölner Hof und Blick nach Kripp mit Querseilfähre (Zeitraum 1932 – 1935)


Quelle A: Akten aus dem Stadtarchiv Linz:

StAL 2/10-7 Verwaltung des Gemeindewesens Gerechtsame Rheinfähre Linz-Kripp 1913-1919 auch 1933-1947 mit Zeichnungen, Vortrag etc. (siehe Sammlung Fuchs)

Quellenabkürzung:

StAL 2/10-7 (1862) = StAL 2/10-7 Rheinfähre zu Linz 1862

StAL 2/10-7 (1913) = StAL 2/10-7 Rheinfähre Linz - Kripp 1913-1919

StAL 2/10-7 (1933) = StAL 2/10-7 1933 Fähre Linz – Kripp

A1 StAL 2/10-7 (1862) Fährtarif zu Linz vom 27.05.1829

A2 StAL 2/10-7 (1862) Allgemeine Kontrakts-Bedingungen zur Verpachtung von Staatsfähren 1849 (5 Seiten)

A3 StAL 2/10-7 (1862) Allgemeine Bedingungen zur Verpachtung von Staatsfähren 1849

A4 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht Zusammenfassung 1925 – 1929 (2 Seiten) + Übersicht ausgegebene Monatskarten

A5 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht 1925

A6 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht 1926 (2 Seiten)

A7 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht 1927

A8 StAL 2/10-7 (1862) Geschäftsbericht 1928 (2 Seiten)

A9 StAL 2/10-7 (1913) 28.02.1913 Wasserbauamt an die Stadt Linz betreffs Kündigung des Pachtvertrages des Pächters Dörries

A10 StAL 2/10-7 (1913) 10.04.1913 Wasserbauamt an die Stadt Linz betreffs Entscheidung Übernahme der Verpachtung 

A11 StAL 2/10-7 (1913) 19.04.1913 Handschriftliches ?

A12 StAL 2/10-7 (1913) 30.04.1913 Pachtvertrag Dörries (6 Seiten)

A13 StAL 2/10-7 (1913) 31.04.1913 Beschluss der Stadtverordnetenversammlung (2 Seiten)

A14 StAL 2/10-7 (1913) 21.08.1913 Mitteilung vom Wasserbauamt betreffs der Verpachtung der Fähre an den neuen Pächter A. Dörries

A15 StAL 2/10-7 (1913) 13.11.1913 Bürgermeister Linz an Bürgermeister in Emmerich wegen Erkundigungen zum dortigen Fährbetrieb (2 Seiten)

A16 StAL 2/10-7 (1913) 17.11.1913 Heymann Simon an Bürgermeister Linz betreffs geplanten Fährbetrieb mittels Schalde oder Fährschiff (2 Seiten)

A17 StAL 2/10-7 (1913) 17.11.1913 Abschrift des Abtretungsvertrags vom 03.03.1832 über die Fährgerechtsame der Stadt Linz, für die Überfahrt vom rechten zum linken Rheinufer, an die königliche Regierung zu Koblenz

A18 StAL 2/10-7 (1913) 18.11.1913 Heinrich Wassmuth (Spediteur) an Bürgermeister betreffs geplanten Fährbetrieb mittels Schalde oder Fährschiff

A19 StAL 2/10-7 (1913) 20.11.1913 Schulte & Söhne (Eisengroßhandlung) an den Bürgermeister A20 StAL 2/10-7 (1913) 21.11.1913 Antwort des Bürgermeisters aus Emmerich betreffs den angefragten Erkundigungen zum Fährbetrieb

A21 StAL 2/10-7 (1913) 27.11.1913 Weinstock (Holz- & Baumaterialien) an den Bürgermeister betreffs geplanten Fährbetrieb mittels Schalde oder Dampffähre

A22 StAL 2/10-7 (1913) 15.12.1913 Bürgermeister Linz an das königl. Wasserbauamt Köln betreffend der offenen Sachstandsanfrage und Mitteilung über die Ablehnung des geplanten Schaldenbetriebs (2 Seiten)

A23 StAL 2/10-7 (1913) 22.12.1913 Wasserbauamt an Bürgermeister Linz: Antwort zum Sachstand der Planungen zum Fährbetrieb (2 Seiten)

A24 StAL 2/10-7 (1913) 24.04.1914 Bürgermeister an Wasserbauamt betreffend Vorschlag von Dörries wegen Verlegung der Badeanstalt / Entwurf (2 Seiten)

A25 StAL 2/10-7 (1913) 25.04.1914 Bürgermeister an Wasserbauamt betreffend Vorschlag von Dörries zur Verlegung der Linzer Badeanstalt (2 Seiten)

A26 StAL 2/10-7 (1913) 29.04.1914 Einladung an BM zu einer Besprechung am 01. Mai 1914 beim Wasserbauamt

A27 StAL 2/10-7 (1913) 02.05.1914 Protokoll der Besprechung vom 01. Mai 1914 beim Wasserbauamt (2 Seiten)

A28 StAL 2/10-7 (1913) 11.07.1914 Schreiben des Verein zur Wahrung städtischer und gewerblicher Interessen in Linz an Herrn Minister für öffentliche Arbeiten mit der Bitte um Hilfestellung in Sachen Fährangelegenheit Dörries (2 Seiten)

A29 StAL 2/10-7 (1913) 18.09.1914 Bescheid der Rheinstrombauverwaltung an den Verein zur Wahrung städtischer und gewerblicher Interessen in Linz betreffs der Eingabe des Herrn Minister für öffentliche Arbeiten bezüglich der Linzer Fährangelegenheiten

A30 StAL 2/10-7 (1913) 29.03.1915 Wasserbauamt an den Bürgermeister betreffs Mitteilung des Ergebnisses zur eingeleiteten Untersuchung vom 18.05.1915 gegen den Fährpächter Dörries

A31 StAL 2/10-7 (1913) 06.04.1915 Wasserbauamt an den Bürgermeister betreffs Mitteilung des Ergebnisses der eingeleiteten Untersuchung aufgrund der eingereichten Bürgerbeschwerden vom 05.04.1915 gegen den Fährpächter Dörries (2 Seiten)

A32 StAL 2/10-7 (1913) 01.03.1918 Antrag des Fährpächters Dörries an den Landrat wegen Erhöhung des allgemeinen Fährtarifs (4 Seiten)

A33 StAL 2/10-7 (1913) 25.04.1918 Protokoll des Wasserbauwart Hill über die Vernehmung des Fährpächter Dörries betreffs der Beschwerde des Linzer Spediteurs Johann Lück

A34 StAL 2/10-7 (1913) 01.05.1918 Antwort vom Wasserbauamt an die Gebr. Lück betreffen der eingereichten Beschwerde

A35 StAL 2/10-7 (1913) 05.05.1918 Antwort der Gebr. Lück an das Wasserbauamt (2 Seiten)

A36 StAL 2/10-7 (1913) 07.05.1918 Protokoll zum Beschluss des Bau-Auschusses vom 03. Mai 1918 betreffs Fährangelegenheit

A37 StAL 2/10-7 (1913) 16.12.1918 Protokoll der Sitzung des Bau-Ausschuss vom 15. Dez. 1918 betreffend der Zustände an der Linzer Fähre

A38 StAL 2/10-7 (1913) 12.05.1919 Beschluss der Stadtverordneten vom 12. Mai 1919 betreffend Schreiben an die Schifffahrtsgruppe West

A39 StAL 2/10-7 (1913) 15.05.1919 Bürgermeister an Schifffahrtsgruppe West betreffs der Wiederaufnahme des Fährbetriebs Linz - Kripp

A40 StAL 2/10-7 (1913) 21.05.1919 Antwort der Schifffahrtsgruppe West an den Bürgermeister A41 StAL 2/10-7 (1913) 23.06.1919 Eingabe d. Bürgermeister an den Ortskommandanten von Kripp zur Wiederaufnahme des Fährbetriebs

A42 StAL 2/10-7 (1913) 11.08.1919 Bürgermeister an Wasserbauamt betreffend Fährangelegenheit, Tariferhöhung, Beschwerden (4 Seiten)

A43 StAL 2/10-7 (1913) 23.09.1919 Beschluss der Stadtverordneten vom 15. Sept. 1919 betreffs Überwachung und Einleitung weiterer Schritte zur Eintritt in die Fährpacht (2 Seiten)

A44 StAL 2/10-7 (1913) 04.10.1919 Protokoll zur Sitzung der Stadtverordneten vom 08.10.1919 betreffen den gefassten Beschlüssen vom 29. Sept. 1919 mit aktuellem Sachstand bezüglich des Fortschritt bei Übernahme der Fährpacht sowie dem aktuellen Stand bei den Verhandlungen mit Remagen (2 Seiten)

A45 StAL 2/10-7 (1913) 04.10.1919 Bürgermeister Linz an den Oberpräsidenten betreffs Eintritt in den Pachtvertrag zur Fähre Linz

A46 StAL 2/10-7 (1913) 06.11.1919 Sachstandsanfrage des Bürgermeister Linz an den Bürger- meister von Remagen betreffend der gemeinsamen Pachtung der Linzer Fähre

A47 StAL 2/10-7 (1913) Abschrift der Baubeschreibung des Fährschiff Königswinter (11 Seiten) A49 StAL 2/10-7 (1913) Abschrift des Liefervertrags für eine Doppelschrauben- Dampffähre für Königswinter (6 Seiten)

A50 StAL 2/10-7 (1913) Zusammenfassung Fährangelegenheit v. 1913 – 1920 (8 Seiten)

A51 StAL 2/10-7 (1933) Plan Landebrücken 01.09.1931

A52 StAL 2/10-7 (1933) 01.05.1933 Bericht über die Entwicklung der Fähr-Gesellschaft seit der Gründung 1920 (6 Seiten)

A53 StAL 2/10-7 (1933) 04.05.1933 Bericht über die kaufmännische Überprüfung der Rheinfähre Linz-Kripp GmbH (9 Seiten)

A54 StAL 2/10-7 (1933) 21.05.1933 Antworten und Bemerkungen zur kaufm. Überprüfung durch den Geschäftsführer Unkel (2 Seiten)

A55 StAL 2/10-7 (1933) 14.01.1935 Ausbietung Fährpacht zu Linz

A56 22.01.1953 Schreiben vom 22.01.1953 an den Bürgermeister wegen Behinderung der Fähre durch die Ausflugsschiffe an den Landungsbrücke

A57 Jahresbericht von 1926 an das Bauamt bzgl. Nutzung der Fähre

A58 StAL MA15 Chronik Rheinfahrt von Fuchs

A59 Auszug aus den Akten der Provinzial-Steuerverwaltung Neuwied betreffend die Fähre Linz / Rhein (9 Seiten) A60 StAL 4 Nr.17 Rheinwerft (2 Seiten)

Quelle B: W. Langes ( www.fjordfaehren.de ):

Webseite über Wagenfähren (Autofähren) damals und heute und umfangreiches Privatarchiv

Quelle C: Traditionsverein Kripp (Horst Krebs und Willy Weis):

C1 Webseiten: www.mein-kripp.de / www.ons-kripp.de / www.geschichte-kripp.de und umfangreiches Privatarchiv

C2 Chronik von Kripp, Herausgeber Traditionsverein Kripp, verantwortlich: Dr. Peter Ockenfels

C3 Zeitungsbericht: „Kripp: Tödlicher Irrtum! von W. Weis und H. Funk

Quelle D: Bücher D1 Anton und Anita Rings: „Linz ein Stadtbild im Wandel“

D2 „1100 Jahre Linz am Rhein 874 – 1974“ Kapitel 5. Verkehr, Post und Nachrichtenübermittlung (Seite 317 - 319)

D3 „Aus der Geschichte der Rheinfähre Linz – Kripp“ von Josef Siebertz veröffentlicht 1974 im Festbuch zur 1100 Jahrfeier von Linz.

D4 1100 Jahre Langst-Kierst und Ilverich, „Die Rheinfähre Langst –Kaiserswerth“ von Franz-Josef Radmacher

D5 „Seit 550 Jahren ist die Rheinfähre Brücke zwischen Westerwald und Eifel“ Artikel im Heimatjahrbuch des Kreis Ahrweiler von Hermann Josef Fuchs von 1995

Quelle E: Sonstige Quellen E1 Stammtafel Heinrich Lurtz (Eigene Recherchen und Auskünfte von Herrn Lurz, Ockenfels)

E2 Rechercheergebnisse Fähren Rolandseck

E3 Rechercheergebnisse Personenfähren / Motorboote Nonnenwerth

E4 Rechercheergebnisse Fähren aus Kaiserswerth – Langst-Kierst

E5 Stadtarchiv Remagen: Rede von Stadtbaurat i.R. Walter Fuchs: "Entwicklung der Rheinfähre Linz-Kripp" gehalten zur Einweihung der Querseilfähre am 7. Juli 1948 im Lokal "Zur Fähre" in Kripp

Kurzchronik der Fährgesellschaft (Excel-File von der Fährgesellschaft selber)

03.11.1834 1. Gierponte 1893 neue eiserne Gierponte durch die Pächterin Wwe. Christian Lurz 1920 Gründung einer GmbH mit 14.000,- DM, Beteiligung durch die Städte Linz und Remagen 1937 erste freifahrende Fähre 09.02.1945 Zerstörung der Fähre durch Bombenvolltreffer 07.07.1948 Beschaffung einer kleineren Fähre 1949 Beschaffung der Fähre "St. Martin", verkauft 09.06.1971 1953 Beschaffung der Fähre "Finte", verkauft 1960 nach Langst 30.06.1960 neue Fähre "St. Johannes", Erbauer - Hilgers-Werft, Rheinbrohl 08.05.1971 neue Fähre "Stadt Linz", Erbauer - Schiffswerft Oberwinter 03.10.1973 Beschaffung - Fährboot "Nixe", (verpachtet für die Verbindung Remagen - Erpel ), Erbauer - Schiffswerft Oberkassel 26.02.1983 neues Fährboot "St. Apollinaris", Erbauer - Schiffswerft Oberwinter 14.10.1987 neue Fähre "Linz-Remagen" (später St. Johannes), Erbauer – Schiffswerft Germersheim 10.03.1990 Verkauf Fähre "St. Johannes" (gebaut: 1960) nach Tansania 30.06.1997 Fähre "St. Johannes" ex "Stadt Linz" verkauft an die Fähren Bremen - Stedingen 15.07.1997 neue Fähre "Linz-Remagen" Erbauer - Meidericher Schiffswerft, Duisburg 16.03.1998 Verkauf der Fähre "St. Apollinaris" an Bernd Steußloff, Kröpelin 31.08.1998 neues Arbeitsschiff "St. Martin" 01.06.2006 neue Fähre "Nixe", (Betreibung zwischen Remagen und Erpel in Eigenregie) Erbauer - Stahlbau Müller, Spessart


Fischerei in Kripp

von Willy Weis & Hildegard Funk


Die gewerbsmäßige und teils im Nebenberuf ausgeübte Fischerei an Rhein und Ahr war im Erwerbsleben unseres Ortes ein nicht unbedeutender Aspekt und gehörte über zwei Jahrhunderte zum hiesigen Alltagsbild. Dabei stellte der traditionsreiche Berufsstand des Fischers neben der existentiellen Bedeutung ein nicht zu verachtender Wirtschaftsfaktor des Ortes dar.

Um den gewerbsmäßigen Fischfang vor Ort recht lukrativ zu betreiben, musste man mit den einzelnen Fischarten und deren Eigenarten sehr vertraut sein, wovon das Fangergebnis und schließlich auch das Wohlergehen der zu ernährenden Familien abhing. Ein weiterer Vorteil der Ortsfischer war der Fischfang von anderen Fischarten in der Ahr, die im Rhein nicht beheimatet waren. Dabei setzten die Kripper Berufsfischer ihr ganzes Erfahrungswissen und jagdlichen Fähigkeiten eines traditionellen Berufsstandes zum Broterwerb ein.



Repro Archiv Weis

Bis Anfang des 20. Jahrhundert zählte der untere Mittelrhein wegen der ständig wechselnden Gestaltung des Flussgrundes und des Ufersaumes und der damit verbundenen Ansiedlung einer Vielfalt von Fischarten fischereimäßig mit zu den interessantesten Flussgewässern. Besonders das Ahrmündungsgebiet war und ist ein bevorzugter Laichplatz auf Grund des flachen stets fließenden Mündungsgewässers über steinigem Grund für See- und Flussfische wie Lachse und Finten. Dabei bot das Kripper Rheinufer durch seine spätere Uferbebauung mit Buhnen und den hervorragenden Laichplätzen im Ahrmündungsgebiet optimale Bedingungen für viele Fischarten, die es abzufischen galt. In unserem Bereich wurde außer dem Angeln mit der Angelgerte bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges vom Nachen aus mit Streichnetzen, Hebenetzen (Hebegarnen), ugs. als Trötsch oder Blitz benannt, sowie in Reusen und mit der Grundschnur waidgerechter Fischfang betrieben. Illegal betriebener Fischfang nannte man im hiesigen Bereich „Ströppe“. Die Kripper "Ströpper" bedienten sich einst auch der Schlinge.



                                                                                               Werkzeuge der Fischer am Rhein

Die Blütezeit der Fischerei im Rhein war um 1850 und reduzierte sich mit aufkommender Dampfschifffahrt ab 1880 Jahre drastisch. Als Gründe der sukzessiven Abnahme der Fischarten des Fischreichtums dürften neben dem Rückgang der Kleinstlebewesen in ihren Biotopen und Vernichtung der Fischbrut an den Ufersäumen infolge starken Wellenschlages der Dampfschiffe sowie die zunehmende Wasserverschmutzung mit fortschreitender Indus-trialisierung wegen eingeleiteter ungeklärter industrieller, kommunaler und landwirtschaftlicher Abwässer zu suchen sein. Die Fischarten, die sich bisher von diesen Kleinstlebewesen ernährten, suchten neue Standorte. Von den um 1800 nach hier vorhandenen 800 Kleinstlebewesen in den Wasserbiotopen waren um 1900 nur noch 100 existent. Um 1860 waren im Kreisgebiet noch 18 hauptberufliche Fischer und 4 Gehilfen verzeichnet. Mit dem Rückgang der Lohnfischerei endete 1939 in Kripp die traditionelle Rheinfischerei.

Ab 1955 wurde der in hiesigen Flussgewässern gefangene Fisch aufgrund der hohen Wasserverschmutzung wegen eines penetranten Beigeschmacks nach Phenol unverzehrbar. Ein großes Fischsterben ereignete sich im Juni 1969, als auf ungeklärte Weise ab Bingen eine größere Menge des Insektizides „Thiodan „ in den Mittelrhein gelangte und die Giftwelle am 20. Juni Kripp erreichte. Thiodan ist selbst bei größerer Verdünnung für die Fische noch toxisch.

Des weiteren dezimierten im kalten Winter 1996/97 recht räuberisch 120 Kormorane die Fischbestände in unserer Flussregion. Durch die Verlegung ihres Nahrungsreservoirs dieser nichtheimischen Vogelart an Rhein und Ahr wurden die hiesigen Fischbestände, besonders die der Äsche, die auf der roten Liste besonders bedrohter Tierarten stehen, bedenklich reduziert.1)
Am 31.10.1986 dezimierte eine erneute Giftwelle die Fischbestände des Rheingewässers, was ein Massensterben durch in den Rhein gelangtes mit Chemikalien belastetes Löschwasser beim Brand im Sandoz-Chemiewerk in Basel verursachte.Trotz dieses Chemikalienunfalles regenerierte sich der Strom auf Grund neuer gesetzlicher Umweltmaßnahmen zusehends. Wurde noch am 12.1.1990 trotz intensiver Wasserverbesserungen von dem Verzehr von Rheinfischen von mehr als 300 g wöchentlich auf Grund erhöhter Quecksilber-und Bleibelastungen abgeraten, so konnte man ab 1991 wieder hiesigen Rheinfisch bedenkenlos verzehren. Der verschiedene Fischartenbestand wuchs wieder auf 40, gegenüber 47 um 1900 an. 2)
Das nun angebrachte steigende Umweltbewusstsein förderte die Regeneration der Fließgewässer. Schärfere Umweltpolitik trug ab 1980 wieder zur Belebung des Fischbestandes bei, so dass 39 verschiedene Fischarten sich hier wieder ansiedelten. Heute sind auf Grund verbesserter Wasserqualität in beiden Flüssen wieder verschiedene Arten der Standfische aufzufinden, was als Indikator für den ökologischen Zustand des Rheinflusses zu werten ist.

FINTENFISCH –(zool. Alosa fallax) (Kat. Maifische)

Als Schwarm-und Zugfisch auch ugs. als Süßwasserhering bezeichnet, kenn-zeichnet er sich durch seinen lang gestreckten, flachen Körper, dem silbrigen Bauch und blaugrünen Rücken aus. Sein heringsförmiger Körper ist mit Rundschuppen bedeckt. Recht auffallend sind seine vergleichsweise großen Augen in seinem recht kegelförmigen Kopf. Er gehört zur Ordnung der heringsartigen Fische (zool.Clupeidae) ebenso wie der Maifisch. Wegen seiner Laichzeit fällt er unter die Gattung der Maifische.

Besonderes Merkmal ist sein weit geschlitztes Maul, seine stark gegabelte Schwanzflosse und auffallende dunkle runde Tupfer hinter den Kiemendeckeln, die bis zu sechs parallel zur Körperlängsachse angeordnet sind und an Größe und Farbintensität zum Schwanz hin abnehmen. Bei einer Größe bis 50 cm Länge weist er ein maximales Gewicht von 2 Kilogramm auf und wird wegen seines schmackhaften Fleisches trotz seines Grätenreichtums und penetranten Geruches geschätzt. Während der Laichreife im Altersbereich zwischen 2 bis zu 6 Jahren wandern die Finten alljährlich im Frühjahr von den Meeresküstengewässern flussaufwärts. Beim Aufstieg zu den stromaufwärts liegenden Laichplätzen der Flussunterläufe halten sie sich stets im Oberflächenwasser auf und sind für den Fischer gut erkennbar. 3)


Über die Fintenzüge bemerkte der Kripper Zeitzeuge Friedel Valentin+:

1908 war ein gutes Fintenjahr. Die im Ahrmündungsbereich spielenden Kripper Kinder waren meistens die ersten, die das Aufkommen der Fintenschwärme beobachteten und dies den hiesigen Fischern und Eltern meldeten. Der Ausruf „Bapp, de Finte kumme“ (Vater, die Finten kommen) war dann in Kripp in aller Munde. Nach dieser Bekanntgabe kam unter den Fischern Hektik auf, da es nun galt, in kürzester Zeit unermüdlich optimale Fangergebnisse zu erzielen, denn nach erfolgter Eiablage folgte die Abwanderung dieses Saisonfisches, jedoch spätestens am 20. Mai. Dabei wurde teils sogar mit breit flächigen Kohlengabeln die Rücken an Rücken im Wasser stehenden Finten aus der Ahr geschöpft und in runden Weidenkörben wegen des Überangebotes mit Pferdefuhrwerken bis zu den Großmärkten Bonn und Köln gekarrt und dort feilgeboten.“ 4)


Des weiteren äußerte sich hierzu der Kripper Fischpächter Fritz Schäfer,+:

Wenn im Mai die Laichzeit der Finten beginnt, ziehen diese zu den Laichplätzen zur Ahrmündung in einer Vielzahl, dass die Oberfläche des auf gepeitschten Flusswassers dicht gedrängt die Fischleiber aus dem Wasser heraus quollen. Der Fintenfisch trat in so großen Schwärmen seine Reise flussauf an, dass man den Fischzug vom Ufer aus mit bloßem Auge erkennen konnte und stellte bei seinem Erscheinen in der Ahr eine Attraktion dar. Dieses Naturspektakel wurde letztmalig zum Beginn des 2. WK beobachtet. Während dieser Attraktion wurden die Fintefische vielfach mit breit flächigen Kohlengabeln aus der Ahr geschaufelt und auf Handkarren verladen“5)


Warum bevorzugten die Finten die Ahrmündung?

Für die Finten war mit dem Erreichen der Ahrmündung als maximale Entfernung vom Meer ihre Laichreise beendet. Nicht zu verwechseln mit den artverwandten Maifischen, die zum Laichen noch weiter bergwärts zogen. Im Gegensatz zu den Finten mit sechs Punkten unterschieden sich diese  durch einen dunklen Punkt hinter dem Kiemendeckel. Das Ahrmündungsgebiet bot mit seinem flachen fließenden und kiesgründigen Gewässer optimale Voraussetzungen für den Laichvorgang der Fintenweibchen, dass sie für das Abrubbeln ihres Laiches von bis zu 200.000 Eiern bevorzugten. Nach erfolgter Eiablage und Besamung durch die männlichen Finten wanderten diese wieder zurück ins Meer. Ein halbes Jahr später zogen die geschlüpften Jungfische ebenfalls ins Meer. Sie ernährten sich hier neben Insekten und Würmern auch von Kleinstfischen und Krebstieren. Das maximale Lebensalter betrug 8-10 Jahre.


FINTE, Fisch der armen Leute.
Während der Fangsaison sorgte der recht schmackhafte Fintenfisch in Kripp für „fleischlose Tage“. Fast täglich gab es diesen Fisch in allen Variationen und in Kombination mit Kartoffeln und Salaten war er auf den Kripper Mittagstischen zu finden, sei es wegen seines Grätenreichtums tagelang in Essig eingelegt, gebraten oder gegrillt. Wegen seines hohen Fettgehaltes eignete er sich hervorragend zum Räuchern. Zur Reduzierung seines hohen starken Eigengeschmackes wurde er von einigen Hausfrauen sogar in Milch eingelegt. Auch als eine Art Brathering wurde er nach dem Braten fast eine Woche lang in einer gewürzten Essig-Lake eingelegt. Da es die Finten wegen eines fehlenden Laichplatzes in den umliegenden Orten nicht gab, wurde der Fintenfisch vermutlich aus Neid wegen angeblicher abträglicher Qualität und Quantität in den Nachbarorten als „arme Leute Fisch“ verschrieen.6)

Zwischen den beiden Weltkriegen kam es bei den Finten zu einem erheblichen Bestandsrückgang, dessen Grund in der zunehmenden Gewässerverschmutzung durch industrielle Wasserverschmutzung zu suchen war. Der als stark gefährdet eingestufte Fintenfisch ist heute nach Anhang II der FFH- Richtlinie eine geschützte Fischart (EU- Code Nr.1103). Seit 2010 verbreitet sich im Rhein wieder der 1940 fast ausgestorbene artverwandte Wanderhering „Maifisch“, ein beliebter Speisefisch der zuchtmäßig wieder im Rhein angesiedelt wurde.



Der letzte Fintenfisch von der Ahrmündung in einem Düsseldorfer Museum

Wegen der engen Verbundenheit unseres Ortes mit der Rhein-und Ahrfischerei halten wir es für angebracht, weitere hier befindliche Fischarten aufzuführen, wobei überwiegend der Fischbestand der Ahr aus Forellen, Äschen, Barben, Schleihen, Gründlinge und Elritze (Rümpchen) besteht. Letztere sind eine Eigenart des Ahrflusses, besonders der oberen Ahr.

Fischarten:

Grundsätzlich unterscheidet man bei hier aufkommenden Fischen in Kripp zwischen zwei Kategorien, die der WANDER- und der STANDFISCHE. WANDERFISCHE sind Fischarten, die in den Gewässern regelmäßig zu ihren Laichplätzen stromaufwärts steigen (Salm, Maifische, Finte ) oder hinabziehen (Aal), um zu ihren Laichplätzen im Meer zu gelangen. Für die Fischer galten sie ugs. als Brotfische, da sie der massenhaften Anzahl wegen den Haupterwerb der Berufsfischer darstellten.
Als STANDFISCHE bezeichnet man die Fischarten, die sich hier in geeigneten Wasserregionen dauernd aufhalten , wo sie sich ernähren und laichen. Im Fischerjargon wird diese Fischart Weißfische oder Beifang genannt (Münne, Rotaugen, Barben) Sie lieben ruhige Wasserregionen und haben ihre Standorte zwischen den Kribben und im Ufersaum. Die damals am Rheinufer des Ahrmündungsbereiches befindlichen Kribben boten den Standfischen optimalen Lebensraum. Auf Grund dieser vorhandenen Lebensräume war Fischfang ohne größeren Aufwand hier problemlos möglich. Im Volksmund benannte Weißfische sind die wenig beliebten grätenreiche Speisefische, wie der Döbel, besser im hiesigen Bereich auch als Münne bekannt, sowie die Barbe, erkennbar an den wulstigen Lippen und vier Bartfäden an der rüsselartigen Schnauze, die im Bereich der Unterahr als häufigste Fischart vorhanden ist.

SALM (Salmo salar)

Die im Rhein während des Jahres wandernden unterscheidbaren bergwärts ziehenden Altersgruppen des begehrten Edelfisches wurden von den hiesigen Fischern namentlich in Arten gruppiert.

Von Mai bis September kamen die kleineren, noch nicht laichreifen SOMMERSALME, wobei man diese speziell nach der Zeit ihres Auftretens unterschied in PFINGSTSALME und JAKOBSSALME (Jakobstag 25. Juli). Über diese kleine geschmackliche Differenz des Edelfisches urteilte ein altes Sprichwort. "Der SALM ist im April und Mai am besten und bleibt ein SALM bis St. Jakobstag (25.7.), alsdann wird er ein LACHS" 7) Ihnen folgten die großen SOMMERSALME von September bis Dezember. Vereinzelt zog es schon den WINTERSALM im Oktober zu den Laichplätzen, obwohl die eigentliche Hauptzugzeit der Februar war. Sie waren durch Färbung und Größe gut zu unterscheiden. Ein fünfjähriger ausgewachsener Wintersalm erreicht ein Gewicht zwischen 10 bis 15 kg. Er ist wegen seines hervorragenden Eigengeschmacks ein begehrter exklusiver Speisefisch, der aus den Meergewässern während der Laichzeit zu den Laichplätzchen drängt und dafür seichtes Fließgewässer, insbesondere das der Ahr bevorzugt. Wie der Aal gehört der Lachs zur diadromen Fischgattung, der seine Lebensbedingungen wechselweise dem Salz-oder Süßwasser anpassen kann.
Ein bevorzugter Ruheort des Salms während seiner Drangzeit in den Monaten Juni, Juli war das "Auf ezeichnet. Eine Kribbe ist ein vom Ufer aus rechtwinklig mit Steinen in den Fluß gebauter Steindamm, der in diesem Abschnitt die natürliche Fließgeschwindigkeit des Hauptstromes aus wasserbautechnischen Gründen künstlich verändern soll. 
Da Lachse während der Laichzeit keine Nahrung aufnehmen und somit auf keine Köder reagieren, wurde ihnen hier während ihrer Hochzeitsreise problemlos mit den Netzen während der Hauptfangzeit in den Ruhephasen im „Aufmeer“ zeitweise Tag und Nacht mit dem Setznetz nachgestellt.

Die Hauptfangstätte dieser Fischart an der Ahr lag jedoch an dem künstlich erstellten Wasserfall unterhalb der Sinziger Eisenbahnbrücke, der wegen der Lachswanderung mit einer Fischleiter versehen war, wo die Lachse mit einem mächtigen Satz in freier Luft versuchten, dieses Hindernis zu überwinden. Unterhalb dieses Wehres, wo die zurückgetriebenen Lachse sich für den neuen Sprung ausruhten, hatten die Fischer ihren Stand mit dem Setznetz, der so genannten Trötsch, um aus dem bewegten Wechselspiel der steigenden Fische Tag für Tag ihren wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen.

Während der Wanderung beim Rogner die Eierstöcke von null Komma drei auf fast fünfundzwanzig Prozent des Eigengewichtes anwachsen, vergrößern sich die Hoden des Milchners von null Komma eins auf sieben Prozent! Und das alles ohne Nahrungsaufnahme, also auf Kosten der Fettvorräte und der Muskelsubstanz. Dadurch erreichen sie ihr Laichgebiet oft so geschwächt, dass sie nach der Ablage der Eier, beziehungsweise nach deren Besamung, kaum noch schwimmen können. Das herrliche Hochzeitskleid, das sie im Verlauf ihrer Wanderung anlegen, alte Milchner werden fast purpurrot, täuscht über ihren inneren Verfall hinweg. Hilflos treiben sie dann später dem Meer entgegen. Ein großer Teil von ihnen geht auf der Talfahrt zugrunde.22)


Früher stieg der Lachs zum Laichen so reichlich den Rhein und die Ahr hoch, dass er als Volksnahrung diente. Es gab Zeiten, in denen sich die hiesigen Dienstmägde und Knechte wegen des Fischüberflusses in ihren vertraglichen Verdingungen ausdrücklich auf die Klausel "...dass sie nicht mehr als zweimal wöchentlich Salm vorgesetzt bekämen", Wert legten. Dieser Salmüberfluss nahm nach 1900 rapide ab. 1908 wurden in Kripp zwei große Salme gefangen. Einer von 13 Pfund und in der Fronleichnamsnacht einer von 21 Pfund. 8)
Ein ungewöhnliches großes Lachsvorkommen wurde im Winter 1909 in der Ahr festgestellt, als dieser in seinem Laichzuge vom 15. November bis 15. Dezember in großer Fülle derart unverhofft auftretend für die Kripper Fischer und "Ströpper" eine Attraktion darstellte. Grund dafür waren Baggerarbeiten im 30 km stromabwärts gelegenen rechtsrheinischen Siegmündungsbereich bei Mondorf, einem weiteren geschätzten Laichplatz der Lachse. Zwangs halber suchten sie nun stromaufwärts den nächsten klaren Nebenfuß, die Ahr, die zu dieser Zeit auffallend viel Wasser führte. Auf Grund dieser exorbitanten Situation erteilte die Bezirksregierung in Koblenz ausnahmsweise trotz Winterschonzeit eine spezielle Fanggenehmigung nur unter der Bedingung, dass zur Vermehrung und Züchtung alle Rogen und alle Milchner der gefangenen Fische abgelaicht und an die Fischversuchsanstalt in Kruft zur Erbrütung von Sälmlingen abgeliefert werden mussten, um später die Jungfische nach dem 
Schlüpfen im hiesigen Flusswasser auszusetzen. Lachse von 10-12 Pfund Gewicht waren an der Tagesordnung, etliche sogar mit einem Gewicht von 20 Pfund, die nach dem Fang in einem Lattenbehälter in dem Ahrwasser solange verweilten, bis man sie herausnahm und durch sanftes Streichen unter dem Leibe den Laich abdrückte und sie erst danach ihrer Wirtschaftlichkeit zuführte. 9)


Postkarte anlässlich der Sondergenehmigung zum Lachsfang während der Schonzeit. Postalisch gelaufen am 24.12.1909 nach Dieren/Arnheim mit dem Vermerk des Absenders Jos.Cometz: „Diese Aufnahme ist vom Lachsfang in der Ahr zu Sinzig, der vor 3 Wochen stattgefunden hat und reiche Beute lieferte.“ 

Über den größten Lachszug aller Zeiten in der Ahr wurde im Winter 1928/ 29 berichtet. Die Ahrmündung war mit abgelagertem Geschiebe so erhöht, dass Lachse das Flachflüsschen nur bei außergewöhnlich günstigen Wasserverhältnissen annahmen. Dies geschah dann in einer derartigen Intensität, dass Rücken an Rücken aus dem Ahrwasser sichtbar herausquoll. An flachen Stellen "rubbelten" dann die Weibchen ihren Laich ab, indem sie mit ihrem Bauch über den Grund rutschten. 10)

Fangfrische Lachse im Mittelrhein bis zur Loreley gelten bei den Feinschmecker als besonders schmackhaft, da die Lachse auf dem Laichzug ohne Nahrungsaufnahme zusehends abnehmend vom Fettabbau zehren. Wenn  der Lachs nach seinem langen Weg endlich zum Laichen an der Ahr eintrifft, ist der Wanderfisch in seinem besten Moment, in dem er auf seiner Reise bis zur Ahr sein Fett abgebaut hat und geschmacklich die optimale Präsentation darstellt. Sein Fleisch ist nun muskulöser als gewöhnlich und darum für die Gourmets von einem unnachahmlichen Geschmack. Sehnsüchtig wird die Fangsaison von diesen Genießern erwartet. Deswegen waren bei Kripp gefangene Lachse bei den Bonner Hoteliers eine begehrte Delikatesse. Der größte Lachs, der je hier aus dem Rhein gefangen wurde, wog 28 Pfund und wurde an das Hotel Kaiserhof in Bonn geliefert 11)

Der letzte 10 Pfünder Lachs wurde von einem Kripper Bürger nach abklingendem Hochwasser um 1960 in einem ehemaligen Bombentrichter der Unterkripp gesichtet. 12)


FLUSSAAL

Zum Betrieb der Nachtfischerei gehörte hier der recht gut florierende Aalfang bis annähernd 1950. Als Delikatesse ist der Rheinaal wegen seines kernigen, weißen und wohlschmeckenden Fleisches als Speisefisch sehr begehrt. Die Gattung dieses schlangenförmigen Knochenfisches gehört zu den diadromen Fische, die die Fähigkeit besitzt, zwischen Salz- und Süßwasser oder umgekehrt zu emigrieren. Die dunkle schleimreiche Haut dieses schlangenförmigen Fisches besteht aus unzähligen mikroskopisch kleinen Schüppchen. Zur seiner Fortbewegung dient am hinteren Körpersteil an Bauch und Rücken ein Flossensaum. Als katadrome Fischart schwimmt er entgegen anderen Fischarten zum Laichen mit dem Strom.

In der Atlantikregion, der Saragossasee und dem Golf von Mexiko geschlüpft, tritt der junge noch durchscheinende um 7 cm kleine unreife Aal (Glasaal) mittels Golfstrom instinktiv die Reise in die europäischen Flüsse an, verbringt ca. 6-8 Jahre ohne Vermehrung hier und verlässt uns dann, um im offenen Meer abzulaichen und zu sterben. Die Hochzeitsreise über den Atlantik wird vielen Aalen durch geschickte Fangmethoden der Fischer zum Verhängnis.

NEUNAUGE

Das bis zu 50 cm lange Flussneunauge, auch Pricke genannt, unterscheidet sich als fischähnliches schlangenförmiges Wirbeltier von einem Aal nur durch den stahlblauen Rücken mit weißlichen Bauch und besitzt eine kleine Schwanz-und zwei Rückenflossen. Der aus der Gattung der Rundmäuler stammende Fisch trägt seinen Namen wegen seinen punktförmigen Öffnungen seiner Organe wie Nase, Auge und 7 Kiemenspalten. In dem napfförmigen kreisrunden Maul befinden sich Hornzähne und eine spatelförmige Zunge. Als Beifang wird er wegen seines minderwertigen Fleisches ausschließlich als Köder für die Grundschnur beim Aalfang benutzt.


ELRITZE
:

9-14 cm , kleiner fintenähnlicher Fisch mit spindelförmigem Körper, stumpfer Schnauze, kurzen abgerundeten Flossen. Rücken und Seite sind hell-dunkel gefleckt, zur Laichzeit schmücken sie sich mit grünen Seiten, einer orange-

farbenen Brust u. schwarzer Kehle. Eine Fischart, die meist an der Oberahr zu finden ist. 13)


GROPPE

ein am Grunde der Ahr lebender Fisch, der hier ugs. besser als Vadder bekannt ist, dürfte wohl jedem Hiesigen bekannt sein, der in der Ahr schon einmal Steine aufgehoben hat und ein Fisch zum Vorschein kam, der recht ungewöhnlich im Zick-Zack-Kurs -stoßweise schwimmt. Er ist ein ausgesprochener Grundfisch, der mit seinem breiten, flachem Kopf und weitem unterständen, von dicken Lippen umgebenen Maul vom Flussgrund Nahrung abschabt. Besonders auffällig wirken als Tentakeln der kurze, krumme Dorn an jedem Kiemendeckel.


Ein weiterer Artgenosse ist der
GRÜNDLING, der trotz seiner Größe von nur 12 cm wegen seines exzellenten Geschmackes als Speisefisch geschätzt wird. Man erkennt ihn an seinem graugrünen Rücken mit schwarzen Flecken und seinen 2 Bartfäden.


Die
SCHLEIE mit seinen breitkronigen Schlundzähnen und fleischigen Bart-fäden ist ebenfalls ein geschätzter wohlschmeckender Speisefisch


Die
HASEL, die wegen ihres eingedrückten Körpers auch ugs. als "Plättchen" bekannt ist, reiht sich ebenfalls in den Kreis der geselligen Ahrbewohner.

Die
BACH-, LACHS- und REGENBOGENFORELLE, die das stromschnellenreiche Wasser liebt, ist hier in der Ahr zu Hause. Als Fang ist sie wegen ihres schmackhaften Fleisches sehr beliebt.


Die
BACHFORELLE erkennt man an dem olivgrünen Rücken und den silbrig-gelb glänzend mit vielen rötlichen umrandeten Flecken gezierten Seiten, die sich jedoch durch Verfärbung jeglichem Untergrund anpasst. Wegen ihres kostbaren Fleisches ein begehrter Speisefisch.

,
Die
LACHSFORELLE die besonders im Mündungsbereich häufig vorkommt, übertrifft mit ihrem Gewicht von 2-3 Pfund die Bachforelle und fällt wegen ihres rosaroten Fleisches bei der Zubereitung auf.

Optisch recht auffällig wirkt dagegen wegen der opalisierenden Farbgebung ihrer Fischhaut die REGENBOGENFORELLE, die während der Laichzeit in Regenbogenfarben schillert und seitlich verwischte rötliche Streifen aufweist, das man als Hochzeitsgewand bezeichnet. Als geselliger Spielgefährte der Forelle ist hier die ÄSCHE, ein silber- glänzender Fisch mit goldgrünem Schimmer auf der Rückenseite zu erwähnen, bekannt und wegen ihres grätenarmen schmackhaften Fleisches sehr beliebt.


Der
FLUSSBARSCH ist ein stachelflossiger bis zu 40 cm langer und bis zu 1,5 kg schwerer Knochenfisch, der je nach Flussgrund seine Farbe wechseln kann. Die Stacheln an der ersten Rückenflosse und stechende Kiemendeckeln setzt der Raubfisch als Waffe ein.


Der ZANDER aus der Familie der Barsche mit einer maximalen Länge bis zu 1,20 m stellt mit seinem grünlich-grau gefärbten Rücken und dem silberglänzendem Bauch wegen seines exzellenten Fleisches der wertvollste Fisch dar.


Der
FLUSSKARPFEN stellt den wichtigsten Vertreter der Karpfenfamilie dar. An seinem seitlich eingedrückten Körper befinden sich mehrere Flossen, die ausgebreitet und zusammengefaltet werden können. Die FLUSSBARBE, ein bis zu 70 cm langer Vertreter der Karpfenfamilie, zeichnet sich recht auffallend durch seine 4 Bartfäden an dem wulstigen vorstehenden Oberkiefer aus.


Das bis zu 30 cm lange
ROTAUGE, auch PLÖTZE genannt, erhielt die Benennung durch seine rote Iris. Es ist ein silbrig glänzender echter Weißfisch mit recht auffallenden roten Flossen, waagerechter Mundspalte und einer abgerundeten Bauchkante.


Als stärkster Raubfisch in heimischen Süßgewässern gilt der bis zu 1m lange
HECHT (Esox lucius). Der lang gestreckte grünlich gefärbte Körper, der mit einem zugespitzten Kopf endet, ist mit schwarzen Flecken oder Streifen bedeckt und das weite entenschnabelartige Maul starrt von Zähnen. 14)

STÖR: Ein heute seltener Gastfisch, ist in unserem Gebiet letztmalig um 1990 gesichtet worden. Alten Überlieferungen zufolge wurde kurz nach 1900 ein Stör von zirka 150 kg Gewicht in Höhe der Ahrmündung gesichtet und mit einem Fährboot verfolgt. Infolge unsachgemäßem Netzgerät konnte dieser aber nicht gefangen werden. 15)

MÄRZENMAKRELEN: An einem sonnigen warmen Frühlingstag im März 1949 wurde ein Schwarm von hunderten Märzenmakrelen im flachen Ahrmündungsbereich gesehen, als diese durch heftige Bewegungen ihren Laich

"abrubbelten" und ein seltenes grandioses Schauspiel dem Betrachter boten. Das Wasser fing in diesem Bereich an " zu sprudeln, zu schäumen. Es schien regelrecht zu kochen". Dieser Fisch, 2- 3 Pfund schwer, von bläulicher Färbung und auf dem Kopf kleine Warzen, wurde sowohl im Rhein und in der Ahr gefischt. 16)

Anmerkung: Unter den in Kripp bekannten Fischnamen „ Märzenmakrelen“ konnte keine Fischart gefunden werden. Es besteht die Annahme, dass es sich hier um die Fischart Aland ( Leuciscus idus) gehandelt haben könnte, zu denen alle diese Merkmale zutreffen. Sie unternehmen im Frühjahr schwarmweise ihre Laichwanderungen. Recht auffallend dabei ist das stürmisch plätschernde und Schwanzschlagende Verhalten. Dieser an Flußunterläufen auftretende Oberflächenfisch liebt zum Ableichen von bis zu 100.000 Eiern sandig-kiesige Flachuferstellen.
Männchen haben zu dieser Zeit kleine Laichwarzen an Kopf, Rumpf-und Brustflossen. Ein 3sömmriger Aland hat eine Länge von 18-20 cm und kann bei einer maximalen Länge von 60 cm bis zu 4 kg wiegen.


Fangmethoden
Die Fangmethoden der Fischer richteten sich nach dem Verhalten der einzelnen Fische. Der hauptberufliche Fischfang im Bereich der Ahrmündung wurde von Kripper Berufsfischer bis kurz vor dem 2. Weltkriege noch auf Finten, Aale, Makrelen, Döbel, Eschen, Barsche, Rotauge, Forellen Hechte, Bresen, Schleie, Lachs, Zander sowie Krebse und Süßwassermuscheln, teils mit 150 m langen und 2,50 tiefen Zugnetzen, Netzwippen (ugs. Trötsche) und Schnurborde mit bis zu 200 Angelhaken sowie Wurfnetze vorgenommen. Um das zwischen zwei Kribben gelegene Buhnenfeld auszufischen, wurde ein Zugnetz längst einer Buhne ausgefahren, wobei Fischer als Landmannschaft das Netz am Ufer festhielten, während Fischer im Boot längs der Kribbenflanke fuhren und das Netz "abfieren" ließen. Gewerblich gefischt wurde in der Ahr an tiefen Stellen ausschließlich mit dem Wurfnetz und mit der Wippe an engen flachen Stellen. An ruhigen Wasserstellen mit dem Stellnetz.Von fischereiwirtschaftlicher Bedeutung sind die bis zu 1,5 m langen und bis zu 5 kg schweren weiblichen Aale, da die Männchen nur bis zu 45 cm groß werden. Während die flussabwärts sich treibenden Aale in der stärksten Strömung zu fangen sind, meiden die rheinaufwärts steigenden Salme (Lachse) diesen Bereich. Dieser bergwärts ziehenden Salm gilt es mit der Salmwippe oder Salmfalle abzufangen.

Eigens zum Aalfang lag bis zur Währungsreform 1948 ein spezielles Aalfangschiff (Aalschocker) des Herrn Feldmann aus Kripp im strömungs-reichen Bereich des Rheines oberhalb der Ahrmündung, der dort am Rande des Hauptstromstriches den Weg der abwärts treibenden Aale mit einem Schockernetz sperrte. Bei Dämmerung wird der am Tag in Ruhestellung vor Anker liegende motorlose Aalschocker in Fangstellung in die Strömung mittels einer "Spillbremse" oder auch Winde gebracht und die zwei 10 Meter langen Netzbäume ausgelegt, indem sich das sogenannte "Kuilnetz" befindet. Dieses Spannnetz von 10 mal 6m Länge sperrte den Strömungsbereich vom Grund bis zur Wasseroberfläche komplett ab, wobei der von der Strömung treibende Aal in das 30m lange nach hinten verjüngende engmaschige Netz der Schlussreuse getrieben wird. Bei Tagesanbruch wird der Schocker dann wieder aus der Strömung in Ruhestellung verbracht und der Fang geborgen. Nach Angaben der Aalfischer wurden besonders bei Halbmond und stürmischen Herbstnächten ergiebige Fang-ergebnisse erzielt. Für den Kleinbedarf wird diese nachtaktive Fischart hier auch mittels einer mit Frischköder gespickten Grundschnur gefangen. 

Der Fischfang erfolgte meist hier auf dem Rhein mit einem breiten Rumpfnachen. Der wegen seiner Grundform aus drei Brettern bestehende Dreiplanknachen oder Dreibord (Bodenplanke und der zwei Bordplanken) genannt, eignete sich besonders für den Fischfang mit Kleingeräten.

Bild rechts zeigt einen baugleichen Aalschocker wie hier vor Remagen liegend, befand
sich bis 1948 oberhalb der Ahrmündung.

Mit diesem flachbodigen großen Kahn, in hiesiger Fischerjargon "Schütt" genannt, war man sogar in der Lage den Ahrmündungsbereich zu befahren. In einem Hälterkasten, ugs. Kaar genannt, bewahrte man darin lebend die gefangenen Fische für begrenzte Zeit bis zum späteren Verkauf auf. Es war eine am Kahn oder sonstigem Festpunkt angebundene große Holzkiste von etwa 1 m x 1,50 m mit vielen Löchern und einem abschließbaren Deckel. 17)

 

Die Netze und das Fanggerät wurden bis vor dem II. Weltkrieg von den hiesigen Fischern teils mit speziellen Holznadeln selber hergestellt und zur Konservierung "geloht". Mit diesem uralten Konservierungsverfahren, das aus einem Teil Gerbstoff gemahlener Eichenrinde bestand, wurden die Netzteile in einem großen Kessel gekocht und braunfärbend gegen Fäulnis konserviert. In der Nachkriegszeit kam es aufgrund aufkommender Lebensmittelknappheit zum wilden Fischfang, der teils sogar mit aufgefundener Sprengmunition oder mit Karbid und Wasser gefüllten Flaschenbomben durchgeführt wurde, was sich jedoch ab 1949 durch eine ordnungsgemäße Verpachtung der Fischereirechte normalisierte.

Aufsicht
Die Fischerei, die seit alters her als Gerechtsame vom Landesherrn übertragen wurde, liegt heute nur noch mit einigen Ausnahmen fast ausschließlich in fiskalischer Hand, die gegen Entgelt zeit begrenzt verpachtet werden.
Dies resultierte aus der Franzosenzeit, in der durch ein Dekret Napoleons die herrschaftlichen Privilegien der Fischereigerechtsame für das linke Rhein-ufer, also auch für Kripp, in die Hand des Staates gelangten und von der preußischen Administration übernommen wurden. Dass schon damals die Aufsicht über das Fischereiwesen streng gehandhabt wurde, ist aus einer Eintragung des Amtsblattes vom 30. November 1832 zu entnehmen. Durch die Königliche Hochlöbliche Regierung wurde für die 3 verpachteten Fischer- eidistrikte


1.) in den Bereich von Sinzig bis Remagen, bisher verpachtet an Carl Franz Triacca dahier, jährlich für 7 Rthlr

2.) von Remagen bis Oberwinter, verpachtet an Eberhard Lösch in Oberwinter für jährliche 10 Thlr. 25 Sgr. ...

3.) von Oberwinter bis Rolandswerth, verpachtet an Anton Michels zu Rolandswerth, jährlichs für 2 Thlr. 25 Sgr., die bereits zugesagte Genehmigung zum Fischfang versagt und zugleich angeordnet, daß eine " anderweitige gleichmäßige Lizitation derselben in loco (vor Ort) Sinzig erfolgen soll". Als neuer Verhandlungstag wurde der 20. 12.1832 in dem Geschäftslokal des Steuer-Einnehmers Neunerdt zu Sinzig anberaumt. 18)


Beklagt wurde schon zu damaliger Zeit ein Rückgang des Fischfanges, dessen Hauptursache jedoch in dem "bisherigen traditionellen irrationalen Betriebe des Fischfanges, welcher einer Schonung des Fischlaichs nicht kennt", zu suchen war. Diesem Rückgang vorbeugend wurde bereits durch "Allerhöchste Cabinets-Ordre vom 5. Juli 1847" Einhalt geboten. So war das "Wegfangen" der Forellen während der Laichzeit (Oktober und November), sowie "dasselbe Verbot wäre an der Ahr nöthig für die Monate April, Mai und Juni, in welchen die obengenannten Ahrfische laichen", untersagt.


VERMEHREN UND HEGEN - DEM SCHÖPFER ZUR EHRE - DEN MENSCHEN ZUM SEGEN

Unter dieser Prämisse wurde zur Schonung des Fischlaichs während der bezeichneten Monate auf Kreisebene behördlicherseits an die Vernunft der Fischer appelliert. 19)

Für die Fischerei benötigte man damals wie heute eine Erlaubnis, die dem Fischer und Angler gegen eine Gebühr die Berechtigung verleiht, in gewissen Flussabschnitten Fischfang zu betreiben. Die Hege und Pflege der Fischbe-stände wird im Rahmen der Fischereiaufsicht aufgrund der Legitimation des Fischereigesetzes für das Land Rheinland-Pfalz vom Kreis als "Untere Fischerei-Aufsichtsbehörde" für alle fließenden Gewässer im Kreisgebiet gesichert. Neben den Fischereipachtverträgen werden von der Kreisverwaltung Ahrweiler die Bestellungen der Fischereiaufseher sowie die durchzuführenden Fischerprüfungen vorgenommen.

Das Fischereirecht hatte der Posthalter Gottfried Schäfer aus der Voßstraße über Generationen von der Ahrmündung bis Niederbreisig aufwärts für Netze, Angeln und sonstiges Fischereigerät gepachtet, wobei die Ahr bis zur Bodendorfer Grenze mit einbezogen war. Später übte der Fährmann Peter Valentin die Aufsicht über die Fischerei aus.


        

Erlaubnisschein des Kripper Gottfried Schäfer zum Fischen auf der Rheinstrecke von Niederbreisig (Kirche) bis zur Ahrmündung in ganzer Strombreite.


Der Ort Kripp und sein historischer Bezug zum Fintenfisch

Zum Abschluss möchten wir anmerken, dass der Fintenfisch mit seinen sechs seitlichen dunklen Punkten der symbolträchtigste Fisch des im Gewässerwinkel von Rhein und Ahr liegenden Ort Kripp darstellte. Der historische Bezug liegt wohl in der über Generationen tradierten irreführenden Annahme, dass der Fintenfisch eine besondere spezielle Kripper Fischgattung sei. Aus diesem Grund wurde er über Jahrhunderte gerne als emblematisches Motiv für gesellige Zwecke verwendet. So findet man ihn in verschiedenen Varianten in der Ortsfahne, Vereinswappen,-Logos-Stempel, Karnevalskostümen oder als Namensträger einer hiesigen Karnevalgesellschaft wieder. Selbst die ehemalige Fähre „Zons“ erhielt auf Wunsch vieler Kripper von 1953-1960 den Namen „Finte“. Spottverse der Nachbarorte über die Kripper Finten wie: „Faul Fisch und Finte, nun ruch ens wat se stinke“ oder Necknamen wie: „ Faul Fisch und Finte, dat esse die Kripper im Winter“ entstanden vermutlich aus dem Neid heraus, da sie in ihren Fangregionen nicht über Finten verfügten. Diese Spottverse wurden früher beim „Beiern“ mit festlichen Glockenspiel gesungen. Dieser Fisch war wegen der Ahrmündung und ihrem Laichgebaren nur den Krippern „en Mass“ vorbehalten.


Die „Kripper Finte“

Die tradierte Vorstellung der hiesigen Bevölkerung, die „Kripper Finten“ seien eine besondere Fischart der Ahrmündung, dürfte als unrichtig angesehen werden. Sie dürfte vermutlich aus dem Necknamen der am Rhein und Ahr spielenden Kripper Kinder und Jugendlichen, ugs. „Kripper Fente“ resultieren, die beim an der Wasseroberfläche erkennbaren Laichzug der Finten ins Dorf liefen und die Eltern über die Ankunft der Finten berichteten. Ein „Fent“ ist im hiesigen Jargon ein Jugendlicher im heranwachsenden Alter. Als „Kripper Fente“ bezeichnet man ugs. die Jugendlichen des Ortes. Zu „Kripper Finten“ ist im Fischlexikon angemerkt: „Kripper Fenten war ein Necknamen für die Kinder, wohl auch für die Einwohner von Kripp an der Ahrmündung. Kinder beobachteten im Frühjahr den Fluss und meldeten den ersten Fischschwarm mit dem Ruf: „Die Finten sind da!“ 20)

Im Klartext sei deshalb nochmals wiederholt erinnert! Es gibt zwar Fische namens „Finte“, aber eine Fischart „Kripper Finte“ gibt es nicht!

Um den historischen Bezug auf die bisher irriger Weise angenommenen so genannte Fischart der „Kripper Finten“ nicht in Vergessenheit kommen zu lassen, installierte 2012 der hiesige Bürger-und Heimatverein im Springbrunnen am Fährparkplatz eine Fintenfischdekoration.


Des weiteren schuf speziell zu diesem Thema der spanische Eisenkünstler Antonio Mari Sart im Auftrag der Verfasser zwei Stahlskulpturen, die unter der Nennung „ Bapp, de Finte kumme“ (Vater, die Finten kommen) symbolisch zum ehemaligen Fanggebiet zur Ahrmündung deutend, ab 2012 den Ortsmittenplatz zieren. Der Name „Kripper Finte“ ist auch heute noch im Ort in aller Munde.


Berufsfischer:
Als Berufsfischer bis 1899 konnten noch namentlich folgende Kripper ermittelt werden:
Betzing, Christian *1772-1837 † Kirchenbuch lfd,Nr. 293
Betzing, Joh. Josef *1777-1852† Kirchenbuch lfd,Nr. 294
Betzing, Christian *1795-1863† Kirchenbuch lfd.Nr. 295
Breuer, Hermann *1785-1855 † Kirchenbuch lfd.Nr. 507
Breuer, Hilarius *1791-1854 † Kirchenbuch lfd.Nr. 511
Breuer, Hilarius I verm. * 1859-?† Einwohnerbuch 1899
Breuer, Johann *1825-1887† Kirchenbuch lfd.Nr. 524
Valentin, Georg um *1825-1889† Kirchenbuch lfd.Nr.3997 21)


Quellen:
1) ZA= Rhein-Ztg. Nr.14 vom 17.1.1997
2) Heinz Schmalz, „Der Rhein und die Goldene Meile“, maschinenschriftl. Manuskript, 1993, Kreisarchiv Ahrweiler
3) Fischlexikon in „Nachen und Netze“,Werner Böcking, Band 12, Rhld.Verlag Köln, Anhang Fischlexikon, Seiten 304-337
4) mündliche Angaben des Zeitzeugen Friedel Valentin, Kripp + (ehemaliger Fischereipächter)
5) mündliche Angaben des Zeitzeugen Fritz Schäfer, Kripp + (ehemaliger Fischereipächter)
6) Fritz Schäfer, Kripp + (ehemaliger Fischereipächter)
7) Heinz Schmalz, „Beschaffung und Verzehr von Speis und Trank im Ahrtal“, maschinenschriftl. Manuskript, 1995, s. 23 ff., Kreisarchiv Ahrweiler
8) wie 5
9) ZA= Kölner Local-Anzeiger, Nr. 353, Samstag, 18. Dezember 1909, „ein seltener Fang an der Ahr“
10) wie 3, siehe S.56
 11) Sinziger Zeitung 51/ 52. 90, "Vermehren und hegen", Fischereigeschichte an Rhein und Ahr von Fritz Schäfer
12) Fritz Schäfer, "Die Lachsfischerei in den 20er und 30er Jahren an Rhein und Ahr" i.d. Zeitschrift der Club der Köche e.V. "Festival der Kochkunst an Rhein und Ahr" 
13) Paul Löffler, "Fische in der Ahr und ihren Nebenbächen“ in Heimatjahrbuch Kreis

Ahrweiler 1957
14) wie 3 (alle Fischarten)
15) wie 12
16) wie 5 , sowie in www. Fischereilasner.de ( Fischarten)
17) mündl. Angaben Zeitzeuge Josef Marx, Kripp
18) Königliches Amtsblatt 62/1832, Seite 547. Privatarchiv Wingen +, Bad Bodendorf)
19) Kreisstatistik 1860
20) wie 3, siehe S.320
21) Familienbuch der kath.Pfarrei St. Peter und Paul Remagen 1649-1899, Gerhard Hentschel, 2007, sowie das Einwohnerbuch des Kreis Ahrweiler 1899, Ortsteil Kripp, Landesbibliothek Koblenz
22) Nebel im Fjord der Lachse, C.C. Bergius, 1947, S.49 und 147




Päpstlicher Ablass für Kripp anno 1783

von Willy Weis & Hildegard Funk


Anlässlich der bevorstehenden Kirmes 2010 hatten die Verfasser eine für den Ort Kripp recht interessante Geschichte in Form einer Kopie einer alten Ablassurkunde in ihrer Sammlung entdeckt. Wie aus dieser Urkunde zu ersehen ist, erhielt speziell die Kripper Kapelle anno 1783 von Papst Pius VI. einen vollkommenen Ablass anlässlich des Patroziniums des Heiligen Johannes von Nepomuk. Der Grund für einen solchen Ablass dürfte das bisher viel zitierte Lotterleben aus den Pionierzeiten in Kripp gewesen sein, dass Papst Pius VI. zu einer solchen Generalamnestie der Sünden veranlasste. Durch diesen Ablass konnten die Kripper Gläubigen beiderlei Geschlechts alljährlich am Patronatsfest des Hl. Johannes von Nepomuk (16.Mai) durch die Bulle von Papst Pius VI. eine generelle Sündenvergebung erwirken, indem sie nach vorheriger Beichte und der Hl. Kommunion am Festtage von der ersten Vesper bis zu des anderen Tages Sonnenuntergang für einen Ablass beteten. Wer als Sünden beladener Kripper also Lust an einer Sünden befreiten Kirmes verspürte, der hielt sich an diese Vorgaben. Allen Bürgerinnen und Bürgern ein frohes Kirmesfest, verbunden mit einem Schmunzeln mit Rückblick auf dieses Fest zu Zeiten der Vorfahren.


Ablaßtext
Nächstkünftigen, welcher der 16te Tag Monats May wird in der Kapelle des H. Johann von Nepomuc an der Krippen hochfeyerlich gehalten werden das Fest dieses wundargroßen Heiligen und Blutzeuges Jesu Christi, an welchem Tage Ihro Päpstliche Heiligkeit Pius dieses Namens der Sechste allen und jeden beyderley Geschlechtes Christgläubigen, die nach vorheriger Beicht und HI. Kommunion allda für Friede und Einigkeit christlicher Fürsten und Potentaten, forr Ausreutung der Ketzereyen, und Erhöhung der römischen Kirche andächtig werden gebethen haben, von der ersten Vesper bis zu des anderen Tages Sonnenuntergang vollkommenen Ablaß Iaut obiger Bulle gnädigst verliehen haben. Zu welchem Gnadenschatz und größerer Feyerlichkeit alle und jede Christgläubige andurch freundlichst eingeladen werden.
 





Unfallkreuz Rheinufer

von Willy Weis & Hildegard Funk


Ein altes Steinkreuz als Unfallkreuz aus dem Ende des 18. Jahrhunderts ist das drittälteste Kreuz in Kripp und stand bis annähernd 2008, wenn auch nicht mehr an seinem ursprünglichen Standort am Rhein, in der Gartenanlage hinter dem Chor der Katholischen Pfarrkirche. Wie es dahin gekommen ist, blieb leider unbekannt.

Bei unserer Nachsuche in 2010 war dieses Kreuz dort nicht mehr auffindbar. Angestellte Recherchen in 2011 ergaben, dass das Kreuz infolge Bauarbeiten am Kirchturm sicherheitshalber von seinem dortigen Platz entfernt, aber zwischenzeitlich erheblich beschädigt wieder aufgefunden wurde.



Dieses Unfallkreuz, den älteren Krippern noch unter dem Namen „ et Breuers Kreuz“ geläufig, stand früher am Kripper Rheinufer oberhalb der Böschungs-kante in 290 m Entfernung stromabwärts von der Straße „Auf der Schanze“ entfernt. Eigenen Recherchen zufolge wurde dieses Kreuz um 1960 von diesem ursprünglichen Standort von Unbekannten gestohlen. Eine Diebstahlsanzeige wurde erstattet. (mündliche Angaben des damaligen Ortsvorstehers Christian Iven). In Absprache mit der Pfarrverwaltung fand das aufgefundene Steinkreuz nach erfolgter Restaurierung durch den Remagener Steinmetz Diwo im März 2014 wieder Aufnahme an seinem alten angestammten Platz am Kripper Rheinufer durch den Kripper Bürger-und Heimatverein.


Es ist ein noch relativ gut erhaltenes Kreuz aus hellgrauem Steinmaterial mit einer Höhe von 88 cm und einer gesamten Querbalkenlänge von 55 cm. Die Steinbalkenbreite beträgt 26 cm und die gesamte Kreuzdicke 15 cm. Vier Eckvoluten verzieren jeweils die Kreuzwinkel. Ein erhabener gemeißelter Dornenkranz von 15 cm befindet sich schlicht schmückend im Kreuzmittel- punkt. Über die Fläche der gesamten Kreuzvorderseite berichten eingemeißelte gut lesbare Buchstaben über das tragische außergewöhnliche Ereignis, die Todeszeit und die Person Anton Graentzhausen aus Valler, der plötzlich und unerwartet an dieser Stelle ohne Empfang kirchlicher Sterbesakramente am 9.Januar 1759 durch Ertrinken den Tod fand. (Die damalige Ortsbezeichnung steht für Vallendar, wo auch dieser Familienname geläufig ist).

AO1759
Den 9. JAN.
IST ALHIER
ERTRUNCKEN
DER EHRSAMER
JUNGER GESELL
ANTON GRAENZHA-
USEN GEBURDIG VON
VALLER IM
27. JAHR
SEINES AL
TERS

R.I.P.

Da Sterbeort nicht mit dem Begräbnisort identisch ist, sollten dem damaligen katholischen Volksglauben nach an dieser mit dem Kreuz gekennzeichneten Stelle viele Personen angehalten werden, für den ohne Sterbesakramente zu Tode Gekommenen zu dessen Seelenheil Fürbittgebete zu halten.

     Foto und Zeichnung Willy Weis                                                                                                                                                                                                                                         



Das Unfallkreuz aus dem 18. Jahrhundert wurde restauriert

und steht heute wieder an seinem alten Platz am Kripper Rheinufer.   Foto: Weis



Fotos vom alten Kripp

vorgestellt von Horst Krebs

Ahrbrücke bei Hochwasser. 1988 abgerissen 


Altes Schulgebäude mit Schulhof. Abriss um 1980


Ortsvorsteher Josef Syberz mit der Feuerwehrgruppe vor dem alten Steigerturm


Fahrzeug der Kripper Dampfwäscherei


Hochwasser Kripper Unterdorf 20 er Jahre


Vermutlich Fährhaus im nicht ausgebautem Zustand


Gemeindediener beim Ausschellen in den 20 er Jahren


Kripper Büüdche am Rhein um 1955 


Kripper Jugendheim, Jugendherberge und Landjahrlager während der Nazizeit


Kripper Hauptstrasse im Oberdorf um 1920. Rechts das Haus im Tudorstil soll vor 
1900 eine private Mädchenschule gewesen sein.