Ende Kripper Lederfabrik

von Horst Krebs.

Die Kripper Lederfabrik wurde um 1905 erbaut, im Jahre 2006 wurden die Einrichtungen ausgebaut. Die meisten Gegenstände  wurden versteigert. Viele Maschinen gingen nach Indien und Pakistan. Der letzte Tag der Lederfabrik war auf dem Wandkalender abzulesen. Die rote Markierung blieb auf dem 27. Juli 2006 stehen. Einhundert Jahre Arbeit und Brot neigten sich dem Ende.

 

Das Werkstelefon war schon ein Unikat. Keine Verbindung zur Außenwelt. Man erreichte das Büro und die Fachabteilungen auf dem Werksgelände. Bei der Entkernung des Fabrikgebäudes wurde das Telefon aus der Wand gerissen, ein Sammlerstück bester Güte.

Der Tag des Endes der Kripper Lederfabrik markiert das Ende einer großen Vergangenheit: "Kripper Leder", das stand für Qualität. Das Familienunternehmen war eine feste Größe in der Branche. Seit über 100 Jahren wurde in der Fabrik, im beschaulichen Kripp nahe Bonn gelegen, Leder verarbeitet. Und nicht selten für bekannte Namen – Brockhaus zum Beispiel. Monate lang stand die Fabrik leer, bis das Unternehmen in diesem Jahr endgültig zerschlagen wurde. Die Journalisten Volker Lannert und Benjamin O`Daniel sprachen mit ehemaligen Mitarbeitern und begleiteten die Insolvenz.

 

In Glanzzeiten gab es hier bis zu 120 Mitarbeiter. Ein ehemaliger Mitarbeiter sagte:“Ich habe die alten Stechuhren gesehen, da waren 120 Fächer für Mitarbeiter. Als ich hier eingestellt wurde, waren es noch 50 später dann 30 in der Produktion und jetzt ist niemand mehr hier.”

Hier wurde Kleinleder hergestellt, Buchleder produziert für Bibel und Kalender. Die Firma entstand 1905 und wurde gegründet durch den amerikanischen Großindustriellen Clemens Heitemeyer, kam später in den Besitz des italienischen Grafen Taveggi und war danach im Besitz der Familie Gummersbach.

 

Das war das Büro vom Gerbermeister, es war ständig abgeschlossen, da hier gefährliche Chemikalien gelagert waren, auf die nur er Zugriff hatte. Hier gab es etliche Farben und der Gerbermeister war verantwortlich für die geforderte Mischung dieser Farben.


Das war das Büro vom Gerbermeister, es war ständig abgeschlossen, da hier gefährliche Chemikalien gelagert waren, auf die nur er Zugriff hatte. Hier gab es etliche Farben und der Gerbermeister war verantwortlich für die geforderte Mischung dieser Farben

Das wars. Das Ende der Kripper Lederfabrik wird zur Geschichte. Die Maschinen sind ausgebaut und kommen in die Industrie-versteigerung.

Hier eine kleine Chronik der Kripper Lederfabrik:

Erbauer der Fabrik war der amerikanische Unternehmer Clemens Heitemeyer. Er ließ das Fabrikgebäude aus gebrannten Steinen der daneben gelegenen im Jahr 1898 gegründeten Dampfziegelei mauern. Conte Gioacchino Taveggi, der italienische Schwiegersohn Heitemeyers, hatte offenbar die Idee zum Bau des Kripper Mausoleums für die gräfliche Familie, das heute als Gedenkstätte für die Zivilopfer des 2. Weltkrieges aus Kripp dient. 
Später wurde die Fabrik vom Familienbetrieb Gummersbach übernommen. In den besten Zeiten waren in der Lederfabrik bis zu 120 Mitarbeiter mit Produktion und Versand beschäftigt. Zum Schluss arbeiteten dort aber nur noch 20 Mitarbeiter. Zuletzt hatte sich die Firma auf die Fertigung von Täschnerleder spezialisiert. Die Produktionsschiene Hand-Saffian Ziegenleder wurde beibehalten. Außerdem wurden nach einem alten galvanischen Verfahren Prägeplatten hergestellt und weltweit versandt. Bis zum Sommer 2006 wurde in der Fabrik hochwertiges Leder unter anderem für Bücher, Bibeln und Kalender verarbeitet. Auch "Brockhaus" ließ dort Umschlagleder fertigen. Am 27. Juli 2006  hatten die Angestellten dort schließlich ihren letzten Arbeitstag.

Der Insolvenzverwalter der Kripper Lederfabrik GmbH und ein Privatinvestor aus der Region hätten einen Kaufvertrag über das Firmengelände geschlossen, berichtete die Rhein-Zeitung am 15. Dezember 2009. Mehrere junge Existenzgründer und ihre Firmen würden sich dort demnächst ansiedeln, habe Remagens Bürgermeister Herbert Georgi  mitgeteilt. Verhandlungen gebe es allerdings noch "hinsichtlich des durch den Fabrikbetrieb belasteten Grundstücks". Der neue Besitzer wolle die Bausubstanz aus dem Jahr 1908 erhalten - auch deshalb, weil es sich "um ein ortsbildprägendes und geschichtsträchtiges Gebäude handelt."

Zur Ursache des Brandes am 29. April 2010 hieß es im "General-Anzeiger" Durch die Arbeiten eines Privatmannes mit einem Trennschleifer in einem der oberen Räume entzündeten sich dort vorhandene Farbreste durch den Funkenflug. Das so entstandene Feuer drang durch eine Bodenöffnung nach unten und setzte Vlies- und Zellstoff in Brand.