Kripp 1918 Besatzung (aus amerikanischer Sicht)

von Horst Krebs

Der Einsatzplan wurde am 22. Dezember 1922 geschrieben. Der Truppe stand das Kartenmaterial Bonn/Mayen im Maßstab 1:50.000 zur Verfügung. Die Mappe habe ich in Amerika gefunden. Teile der Dokumente sind unten in der Sichthülle ersichtlich.

Die Einsatzbefehle aus der Mappe sind in englischer Sprache. Die wichtigsten Dokumente habe ich übersetzt.

1. Der Feind hat sich auf eine Linie Sinzig – Oedingen zurückgezogen, wird uns aus der Nähe von Bodendorf berichtet.
2. Die 84th Infantery Brigade wird Sinzig einnehmen. Dieses Battalion wird die Infantery Attacke unterstützen.
3. Zwei Stunden zuvor werden die Companies A, B, C (eine Kolonne weniger) und die Company D auf der Linie Hütte – Koisdorf in Position gebracht (außer der letzten Kolonne). Eine Company rechts, die anderen links in der vorgesehenen Reihenfolge.
4. Von einer Stunde vor bis 15 Minuten nach der Attacke wird Company A Feuerschutz geben für den Bereich der Straßenkreuzungen auf der östlichen Seite von Waden B östlich bis zur Eisenbahnlinie. Von einer Stunde vor bis 15 Minuten nach der Attacke wird Company B Feuerschutz geben für den Bereich der Straßenkreuzungen auf der östlichen Seite von Waden B westlich der Straße Sinzig – Ahrenthal. Diese Company wird 15 Minuten nach dem Angriff das 1st Battalion, die 167th Infantry innerhalb 500 Meter unterstützen und wird sich selbst in Position bringen von der Kreuzung Waden B bis zur Straße Sinzig – Ahrenthal.
Die Companies A und B bleiben solange in ihren Positionen, bis das Battalion vor ihnen ihre gesteckten Ziele erreicht hat und sich weiter auf der direkten Route mit der Angriffswelle und der Unterstützung der Infantery die Position gewonnen hat. In dieser Position wird die Infantery jede Attacke der Widerständigen unter Feuer nehmen. Company A übernimmt den Schutz östlich der Eisenbahn und Company B übernimmt den Schutz westlich.
Anschließend wird Waden B von den Companies A und B verlassen und die Straßen werden besetzt in Sinzig vom Norden und Westen, sowie gleichzeitig die Straßen nach Kripp vom Süden und vom Westen. Zusätzlich wird Company D indirekten Feuerschutz geben von den nördlichen Hängen des Helenenberges und des Mühlenberges. Beim Eintreffen dieser oben angegebenen Positionen werden die beiden Kompanien als Reserve bereitstehen. Company C, von einer Stunde vor dem Angriff bis 45 Minuten danach, wird die Eisenbahnlinie nordöstlich von Sinzig bis zur Straße nach Kripp unter Feuerschutz nehmen. Company D wird gleichzeitig die Straße Sinzig – Bodendorf absichern.
5. Die dritte Angriffswelle, Company C, wird dem Kommando Offizier der 167th Infantery während der Zusam-menarbeit unterstehen.
6. Unsere weiteren Kriegsgeräte bleiben an der Straße Franken – Waldorf versteckt, bis wir sie brauchen oder anderweitig befehligt wird. Pferdewagen werden entladen in der Schlucht von Ziemet und später weitergeführt zu den Hügeln nördlich von Ahrenthal. Folgeaufträge werden für weitere Deponien erstellt.
7. Ausrüstungsstelle wird an der Harbachsmühle sein.
8. Ich bin pünktlich in Ahrenthal, anschließend um 200.2 am ZIEMET
Winn, Major, Commanding

Verteilungsliste: C.G. 84th Inf.Brig.;C.O. 149th M.G.Bn.; C.O.167th Inf.; C.O. 168th Inf.; C.O. 151st F.A.; Div M.G.O.; Bn. S.O. und alle Zugführer und Begleiter.

Es gab während der Besatzungszeit auch Gefangene, meist Soldaten aus den eigenen Reihen, welche die Militärgesetze missachtet hatten. Die Gefangenen und das Gelände in Kripp wurden rund um die Uhr bewacht von Wachmannschaften mit je 10 Soldaten pro Schicht. Jede Wachmannschaft bestand aus 3 Schichten je 2 Stunden dazu gehörig 2 Sergeanten, 3 Corpoarals und einen Hornisten. Auf dem Foto unten ist solch ein Wachprotokoll dargestellt. Es wurden dort nicht nur die Namen des Wachpersonals aufgeführt, sondern auch die Anzahl der Gefangenen im Lager oder im Hospital, die Ereignisse der Wachgänge sowie die Unterschriften des Kommandierenden der Wachmannschaft sowie des Offiziers vom Dienst. Die Eintragungen des , auf der nächsten Seite abgebildeten Wachprotokolls, entstanden am 9. März 1919 nachmittags von 16:30 bis 22:30 in Kripp von der 151th Machine and Gun Bataillon.


Am 16. März 1919 ist in Kripp eine Inspektion des Oberkommandierenden General Pershing geplant. Der Empfang soll unterhalb der Straße des Rheinufers erfolgen.

Ein amerikanischer Augenzeuge, der sein Quartier in der Villa Hettlage hatte, berichtet:
Seit einigen Tagen bringen wir unser Quartier auf Vordermann. Wir haben Reinigungs- und Poliermittel bekommen, um in Bereitschaft für eine Inspektion des Generals John J. Perching zu sein.

Unsere Ausrüstung soll einer Inspektion unterworfen werden und alles wird gesäubert, damit alles in bester Ordnung ist, wenn „Black Jack“ durch die Quartiere geht. Die größte Aufmerksamkeit soll aber unserer Kleidung gelten. Der Major versucht alles, dass die Präsentation erfolgreich wird, alle unsere Uniformen und Mäntel wurden gebügelt. Des weiteren wird sichergestellt, dass alle Armstreifen, Abzeichen und Bereichsleiterinsignien ordnungsgemäß vorhanden sind. Viele dieser Überprüfungen haben auch in anderen Bataillonen in den letzten Tagen stattgefunden, um ein einheitliches Bild abzugeben.

Nun endlich, der Tag ist gekommen, wo General Pershing nach Kripp kommt. Ein kalter, feuchter und kühler Tag, aber wir haben Glück, dass die Empfangstruppe hier an den Wohnungen entlang des Rheinufers stehen muss, und so haben wir nur einen kurzen Weg im Gegenzug zu anderen Bataillionen, die einen längeren Weg machen müssen. Es wurden keine Pferde oder zu ziehende Geräte überprüft, es gilt nur die Inspektion des Soldaten. Bis 10:00 sind wir alle positioniert, der Empfang ist für 11:00 angesagt, soweit die Gerüchte es sagen.

Seit 08:00 Uhr sind die Truppen unterwegs zu ihren Empfangsstellungen. Unser Bataillon ist schon um 09:00 aufgestellt und marschiert über den Paradeplatz um sich als letztes Bataillon zu positionieren. Die Gesichter der ersten Reihe sind nach vorne gerichtet, links die Reihen stehen in einem Abstand von zwei Meter gegenüber. Am Ende der Reihe kommt dann General Pershing, der Kommandeur der amerikanischen Besatzungsarmee gefolgt vom kommandierenden General des gesamten Army Corps, dem General unseres Army Corps sowie die Kommandoführer der Regimenter und Bataillone und den Captains. In der Wartezeit dürfen wir uns bewegen und uns umdrehen, aber nicht die Position verlassen. Die Truppen der Hauptquartiere stehen etwas höher zum Fluss, da wo die Wohnhäuser stehen. Es ist 11:00, es ist 12:00 und kein General Pershing. Wir bewegen uns etwas, um uns warm zu halten. Warum in der Welt kommt er denn nicht, und wenn er am Nachmittag kommt, warum stehen wir denn schon so früh hier. Dieser Besuch des Generals soll der erste Schritt unserer Heimreise sein, und wenn dieser Tag schon so schlecht in der Zeit organisiert ist, wie wird das denn aussehen, wenn wir den Rückzug aus Deutschland antreten sollen.

Mehrere kleine Gruppen von Zivilisten sind hier und da auf den höher gelegenen Flächen versammelt um General Pershing persönlich zu sehen. Um 13:00 ertönt ein Hornsignal von der HDG Truppe, welches jetzt unsere Aufmerksamkeit erfordert. Wir hören die Stimmen der Kompaniechefs und sehen, wie eine Limousine vor uns auf der Straße erscheint. Der Trompeter bläst den Ruf: „Der General“. General Pershing montiert sein Lieblingspferd, einen weißen Schecken, genau, wie es die anderen Generäle auch tun. Dann reitet er im schnellen Galopp um die Außenseite der Division, während die HDG Band Musik spielt. Dann beginnt a
m anderen Ende die Inspektion. Insgesamt gibt es elf Musikeinheiten, es wird ohne Unterbrechung gespielt.

Um 15:30 erfolgt die Inspektion bei uns. General Pershing beeilt sich, es gibt bei jedem Regiment nur ein oder zwei kurze Stopps, um den Männern Fragen zu stellen, wie schnell sie antworten und wie qualitativ die Antworten sind. Der General lobt die Ordentlichkeit des Machine Gun Bataillons und erklärte dem Captain, dass es das ordentlichste Bataillon gewesen ist, dass er bislang gesehen hatte. Die Inspektion ist um 16:00 beendet. General Pershing steigt auf die Ballustrade eines Gebäudes und hält eine 10 minütige Rede. Er lobte unsere Division und bekräftigte unseren Anteil, diesen Krieg gewonnen zu haben, und er versprach, dass wir alle bald nach Hause kommen werden. Wir bedankten uns bei dem General und sagten ihm, das es das gewesen ist, was wir hörten wollten. Oh, boy, wir waren glücklich. Was für ein wunderbarer Tag. Damit löste sich die Ansammlung auf, alle traten den Heimweg an. Manche hatten nur ein bis zwei Kilometer zu marschieren, so wie wir, andere kamen erst gegen morgen an. Und waren sie alle glücklich? Ja, der General sagte, wir kommen jetzt alle nach Hause, nur das zählt für uns. Jetzt haben wir Hunger wie ein Bär, und es tun uns diejenigen leid, die erst morgen früh etwas zu essen bekommen.

Die amerikanische YMCA, das deutsche Äquivalent der CVJM, war stets ein begleitender Bestandteil der Truppen. Am Beispiel der Einladung amerikanischer Offiziere bei Graf Taveggi in Kripp im Batterieweg am 25. Dezember 1918, war ein Mitglied der YMCA zugegen. Im Gästebuch des Grafen sehen wir oben rechts die Unterschrift von M. Grier, YMCA. Die Kopie der Gästebuchseite haben wir 2012 von der Enkelin des Grafen erhalten, die heute noch in England wohnt.

Brigade General Marshal war 1918 der Führer und Generalstabschef der 1st US Infantry Division in Frankreich, und es war seine Aufgabe 600.000 Soldaten wieder nach Amerika zurückzubringen. Er bekam hohe Auszeichnungen und wurde von 1918 bis 1924 der Stellvertreter von Chef Adjudant General Pershing. Bei uns bekannt wurde George C. Marshall 1947, als er als amerikanischer Außenminister den wirtschaftlichen Aufbau Europas konzipierte. 
Im Juni 1919 war Brigade General Marshal einige Tage Übernachtungsgast bei Graf Taveggi in Kripp im Batterieweg. Am 15. Juni 1919 trug er sich bei Graf Taveggi in Kripp in dessen Gästebuch ein. Der Eintrag lautete: „Lasst uns tanzen – aber wo ist die Musik?“

1918, als die Rainbow Division im Dezember in Sinzig und Kripp Quartier bezog, als Teil der Besatzungsarmee, erstellte die YMCA eine Liste der Truppenbewegung der Rainbow Armee, angefangen im November 1917 bis zum Endziel Kripp Dezember 1918. Kripp war die letzte Station der Rainbow Division. Von hier ging es im April zurück nach Brest/Frankreich auf ein Schiff nach Amerika. Auf den 3 Aufzeichnungen unten lässt sich der Weg verfolgen. Die YMCA erstellte diese Liste wegen den Kostenabrechnungen. Sie wurden vom amerikanischen Militär bezahlt.

In einer Autobiographie des amerikanischen Corporals Alfred H. Phillips liest man über Kripp im Jahre 1919:

Brigade General Francis Marshall war 1918 der Führer und Generalstabschef der 1st US Infantry Division in Frankreich, und es war seine Aufgabe 600.000 Soldaten wieder nach Amerika zurückzubringen. Er bekam hohe Auszeichnungen und wurde von 1918 bis 1924 der Stellvertreter von Chef Adjudant General Pershing.
Im Juni 1919 war Brigade General Marshal einige Tage Übernachtungsgast bei Graf Taveggi in Kripp im Batterieweg. Am 15. Juni 1919 trug er sich bei Graf Taveggi in Kripp in dessen Gästebuch ein. Der Eintrag lautete: „Lasst uns tanzen – aber wo ist die Musik?“

1918, als die Rainbow Division im Dezember in Sinzig und Kripp Quartier bezog, als Teil der Besatzungsarmee, erstellte die YMCA eine Liste der Truppenbewegung der Rainbow Armee, angefangen im November 1917 bis zum Endziel Kripp Dezember 1918. Kripp war die letzte Station der Rainbow Division. Von hier ging es im April zurück nach Brest/Frankreich auf ein Schiff nach Amerika. Auf den 3 Aufzeichnungen unten lässt sich der Weg verfolgen. Die YMCA erstellte diese Liste wegen den Kostenabrechnungen. Sie wurden vom amerikanischen Militär bezahlt.

In einer Autobiographie des amerikanischen Corporals Alfred H. Phillips liest man über Kripp im Jahre 1919:
Wir gingen Patrouille in Kripp, da es an der Randzone des besetzten Gebietes lag. Kripp liegt an einem großen Fluss, und gegenüber dieses Flusses war das Land nicht mehr besetzt. Ohne Erlaubnisschein war es den Krippern nicht erlaubt, den Fluss zu überqueren. Das galt auch für die Menschen auf der gegenüberliegenden Seite, die den Fluss nicht überqueren durften.

Es gab einen Gastwirt auf der Kripper Seite, der unerlaubt den Fluss überquerte und dort den Alkohol kaufte. Das funktionierte, da wir nur von 06:00 morgens bis Mitternacht patrouillierten. Wir hatten in Kripp Räumlichkeiten, in denen wir von Mitternacht bis 06:00 in der Frühe übernachten konnten. Eines nachts hatten wir ihn erwischt, als er mit seinem Boot mit den Fässern Alkohol anlegte. Wir befahlen ihm, dass Boot am Ufer zu entladen, dann rollten wir die Fässer weg. Am nächsten Tag hatten wir einen Wagen besorgt, auf dem wir das „Strandgut“ aufluden. Es waren 15 Gallonen bester Cognac, den wir später in der Truppe verteilten. Das Wetter hier ist nicht so brütend heiß, an den Straßen und auf den Feldern gibt es viele Obstbäume. Äpfel, Birnen und Pflaumen und es gibt hier die besten Erdbeeren, die du jemals gesehen hast.

Im April 1919 begann dann der schrittweise Rückzug der amerikanischen Besatzungsarmee. Die Ahrwiesen rechts und links der Ahr waren die Futter-plätze von tausenden von Pferden und Eseln, vornehmlich von den amerikanischen Truppen, die sich schon auf dem Heimweg befanden und die Tiere hierlassen mussten. Kripp wurde hier zur Sammelstelle wegen der weiträumigen Lage, wo die Tiere essen und laufen konnten.


Auf der linken Seite oben fließt die Ahr in Richtung Mündung in den Rhein

Fotoquelle:US Remount Station at Kripp,Germany 1919,Greg Krenzelog,Veterinary Corps


Die meisten Tiere wurden hier in Kripp verkauft, viele nach Belgien und Luxemburg, aber auch die Kripper beteiligten sich an dem Erwerb der Tiere, teils für die eigene Landwirtschaft, anderseits als Nahrung für die Bevölkerung. Der ehemalige Johannessaal in der heutigen Quellenstraße diente den Amerikanern als Auktionshaus.

Die beiden unteren Fotos sind aus einem Album einer amerikanischen Familie, dessen Großvater in der Veterinary Group in Kripp dabei war. Es handelt sich um den Soldaten, der in der zweireihigen Gruppe der sechste von links ist. Dieses Foto ist eindeutig von Kripp und wurde von dem Soldaten selbst beschriftet mit „Kripp Germany“. Bei dem Foto darunter sieht man den gleichen Soldaten mit gekreuzten Beinen. Dieses Foto soll auch von Kripp sein, konnte aber bislang noch nicht belegt werden. Corporal Alfred H. Phillips schrieb hier: 
Circa 35 Km von Koblenz liegt Kripp. Dort gab es vier Veterinär Schwadrone. Die 301, 303, 305 und die 306. Wir bekamen Pferde von allen Teilen des besetzten Gebietes. Einmal hatten wir über 2000 Pferde und Esel gleichzeitig auf den Ahrwiesen.


Schwadron auf der Ahrwiese bei Kripp. Oben links steht „Kripp Germany“

Quelle:US Remount Station at Kripp,Germany 1919,Greg Krenzelog,Veterinary Corps. Neil Bruntrager who originally posted the pictures. His grandfather was in this corps and stationed at Kripp

Hier anschließend noch 2 Bilder von den Kripper Ahrwiesen 1919 aus dem Kriegstagebuch von Walter A. Erickson, Remount Squadron No. 302, A.E.F

Foto Nähe Godenhaus


Die Pferdewagen auf der Kripp/Sinziger Ahrwiese 1919