Alle Fotos und Dokumente befinden sich im Archiv Weis/Krebs/Spaggiari. Sie sind meist mit dem entsprechenden
Wasserzeichen versehen. Bei allen Fotos und Dokumenten ist ein Vervielfältigen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren Krebs, Weis-Funk gestattet. Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt. Anfragen an Nennwert@aol.com oder an die Adresse Weis-Funk-Kripp@gmx.de Be aware about the copyrights of photos and documentation of this page. Violations are subject to prosecutions. Die Autoren der Taveggi Dokumentation sind Krebs und Weis-Funk
Zeit in Montecchio Emilia 1939 - 1966 |
von: Horst Krebs
Montecchio Emilia, ein kleiner Ort südwestlich von Bologna. In diesem Ort schließt sich der Kreis der Taveggis. Hier haben alle ihre letzte Ruhe gefunden, die einmal in Kripp gelebt hatten.
Als Graf Joachim mit Gräfin Elfrida 1938 den Ort Esanatoglia verließen, zogen sie nach Mailand. Der Graf starb 1939 und wurde in Montecchio beigesetzt. Die näheren Umstände zum Tode des Grafen Joachim (Gioacchino) Taveggi sind uns verborgen geblieben. Seine Frau Gräfin Elfrida ist bis zu ihrem Tod 1966 in Montecchio geblieben. Sie bewohnte dort ein kleines Zimmer, und gegen Ende ihres Lebens wohnte sie in einem dortigen Altenheim. Sie war mittellos und wurde von der Kirche unterstützt.
Montecchio Emilia, ein kleiner Ort südwestlich von Bologna. In diesem Ort schließt sich der Kreis der Taveggis. Hier haben alle ihre letzte Ruhe gefunden, die einmal in Kripp gelebt hatten.
Als Graf Joachim mit Gräfin Elfrida 1938 den Ort Esanatoglia verließen, zogen sie nach Mailand. Der Graf starb 1939 und wurde in Montecchio beigesetzt. Die näheren Umstände zum Tode des Grafen Joachim (Gioacchino) Taveggi sind uns verborgen geblieben. Seine Frau Gräfin Elfrida ist bis zu ihrem Tod 1966 in Montecchio geblieben. Sie bewohnte dort ein kleines Zimmer, und gegen Ende ihres Lebens wohnte sie in einem dortigen Altenheim. Sie war mittellos und wurde von der Kirche unterstützt.
Sterbeurkunde Elfrida Taveggi 1966 Kommune Montecchio/Italien
Archiv Daria Spaggiari
Archiv Daria Spaggiari
Foto: Daria Spaggiari
Die Grabstätte der Familie Taveggi in Montecchio/Italien. In der Mitte über dem Blumenstrauß Graf Gioacchino (Joachim) Taveggi. Auf der linken seine Ehefrau Gräfin Elfrida Taveggi und darunter die Tochter Gräfin Antonietta Every Brown geb. Taveggi. Auf der rechten Seite Graf Roberto Taveggi.
Bevor Gräfin Elfrida 1966 in einem Altenheim in Montecchio verstarb, hatte sie in einem Mehrfamilienhaus in Montecchio ein kleines Zimmer direkt über dem Hauseingang des Hauses. Dort hatte sie auch einen kleinen Balkon.
In Italien starb im Alter von 86 Jahren Gräfin Elfrida Taveggi. Die Familie des Grafen Taveggi war einmal Eigentümerin der Kripper Lederfabrik, die einen weltweiten Ruf hat. Gerne erinnert man sich an die nun verstorbene Gräfin, eine edle Frau, die mit ihrem Gatten in den Jahrzehnten ihres Hierseins unendlich viel Gutes getan hat.
In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erbaute ein Major von Coburg die Villa am Batterieweg der es an einen Herrn Plücker verkaufte, dem auch die Ringofenziegelei gehörte und der ein Architektenbüro hatte. Der Vater von Gräfin Taveggi, Clemens Heitemeyer, hatte in Amerika als Lederfabrikant Reichtum erworben und wollte wieder zurück nach Deutschland. Er kaufte das Anwesen von Plücker. Graf Taveggi, als Lederfachmann, der 1905 nach Kripp gekommen war, sowie Erich Schmitz und Ferdinand Wegener wurden für den Ort Kripp und seine wirtschaftliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Mit der Gründung der Lederfabrik wurden die Bewohner auch in ihrem Arbeitsplatz ortsständig. Es bildete sich eine breite Schicht anerkannter Lederfacharbeiter. Heute ist die Lederfabrik Eigentum des Bonner Fabrikanten Gummersbach.
Unvergessen sind die alljährlichen Kinderfeste mit großem Feuerwerk im großen Park der gräflichen Familie. Überall wo Not war, zeigte sich die milde Hand und das gütige Herz des Grafen und der Gräfin. Als 1918 die die amerikanische Besatzung hier war, wohnte der Ortskommandant, Oberleutenant Marshall, beim Grafen. In unserer Zeit ist General Marshall als Begründer des Marshall-Planes bekannt geworden, mit dessen Hilfe der deutsche bzw die europäische Wiederaufbau begann. Damals konnte der Graf manche Bedrängnis von der Bevölkerung abwenden. Im Betrieb der Lederfabrik wurden schon früh Betriebsausflüge mit Sonderzug und Musik gemacht für die 180 Mitarbeiter und deren Familien.
Großer Förderer war Graf Graf Joachim Taveggi des St. Seb. Schützengesellschaft, als deren Protektor er das 50-jährige Stiftungsfest, das sich auf eine Woche erstreckte, fast vollständig finanzierte. Die einzige Tochter Komtessa Bimba, lebt heute in England. Der Sohn Bobby, der der erste Vorsitzende des 1927 gegründeten Motorsportclub Rhein Ahr war, ist gestorben.
Gerne erinnern sich die Kripper an die gräfliche Familie Taveggi. Ihr zu Ehren eine Straße zu benennen, sollte das dankbare Andenken an sie wach halten.
Zeitungsartikel Archiv Willy Weis und Hildegard Funk
Bevor Gräfin Elfrida 1966 in einem Altenheim in Montecchio verstarb, hatte sie in einem Mehrfamilienhaus in Montecchio ein kleines Zimmer direkt über dem Hauseingang des Hauses. Dort hatte sie auch einen kleinen Balkon.
Foto: Daria Spaggiari
.... ich war zu der Zeit noch ein Kind. Und wenn auch viele Jahre vergangen sind, hat mich die Erinnerung an jenen schrecklichen Tag nie mehr losgelassen. Es war gegen Ende des Frühjahrs 1944; die Tage begannen länger zu werden, und trotz des Krieges war es schön, im Freien zu spielen.
Im Dorf hatten sich in der Nähe der Grundschule eine Befehlseinheit deutscher Soldaten niedergelassen, die wir wohl oder übel zu ertragen hatten. Wir Kinder hatten an jenem Tag vereinbart, uns nach der Schule beim Haus der Geschwister Bezzi zu treffen. Es ist sicherlich nicht schwer zu erraten, was wir spielten: Krieg; wir gegen den Feind. Und die Straße war unser Spielplatz. An jenem Nachmittag waren wir so in unser Kampfspiel vertieft, dass wir das Militärfahrzeug mit den deutschen Soldaten an Bord nicht bemerkten, welches plötzlich auftauchte. Zumindest scheint es mr in der Erinnerung so gewesen zu sein.
Als wir diesem plötzlich gegenüber standen, war der bis daher nur fiktive Feind Realität geworden: Er befand sich plötzlich genau vor uns, - und was dann geschah ....
Wir waren Kinder, und in der Gedankenlosigkeit war uns nicht bewusst, welcher Gefahr wir uns aussetzten, und wie leicht eine unbesonnene Handlung zu einer Katastrophe für uns, unsere Familien, und die übrigen Ortsbewohner hätte führen können. Die Straßen des Dorfes waren nicht asphaltiert. Die Straßenränder waren von Kies und Schotter gesäumt, welche wir als Waffen benutzten.
Wie auf einen unausgesprochenen Befehl hin nahmen wir diese und warfen sie mehrmals gegen das Militärfahrzeug. Die durch diese Tat gereizten und beleidigten deutschen Soldaten stiegen aus dem Fahrzeug und befahlen uns, stehen zu bleiben. Einen uns eine Ewigkeit erscheinenden Augenblick lang waren wir wie versteinert. Dann rasten wir wie der Blitz davon. Damals war die Straße von der Kirche San Rocco begrenzt, und daher blieb uns als nahegelegenster und schnellster Fluchtweg nur die heutige Via Madoni. Die Deutschen liefen in der selben Richtung hinter uns her. Wie aufgescheuchte Katzen versuchten wir uns in den nahegelegenen Häusern zu verstecken. So liefen wir auch in ein herrschaftliches Haus, von dem wir nicht wussten, wer dort wohnte, aber das Tor und die Tür waren offen, so dass wir im Treppenverschlag, im Keller, unter Tischen und an allen nur möglichen Orten Schutz suchten.
Die Soldaten waren uns bis zu diesem Haus gefolgt und nicht gewillt, locker zu lassen. Sie begannen, an die Tore und Fenster zu hämmern, und befahlen uns mit barscher Stimme herauszukommen. Unser Herz zersprang uns fast in der Brust, wir waren entsetzt unser Mund war vor Angst völlig trocken. Auf allen lag eine fiebrige Hochspannung. In jenen Jahren verstanden die Deutschen keinen Spaß. Das hatten sie nie getan.
Plötzlich trat mutig eine Frau aus dem herschaftlichen Haus heraus, die zuvor noch niemand zu Gesicht bekommen hatte. Die Zeit schien still zu stehen.
Man erzählte uns später, dass die Dame mit Entschiedenheit und Mut den Soldaten gegenüber getreten sei, und mit ihnen auf Deutsch gesprochen habe. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel, an dessen Ende sie die Soldaten dazu brachte, wieder abzuziehen. Was sie den Soldaten tatsächlich gesagt hat, habe ich nie erfahren. Aber ich wage mir nicht auszumalen, was uns und unseren Familien zugestoßen wäre, wenn diese Dame nicht zu unserer Verteidigung eingeschritten wäre. Diese Dame war die Gräfin Elfriede Taveggi Heitemeyer.
Wir alle sind ihr für ewig dankbar, dass sie uns das Leben gerettet hat. Ich möchte mit dem folgenden Nachruf schließen, der in der deutschen Tageszeitung "General Anzeiger" im Juli 1966 anlässlich des Todes der Gräfin Elfriede Taveggi abgedruckt wurde:
Ein Zeitzeuge aus Montecchio Emilia hat in seiner Erinnerung gekramt und der Hobby-Historikerin Daria Spaggiarivon diesem bemerkenswerten und unglaublichen Vorfall berichtet, der eher einem neorealistischen Film zu entstammen scheint.
Und das Herz zersprang uns (fast) die Brust
.... ich war zu der Zeit noch ein Kind. Und wenn auch viele Jahre vergangen sind, hat mich die Erinnerung an jenen schrecklichen Tag nie mehr losgelassen. Es war gegen Ende des Frühjahrs 1944; die Tage begannen länger zu werden, und trotz des Krieges war es schön, im Freien zu spielen.
Im Dorf hatten sich in der Nähe der Grundschule eine Befehlseinheit deutscher Soldaten niedergelassen, die wir wohl oder übel zu ertragen hatten. Wir Kinder hatten an jenem Tag vereinbart, uns nach der Schule beim Haus der Geschwister Bezzi zu treffen. Es ist sicherlich nicht schwer zu erraten, was wir spielten: Krieg; wir gegen den Feind. Und die Straße war unser Spielplatz. An jenem Nachmittag waren wir so in unser Kampfspiel vertieft, dass wir das Militärfahrzeug mit den deutschen Soldaten an Bord nicht bemerkten, welches plötzlich auftauchte. Zumindest scheint es mr in der Erinnerung so gewesen zu sein.
Als wir diesem plötzlich gegenüber standen, war der bis daher nur fiktive Feind Realität geworden: Er befand sich plötzlich genau vor uns, - und was dann geschah ....
Wir waren Kinder, und in der Gedankenlosigkeit war uns nicht bewusst, welcher Gefahr wir uns aussetzten, und wie leicht eine unbesonnene Handlung zu einer Katastrophe für uns, unsere Familien, und die übrigen Ortsbewohner hätte führen können. Die Straßen des Dorfes waren nicht asphaltiert. Die Straßenränder waren von Kies und Schotter gesäumt, welche wir als Waffen benutzten.
Wie auf einen unausgesprochenen Befehl hin nahmen wir diese und warfen sie mehrmals gegen das Militärfahrzeug. Die durch diese Tat gereizten und beleidigten deutschen Soldaten stiegen aus dem Fahrzeug und befahlen uns, stehen zu bleiben. Einen uns eine Ewigkeit erscheinenden Augenblick lang waren wir wie versteinert. Dann rasten wir wie der Blitz davon. Damals war die Straße von der Kirche San Rocco begrenzt, und daher blieb uns als nahegelegenster und schnellster Fluchtweg nur die heutige Via Madoni. Die Deutschen liefen in der selben Richtung hinter uns her. Wie aufgescheuchte Katzen versuchten wir uns in den nahegelegenen Häusern zu verstecken. So liefen wir auch in ein herrschaftliches Haus, von dem wir nicht wussten, wer dort wohnte, aber das Tor und die Tür waren offen, so dass wir im Treppenverschlag, im Keller, unter Tischen und an allen nur möglichen Orten Schutz suchten.
Die Soldaten waren uns bis zu diesem Haus gefolgt und nicht gewillt, locker zu lassen. Sie begannen, an die Tore und Fenster zu hämmern, und befahlen uns mit barscher Stimme herauszukommen. Unser Herz zersprang uns fast in der Brust, wir waren entsetzt unser Mund war vor Angst völlig trocken. Auf allen lag eine fiebrige Hochspannung. In jenen Jahren verstanden die Deutschen keinen Spaß. Das hatten sie nie getan.
Plötzlich trat mutig eine Frau aus dem herschaftlichen Haus heraus, die zuvor noch niemand zu Gesicht bekommen hatte. Die Zeit schien still zu stehen.
Man erzählte uns später, dass die Dame mit Entschiedenheit und Mut den Soldaten gegenüber getreten sei, und mit ihnen auf Deutsch gesprochen habe. Es kam zu einem heftigen Wortwechsel, an dessen Ende sie die Soldaten dazu brachte, wieder abzuziehen. Was sie den Soldaten tatsächlich gesagt hat, habe ich nie erfahren. Aber ich wage mir nicht auszumalen, was uns und unseren Familien zugestoßen wäre, wenn diese Dame nicht zu unserer Verteidigung eingeschritten wäre. Diese Dame war die Gräfin Elfriede Taveggi Heitemeyer.
Wir alle sind ihr für ewig dankbar, dass sie uns das Leben gerettet hat. Ich möchte mit dem folgenden Nachruf schließen, der in der deutschen Tageszeitung "General Anzeiger" im Juli 1966 anlässlich des Todes der Gräfin Elfriede Taveggi abgedruckt wurde:
Der Vorfall 1944 fand hier statt, viale Camillo Prampolini in Montecchio
Foto 1941
Foto 1941
Gräfin Taveggi gestorben
Kripp verdankt ihr viel
General Anzeiger 1966 Kripper Lederfabrik gehörte der gräflichen Familie
In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts erbaute ein Major von Coburg die Villa am Batterieweg der es an einen Herrn Plücker verkaufte, dem auch die Ringofenziegelei gehörte und der ein Architektenbüro hatte. Der Vater von Gräfin Taveggi, Clemens Heitemeyer, hatte in Amerika als Lederfabrikant Reichtum erworben und wollte wieder zurück nach Deutschland. Er kaufte das Anwesen von Plücker. Graf Taveggi, als Lederfachmann, der 1905 nach Kripp gekommen war, sowie Erich Schmitz und Ferdinand Wegener wurden für den Ort Kripp und seine wirtschaftliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Mit der Gründung der Lederfabrik wurden die Bewohner auch in ihrem Arbeitsplatz ortsständig. Es bildete sich eine breite Schicht anerkannter Lederfacharbeiter. Heute ist die Lederfabrik Eigentum des Bonner Fabrikanten Gummersbach.
Unvergessen sind die alljährlichen Kinderfeste mit großem Feuerwerk im großen Park der gräflichen Familie. Überall wo Not war, zeigte sich die milde Hand und das gütige Herz des Grafen und der Gräfin. Als 1918 die die amerikanische Besatzung hier war, wohnte der Ortskommandant, Oberleutenant Marshall, beim Grafen. In unserer Zeit ist General Marshall als Begründer des Marshall-Planes bekannt geworden, mit dessen Hilfe der deutsche bzw die europäische Wiederaufbau begann. Damals konnte der Graf manche Bedrängnis von der Bevölkerung abwenden. Im Betrieb der Lederfabrik wurden schon früh Betriebsausflüge mit Sonderzug und Musik gemacht für die 180 Mitarbeiter und deren Familien.
Großer Förderer war Graf Graf Joachim Taveggi des St. Seb. Schützengesellschaft, als deren Protektor er das 50-jährige Stiftungsfest, das sich auf eine Woche erstreckte, fast vollständig finanzierte. Die einzige Tochter Komtessa Bimba, lebt heute in England. Der Sohn Bobby, der der erste Vorsitzende des 1927 gegründeten Motorsportclub Rhein Ahr war, ist gestorben.
Gerne erinnern sich die Kripper an die gräfliche Familie Taveggi. Ihr zu Ehren eine Straße zu benennen, sollte das dankbare Andenken an sie wach halten.
Zeitungsartikel Archiv Willy Weis und Hildegard Funk