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Die Autoren der Taveggi Dokumentation sind Krebs und Weis-Funk  

        Von Napoleon bis Taveggi

         Zeitreise des Kripper Grafen Joachim Taveggi      



von: Horst Krebs

Die Zeitreise des Kripper Grafen Joachim Taveggi beginnt für uns mit der Geburt des Vaters von Napoleon Bonaparte im Jahre 1746. Carlo Bonaparte war 22 Jahre alt, als sein Sohn Napoleon auf die Welt kam. Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, dass hier soeben der Kaiser von Frankreich geboren wurde. Die Lebensdauer Carlos‘ war mit 39 Jahren recht bescheiden, aber er nutzte die Zeit um 13 Kinder zu zeugen, davon blieben ihm 8 Kinder nach dem ersten Jahr der Geburt am Leben. Carlo wurde auf Korsika geboren, als jüngster dreier Kinder. Er war kein Adliger zu dieser Zeit, studierte Rechtswissenschaften an der Universität in Pisa, und als sein Vater Guiseppe starb, nahm er das Erbe und heiratete Maria Letizia Ramolino, die spätere Mutter von Napoleon.

                               
                               Carlo Bonaparte +1785                                                                                 Letizia Ramolino +1836

Schon früh, im Alter von 17 Jahren, heiratete Carlo die 14 jährige Letizia und ein Jahr später kam das erste Kind. Letizia gehörte der Unterschicht an und war nicht sonderlich gebildet. Ihr Sohn Napoleon konnte durch die Revolution zum Kaiser werden, sie selbst war dem kaiserlichen Glanz abgeneigt, erhielt aber später einen Hofstaat um sich den Wohltätigkeitsangelegenheiten zu widmen.
Carlo Bonaparte nahm an den Partisanenkämpfen in den korsischen Bergen teil. Der Widerstand der Rebellen wurde gebrochen und Korsika wurde Teil des französischen Staates. Zu dieser Zeit war Napoleon, der 1769 geboren wurde, gerade mal zwei Monate alt. Durch Versöhnung mit Frankreich gelangte Carlo in den Adelsstand. Hier war ihm kein Erfolg gegeben, und er brauchte den Anspruch des Staates, um den Kindern eine standesgemäße Erziehung zu sichern.

Unter welchen Umständen nun der Kripper Graf Joachim Taveggi in den Verwandtschaftskreis geriet, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorhersehbar, zumal er noch nicht geboren war. Erst 1876 wurde unser Graf geboren, aber schon jetzt wurden die Weichen gestellt. Die entscheidende Rolle spielten hier die beiden, die oben auf dem Bild zu sehen sind, denn 1782 kam das vorletzte Kind von Carlo und Letizia zur Welt, Caroline Bonaparte.

                                  

Napoleon Bonaparte *1769 mit seiner jüngsten Schwester Caroline *1792

Caroline Bonaparte war nun die Wegbereiterin des Grafen Taveggi der 30 Jahre in dem  Ort  Kripp, einem schmucken Dorf am Ufer des Rheins, leben sollte. Sie heiratete  Joachim Murat, den Kavalleriemajor ihres Bruders Napoleon, in Luxemburg, der damit der Schwager Napoleons wurde.
Napoleons Schwager Joachim Murat (1767-1815) hatte eine besondere Karierre gemacht. Er war als Sohn eines Gastwirtes geboren, hatte von der Pike auf im Heere Ludwigs dem XVI. gedient, war desertiert, dann in der konstitutionellen Garde Ludwigs dem XVI. wieder aufgenommen und während der Revolution Oberstleutenant geworden. In Napoleons Heer stieg er bald und schnell empor, heiratete als Divisionsgeneral dessen jüngste Schwester, die damals 18 jährige Caroline Bonaparte, und war an allen Feldzügen seines kaiserlichen Schwagers in hervorragendem Maße als Kavallerie General beteiligt.

                   
                Joachim und Carolina Murat (Bonaparte)

1806 machte ihn Napoleon zum Großherzog von Berg. Carolina war aber mit dieser geringen Würde nicht zufrieden, sondern lag ihrem Bruder so lange in den Ohren, bis er Murat zum König von Neapel befördert hatte. Nach der Leipziger Völkerschlacht begab sich Murat in sein Königreich und verhandelte mit den Verbündeten, um sein Land nach Napoleons Sturz nicht zu verlieren, aber sein zweideutiges Verhalten brachte ihn mit beiden Parteien in Konflikte. Er zog mit österreichischen Truppen gegen seinen Schwager und später, als Napoleon von Elba wieder zurückgekehrt war, kämpfte er für ihn gegen Österreich, wurde geschlagen. Nach Napoleons endgültigem Sturz rief er sich selbst zum König aus, wurde vor ein Kriegsgericht gestellt und 1815 unter Ferdinand dem I. standesrechtlich erschossen, nachdem er nach Bekanntwerden der Niederlage der Schlacht um Waterloo geflüchtet war. Carolina verstarb 1839 im Alter von 57 Jahren in Florenz. Beide haben ihre letzte Ruhestätte gefunden in einer Gruft auf dem Friedhof du Pere-Lachaise, dem größten Friedhof in Paris.

Er bewies als Soldat Mut und alle kriegerischen Tugenden, war aber in seinen Entschließungen stets von Napoleon abhängig. Seine geistigen Gaben waren beschränkt.



Grabstätte von Joachim Murat und Carolina Murat (Bonaparte) in du Pere-Lachaise, Paris


In den letzten Stunden seines Lebens schrieb Joachim Murat einen Brief an seine Familie: (ins deutsche übersetzt)

Meine liebe Carolina

dieses ist meine verhängnisvolle Stunde. Ich werde sterben, von meinen qualvollen Gedanken an Euch erlöst werden. In einer Stunde hast du keinen Ehemann mehr, und die Kinder werden ihren Vater verlieren.
Lass mich in deiner Erinnerung und in deinem Gedächtnis bleiben. Ich werde unschuldig sterben und ein ungerechtes Urteil wird mir mein Leben nehmen. Lebe wohl Achille, lebe wohl Letizia, lebe wohl Luciano, lebe wohl Luisa.

Seid stolz auf mich: Ich lasse euch zurück in einem Land  und einem Reich voller Feinde. Sei dem Unglück überlegen und glaubt nicht mehr zu sein, als ihr seid, träume davon, was ihr gewesen seid.
Lebt wohl, ich segne euch. Lasst keinen Fluch entstehen über meinen Geist. Glaube mir, mein größter Schmerz in dieser Stunde ist, dass ihr so weit weg seid und das ich keinen Freund habe, der mir gleich die Augen schließt.
Lebe wohl Carolina, lebt wohl meine Kinder, nehmt meinen väterlichen Segen, meine Tränen der Liebe und meine letzten Küsse für euch. Lebt wohl meine Kinder und vergeßt eure unglücklichen Eltern nicht.

Pizzo, October 13, 1815
Gioacchino Murat

In der Ehe von Joachim und Carolina wurden 4 Kinder geboren. Achille, Letitia, Lucien und Louise. Prinzessin Letitia sollte diejenige sein, die einen Nachkommen gebären sollte, der bald im weiteren Verlauf die Linie der Taveggis berühren würde. Sie heiratete 1823 Guido Taddeo, Marchese Pepoli, den Grafen von Castiglione, in Venedig. Das Foto unten zeigt Prinzessin Letitia als Kind stehend neben ihrer Mutter Carolina Murat geborene Bonaparte.

                  
      Das Foto links zeigt Letitia rechts, als Kind, neben ihrer Mutter stehend, und das rechte Foto als Marchesa Letizia Murat
                                                                                                                               mit freundlicher Genehhmigung: Virginia und Stan Forster

Letitia wurde am 25. April 1802 in Paris geboren. Sie starb am 12. März 1859 und ihre Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof „Cimitero Monumentale della Certosa“ in Bologna. Wie sonst üblich auf solchen Grabstätten, befindet sich ein Denkmal der Person über der Grabstätte. Das Denkmal der Letitia Murat ist aber nicht eine Statue dieser Dame selbst, sondern ein reiches, mindestens in Lebensgröße ausgeführtes Mamorbildnis ihres Vaters, König Murat in Husarenuniform. Da es schwer war, eine passende, keinem politischen Anstoss gebende Denkmalstätte für König Murat zu finden, wurde die Grabstätte der Tochter gewählt. Das eigentliche Grab ihres Vaters ist in Paris.




Grabstätte Letizia Murat in Bologna mit Statue ihres Vaters König Murat, der standrechtlich erschossen wurde.

Marchesa Letizia Murat heiratete 1823 den Grafen von Castiglione Guido Taddeo Pepoli. Sie lebten beide bis zum Tode des Grafen im Jahre 1852 in der Nähe von Bologna in seiner " Villa della Palata". 1)
Er war ein guter Mann des Volkes, und so forderte Guido Taddeo Pepoli und der Komponist Rossini gemeinsam 1846 in einem Schreiben die Kirchenfürsten von Bologna auf, sich den Bedürfnissen und Wünschen der Bevölkerung anzunehmen. 2)
Letizia Murat gebar vier Kinder, von den der 1825 geborene Sohn Gioacchino Napoleone Pepoli für die Kripper der Wichtigere war.

                                   
              Guidi Taddeo Pepoli, der Vater Von Gioacchino Pepoli                                   Gioacchino Napoleone Pepoli
              Bildarchiv Daria Spaggiari

Gioacchino Napoleone Pepoli heiratete im Jahre 1844 die Prinzessin Friederika von Hohenzollern-Sigmaringen. Es war seine Cousine, da Friederika eine Tochter von Antonietta Murat war. Er war der päpstlichen Regierung nicht wohl gesonnen, und er nahm eine aktive Rolle in der Befreihungsbewegung von 1846 - 1848 ein. Im Jahre 1860 war er Gouverneur der Region Umbrien. Ministerpräsident (1860), Senator (seit 1868), wurde dann Minister für Landwirtschaft (1862), Gesandter in St. Petersburg (1863), einer der Architekten der September-Convention (1864), Königlicher Kommissar in Padua (1866) und Botschafter in Wien (1868-1869). Er verstarb 1888.

                       
                   Frederika Pepoli Prinzessin von                                                             Das originale Autogramm von Frida Pepoli                    Hohenzollern Sigmaringen   *1820 +1906                                                           von Hohenzollern Sigmaringen

mit freundlicher Genehmigung:
Art Collection and history of the foundation Cassa di Risparmio di Bologna.
( Biblioteca di San Giorgio in Poggiale)

In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als  Marchese Pepoli als italienischer Botschafter in St. Petersburg fungierte, galt  das Paar als gesellschaftlicher Mittelpunkt der Hauptstadt, bei dem die gesellschaftliche Elite des Reiches verkehrte. Ihre Empfänge galten als Glanzpunkte. Die Hochzeit mit Marquis Gioacchino Napoleone Pepoli fand am 5. Dezember 1844 in Sigmaringen statt. Das Hochzeitsbuch mit dem mehrseitigen Gedicht der Gäste  ist als Unikat unten ausgestellt.


mit freundlicher Genehmigung:
Art Collection and history of the foundation Cassa di Risparmio di Bologna.
( Biblioteca di San Giorgio in Poggiale)

Es wurden drei Kinder geboren, und es war 1849, als Tochter Antonietta auf die Welt kam. Antonietta wurde 1876 die Mutter des Kripper Grafen Gioacchino Taveggi durch ihre Heirat mit Carlo Taveggi.


                                             
                            Marquise Antonietta Pepoli   *1849 +1887                              Graf Carlo Taveggi   *1836 +1902   
                       mit freundlicher Genehmigung: Virginia und Stan Forster

Die Hochzeit von Antonietta und Carlo fand 1872 in Bologna statt. Sie bekamen 2 Kinder, Gioacchino und Frederica. In der Kirche wurden beiden das Hochzeitsgedicht überreicht. Unten die Seite mit dem Gedicht und der Deckelseite.

              
mit freundlicher Genehmigung:
Art Collection and history of the foundation Cassa di Risparmio di Bologna.
( Biblioteca di San Giorgio in Poggiale)


Das Paar wohnte in Bologna in der Via Castiglione und hatte die Hausnummer 1313 und dort kam Gioacchino Taveggi, der später in Kripp Joachim genannt wurde, auf die Welt. Im Jahre 1900 wanderte Taveggi nach Amerika aus, 1903 heiratete er Elfrida Heitemeyer in New York, und 1905 kam er nach Kripp, wo er 30 Jahre im Batterieweg wohnte. Joachim und Elfrida bekamen  2 Kinder, Antonietta und Roberto. Graf Taveggi starb 1939 und seine Frau Elfrida 1966. Sohn Robert verstarb 1942 und Tochter Antonietta 1982. Alle vier sind in einer Familiengruft auf dem Friedhof in Montecchio-Emilia beigestzt.
Die untere Aufnahme zeigt um 1920 den Palast Pepoli in der Via Castiglioni und gegenüber weitere Wohnhäuser der Familie Pepoli. Hier wurde Graf Joachim 1876 geboren. Früher war die Via Castiglione ein Fluss, an den Eisenankern an den Häusern und am Palast erkennt man die Stellen, wo früher die Boote fest machten.



Zum Tode von Gräfin Antonietta Taveggi Pepoli im Jahre 1887 wurde ein Nachruf verfasst, welcher die Lebensgeschichte von Gräfin Antonietta Taveggi Pepoli widerspiegelte. Außergewöhnlich an diesem italienischen Text ist, dass ihr Ehemann Carlo Taveggi, der 1902 verstarb, nicht erwähnt wurde. Sie schrieb über ihren 11 jährigen Sohn Joachim, dass er zur Zeit auf eine Schule in Florenz geht und das die 12 jährige Tochter Frederika in Deutschland zur Schule geht.
Das Original des unten stehenden Nachrufes befindet sich in der "National Library of Florence"

  



                                                      


Das untere Bild zeigt die Grabstätte der Familie des Grafen Joachim Taveggi auf dem Friedhof in Montecchio Emilia aus dem Jahre 2011. Unter dem Bildnis des Grafen, in der Mitte hinter dem Blumenstrauß, ist sein Name in die Steinplatte gemeißelt. Dieses ist eine Doppelgrabstelle. Im Jahre 1939 gab es nur die rechte Grabstelle, wo die Urne des Grafen stand. Als 1942 sein Sohn Graf Roberto starb, wurde Roberto an einem anderen Teil des Friedhofes beerdigt, damit noch eine Sargstelle frei blieb für Gräfin Elfrida. 1953 konnte man den linken Grabteil erwerben, und der Sarg Graf Robertos konnte damit ins Familiengrab überführt werden. Fie Tochter  Gräfin Antonietta kam 1982 als Urne ins Grab.


                                                                                                                                                                                                    Foto Daria Spaggiari



Quellenvereichnis:
1) "Beiträge zur Italienischen Geschichte " Seite 76, geschrieben von Alfred von Reumont, 6th Edition, Berlin 1857
2) "Aschaffenburger Zeitung" aus der Bayrischen Staatsbibliothek vom 1. Januar 1846